© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/06 07. Juli 2006

Leserbriefe

Zur Meldung: "Änderung bei Antidiskriminierung", JF 27/06

Nicht: prinzipientreu, standfest

Vor einigen Wochen war Wirtschaftsminister Michael Glos zu Gast bei Maybritt Illner in "Berlin Mitte". Auf mehrmaliges Nachfragen zum AGG entlockte sie dem Minister den Ausspruch, daß er das Gesetz als "Unsinn" empfinde, aber bei den Abstimmungen trotzdem dafür stimmen werde. Sind das die standfesten und prinzipientreuen Minister, die dieses unser Land voranbringen?

Bernd Distelrath, Singen

 

 

Zur Meldung: "NRW legt Vorschläge zur Integration vor", JF 27/06

Befähigungen und Chancen

Sehr wichtig wäre, etwas darüber zu erfahren, warum ein Ausländer ausgerechnet die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben möchte, welche Befähigungen und berufliche Chancen er hat, um sich und gegebenenfalls seine mehr oder minder zahlreiche Familie hier durchzubringen, ohne der Allgemeinheit zur Last zu fallen.

Nicht ohne Grund kontrollieren die "klassischen" Einwanderunsländer mit wesentlich günstigeren ökonomischen Verhältnissen, ob die neuen Leute für das Land auch von Nutzen sind. Deutschland, eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde, mit einem viel zu hohen Anteil nicht integrierbarer islamisch-türkischer Bevölkerung, Massenarbeitslosigkeit, kollabierenden Sozialsystemen und gigantischen Schuldenbergen, sollte jedenfalls alle Einbürgerungskandidaten gründlich prüfen.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

 

Zu: "Neue deutsche Welle" von Dieter Stein, JF 26/06

Mehr musikalischer Patriotismus

Das derzeit zu beobachtende Phänomen des sportlichen Patriotismus läßt hoffen, daß in naher Zukunft auch eine Genesung der kulturellen Identität Deutschlands erfolgen wird. Momentan fühlen sich jedoch die meisten Institutionen und Medien im Kulturbereich immer noch Adorno verpflichtet, der vor mehreren Jahrzehnten unnachgiebig zum Verzicht auf die deutsche Musiktradition aufgerufen hatte. Die Schönheit der modernen Musik sollte - zum Leidwesen der Musikliebhaber und zeitgenössischen tonalen Komponisten - darin bestehen, "dem Schein des Schönen sich zu versagen". Daß ein Volk mit der Verleugnung der eigenen Musiktradition, die über Jahrhunderte zur internationalen Spitze gezählt hatte, seine kulturellen Wurzeln verlieren und somit zu völlig gefühllosem, "politisch korrektem" Handeln erzogen werden sollte, liegt auf der Hand. Der Eifer, mit dem während der WM die Nationalhymne gesungen wird, beweist jedoch, daß die Mehrheit der deutschen Bevölkerung aus gutem Grund nicht auf die musikalische Tradition eines Haydn und anderer deutscher Komponisten verzichten möchte und daher ein Recht auf die Fortführung derselben hat.

Wollen wir hoffen, daß die Verantwortlichen im Kulturbereich dieses kulturpatriotische Zeichen als solches wahrnehmen und künftig vermehrt die künstlerischen Bemühungen fördern, die sich der deutschen Geschichte und nicht Adorno verpflichtet fühlen.

Frank Fojtik, Georgenberg

 

Bürger eines kranken Landes

Ich bin Deutschland und nehme meine abendliche Berliner S-Bahn Richtung Wohnort. Durch die Fenster kann ich wie immer kaum sehen, denn sie sind zerkratzt oder beschmiert oder beides. Zu meiner Verwunderung finde ich einen Sitzplatz, und der ist nicht einmal aufgeschlitzt. Besonders kommod sitze ich nicht, denn der fette, junge Mensch neben mir benötigt eigentlich zwei Sitze und er bohrt mir beharrlich seinen Rucksack in die Seite. Meine Beschwerden kann er nicht hören, denn sein Kopfhörer beschallt ihn scheinbar mit frühen Werken auf der Stalin-Orgel. Auch sonst könnte ich mich nicht auf mein Buch konzentrieren, denn etliche Migrationshintergrundmitbürger krakeelen lautstark in fremdartigen Lauten über mehrere Sitzreihen - Hauptstadt eben. Sich abwechselnde Obdachlosenzeitungs-Verkäufer und Zigeunermusik Vortragende vervollständigen das Bild. Langweilig wird mir nicht, denn ich muß die gesamte Fahrt den Riesenhund ohne Maulkorb gegenüber im Auge behalten, der sich zum Glück nicht entschließen kann, zuzubeißen. Unversehrt erreiche ich meinen Umsteigebahnhof und nutze den Fußgängertunnel zur Straßenbahn, der am Morgen noch halbwegs sauber war. Ich wate durch Glasscherben, Hundekot und Restmüll. Fast jede Fliese ist mit Farbkritzelei "verziert". Auf dem Weg treffe ich Jugendliche, pardon, Kids. Zwei sehen im Gesicht aus wie ein reich geschmückter Christbaum, zwei tragen schwankenden Schrittes als Statussymbol je eine Dose Premiumpils vor sich her, zwei versuchen erst gar nicht, ihre Farbsprühdosen zu verbergen, und zwei haben es sich im Restmüll bequem gemacht und betteln. Immerhin: Zwei sehen ganz normal aus. Die sollen vermutlich bald meine Rente und den Unterhalt aller Vorgenannten erwirtschaften. - Was denke ich? Bin ich Deutschland? Auf jeden Fall bin ich Bürger eines sehr kranken Landes. Einige erfolgreiche Fußballänderspiele werden es kaum heilen.

Klaus Jänicke, Berlin

 

 

Zu: "Unter den Teppich kehren" von Curd-Torsten Weick, JF 26/06

Biedermann und Brandstifter

Max Frisch hat vor genau 50 Jahren das Hörspiel "Biedermann und die Brandstifter" geschrieben, damals auch Stoff im Deutschunterricht. Biedermann kam aus den eingefahrenen Klischees nicht heraus. Er beherbergte und bewirtete die Brandstifter eigentlich wider besseres Wissen, nur um zu erleben, daß sie ihm dann doch das Dach über dem Kopf abgebrannt haben. Wenn wir heute die in verschiedenen Artikeln und Kommentaren Ihrer Zeitung veranschaulichte Situation in Deutschland und in der EU betrachten, kommt einem unwillkürlich Biedermann in den Sinn, da auch unsere Politiker sich ähnlich verhalten: Gutmensch sein, äußerste Toleranz üben, Fakten unter den Teppich kehren, die Tür für das Verderben weit öffnen, es willkommen heißen und bewirten.

Wilhelm Stross, Bensheim-Auerbach

 

 

Zu: "Mit dem Ordnungsamt gegen Verfassungsfeinde", JF 26/06

Unverständliche Aufregung

Die Aufregeung über den Antifa-Bettlaken-Spruch "Polen muß bis Holland reichen - Deutschland von der Karte streichen" ist mir unverständlich. Schließlich unterstreicht der Spruch die alte Forderung, daß die Oder-Neiße-Linie keinen endgültigen Charakter haben darf. Im übrigen: Warum immer gleich die Polizei rufen, anstatt sich auf einen fröhlichen Dichter-Wettbewerb einzulassen. Wie wäre es zum Beispiel mit folgendem Bettlaken-Spruch, aufzuhängen gleich gegenüber: "Rußland reichen wir die Hand - Polen ist hier unbekannt". Das müßte der PDS doch eigentlich gefallen (Deutsch-Sowjetische Freundschaft!).

Dieter J. Perthes, Neuwied-Rodenbach

 

Staatliche Alimentierung kürzen

Traurig, aber wahr: Unbändigen Haß auf Deutschland beziehungsweise auf seine alteingesessenen Bewohner öffentlich kundzutun, unterliegt nicht dem Volksverhetzungs-Paragraphen 130 StGB und ist im übrigen vom Recht auf freie Meinungsäußerung (Art. 5 GG) gedeckt. So auch Antifa-Haßparolen wie "Bomber-Harris do it again!" und "No tears for Krauts!", mit denen die deutschen Opfer des alliierten Bombenterrors und der Vertreibung - staatlicherseits unbehelligt - verhöhnt werden (dürfen). Ebensowenig wie einen "Kampf gegen Links" im öffentlich-politischen Raum gibt es in der deutschen Rechtssprechung eine "Volksverhetzung von links" - eine Konsequenz der Funktion dieses Paragraphen als (zuvorderst) Disziplinierungsinstrument gegen Rechte.

Lautete die Inschrift des Transparents statt dessen: "Deutschland muß zum früheren Sowjetrußland reichen - laßt uns deshalb Polen von der Karte streichen", wäre die betreffende Wohnung längst vom SEK des Staatsschutzes gestürmt worden. - Wie aber läßt sich nun diesem empörenden Transparent respektive dessen zugrunde liegenden Ungeist beikommen? Zum Beispiel, indem seinen Verfassern jedwede staatliche Alimentierung entzogen wird.

Michael Anders, Berlin

 

 

Zu: "Verschwiegen" von Michael Kreuzberg, JF 26/06

Nicht die geringste Besorgnis

Die geschilderte Tat ist kein Einzelfall. Täglich werden Deutsche Opfer von gewalttätigen Ausländern, doch wen interessiert es? Ein Beispiel: Zwei junge Männer werden erstochen, und ein Busfahrer wird von Ausländern bedroht und beraubt. Von seiten der Politiker und Massenmedien erfolgt keine Reaktion! Ebenso ist von den handelnden Politikern nicht die geringste Besorgnis zu hören, da fast jeder dritte Mord in Deutschland von ausländischer Hand verübt wird! Man muß sich fragen, wie lange die Deutschen sich eine solche Situation noch bieten lassen.

Dr. med. Konrad Voigt, Berlin

 

 

Zu: "Sängerstreit" von Anni Mursula, JF 26/06

Unterpfand oder Flaschenpfand

Walter Jens hat recht. Kaum einer weiß noch, was "des Glückes Unterpfand" bedeutet. Eine Hiphopversion mit Dosen- und Flaschenpfand wäre zeitgemäßer. Fänden sich hierin doch auch jene Verfechter des nationalen Nihilismus hymnisch wieder, die für die spirituellen Müllhalden der Gegenwart verantwortlich sind.

Helmut Englmann, Johannesberg

 

 

Zu: "Abschied von bürgerlichen Positionen" von Paul Rosen, JF 26/06

Nur das Volk subventionswürdig

Die konservativen Kritiker des Familiensplittings sind historisch wohl etwas kurzsichtig, denn die Alleinverdienerehe ist erst ein Produkt der industriellen Gesellschaft. Älter sind die Familienbetriebe, in denen die Bäuerin oder die Frau Meisterin selbstverständlich mitarbeitete. Bei vielen kleineren selbständigen Unternehmen in der Landwirtschaft, im Handwerk, in der Gastronomie und auch im Pfarrhaus verhält es sich bis heute so. Die Ehe hat sicher ihren Wert in sich, aber subventionswürdig sind nur die Familien, weil sie den Fortbestand unseres Volkes absichern.

Harald Mundt, Esens

 

 

Zu: "Der selbstverschuldete Untergang droht" von Yoav Akiva Sapir, JF 26/06

Selten derart propagandistisch

Selten habe ich in der JF einen derart unqualifizierten, propagandistischen und volksverhetzerischen Artikel gelesen wie denjenigen von Yoav Akiva Sapir. In hölzernen inkongruenten Argumentationsbruchstücken soll uns eingeredet werden, daß jeder Moslem nichts anderes als den Dschihad im Kopf hätte. Die an sich durchaus problematische westliche Wortschöpfung "Islamismus" wird kurzerhand mit Islam und dieser wiederum mit Terrorismus gleichgesetzt. Im "Kampf gegen den Terror" sollte am besten auch gleich der Islam "reformiert" werden, um den Muslimen "zu einer besseren Zukunft zu verhelfen". Wie diese Zukunft aussieht, kann in Palästina und im Irak besichtigt werden. Daß der Terrorismus und - ja - der Widerstand etwas mit der westlichen Kolonialpolitik im 20. Jahrhundert, ständigen direkten westlichen Interventionen, der Installierung von Satrapenregimen und der zerstörerischen Rolle des zionistischen Staates zu tun haben könnte, kommt Sapir in seiner unerträglich herablassenden kolonialherrschaftlichen Attitüde natürlich nicht in den Sinn.

Dr. Alfred Wollmann, Erding

 

 

Zu: "Alle Zeichen deuten auf Angriff" von Heinz Magenheimer, JF 26/06

So gut wie unvermeidlich?

Der Angriff der einen oder anderen Seite erscheine so gut wie unvermeidlich, meint der Verfasser. Aber: Hätte auch Hitler ihn für unvermeidlich gehalten, dann hätte er ihn rückblickend nicht "heftig bedauert".

Franz Wesner, Dortmund

 

Sowjetarmee nicht unvorbereitet

Als Angehöriger des Jahrgangs 1920 war ich von der ersten Minute des Rußlandfeldzuges Soldat (Melder) der 12. Infanteriedivision, damaliger Kommandeur war Generalmajor von Seydlitz-Kurzbach. In der Zeit meines Kriegseinsatzes sah ich viele schlimme Dinge, verursacht von deutschen und sowjetischen Truppen. Unter anderem sollte ich nach einem verlustreichen Einsatz einen Kommissar erschießen. Mit dem Hinweis, daß ich das nicht könne, konnte ich den Befehl umgehen, Nachteile hatte ich hierdurch nicht.

Doch nun zum eigentlichen: Während des Vormarsches und anschließenden Stellungskriegs hatten wir auch Kontakte zu der russischen Zivilbevölkerung. Dabei war auffallend, daß alle jungen Menschen in Rußland die deutsche Sprache gut beherrschten. Auf meine Frage an einen 12- bis 13jährigen Jungen nach dem Grund der guten Sprachkenntnisse, sagte mir dieser wörtlich: "Unser Lehrer hat gesagt, wenn man ein Land verwalten will, dann muß man auch dessen Sprache beherrschen." Ein weiterer Beweis für die Angriffsabsichten der sowjetischen Machthaber mag die Bemerkung eines gleichaltrigen Bekannten sein, der mir berichtete, daß seine Truppe bereits gegen 3.15 Uhr, also 10 Minuten nach dem Angriffsbeginn der deutschen Truppen, von sowjetischen Flugzeugen angegriffen wurden - ein Hinweis darauf, daß die sowjetischen Truppen nicht so unvorbereitet waren, wie es heute von "Fachleuten" behauptet wird.

Gerhard Michler, Frankfurt

 

 

Zu: "Der vergessene schwarze Freitag" von Wilhelm Hankel, JF 26/06

Ganz demokratisch verzichtet

Professor Hankel erweckt in seinem Beitrag die Illusion, die Entwicklung hin zum "Global Player" ließe sich verhindern, indem sich die "Freiheit der Märkte mit der sozialen Verantwortung der Staaten versöhnen" ließe. Dieser Zug ist vor etwa zwei Jahrzehnten abgefahren. Damals kam es in Deutschland zu einer grundlegenden Neudefinition von Unternehmenszielen. Bis dahin wurde das Ziel "Arbeit für Deutschland" verfolgt. Das neue Ziel der Global Players lautet "shareholders value", die Aufgabe der Solidarität der Unternehmensleitungen mit den deutschen Belegschaften zugunsten der Aktionäre. Die Versöhnung der Freiheit der Märkte mit der sozialen Verantwortung der Staaten, die hatten wir einmal und darauf ist ganz demokratisch verzichtet worden.

Jürgen Rieck, Eschborn

 

 

Zu: "Abgesandte der Nation", Interview mit Hans-H. von Sandrart, JF 24/06

Devise lautet Gehirnakrobatik

Die Devise in der Bundeswehr von heute lautet: Der traditionelle Patriotismus ist out, der kosmopolitische Pseudo-Patriotismus ist in. General a.D. von Sandrart rechtfertigt sie dialektisch: Die Leugnung nationaler Interessen diene letztlich den nationalen Interessen. Bei dieser Gehirnakrobatik bleiben innere Widersprüche nicht aus. Einerseits versuchte er als Heeresinspekteur, seinen Soldaten mit der Botschaft "Ihr seid deutsche Soldaten! Seid stolz darauf!" ein positives Nationalgefühl zu vermitteln, andererseits aber pflegt er nationalmasochistische Attitüden wie (u.a.) "Wir sind nun mal eine gebrochene Nation". Beides - Nationalstolz und nationalpathologische Büßermentalität - paßt freilich nicht zusammen.

Seiner Bekundung "Europa ist unser nationales Interesse" ist zwar grundsätzlich zuzustimmen, aber die Frage ist doch, ob sich Deutschland in der EU als gestaltendes Subjekt oder als zu gestaltendes Objekt begreift. Von Sandrart - wie übrigens auch das Gros unserer Politiker - neigt unzweifelhaft dem letzteren zu. Und was die "Instabilitäten außerhalb unseres europäischen Sicherheitsraumes" betrifft, "denen es vor Ort zu wehren heiße", sei daran erinnert, daß gerade im Nahen (Irak) und Mittleren Osten (Afghanistan) weitgehend eine Folge fragwürdiger militärischer Interventionen des Westens respektive der durch den Terroranschlag vom 11. September 2001 gedemütigten USA sind. Vielleicht täte General a.D. von Sandrart besser daran, statt einer "abstrakte Gefahrenanalyse in einer abstrakten Welt" eine reale Gefahrenanalyse in unserer Welt zu erarbeiten.

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zu: "Fluch der bösen Tat" von Thorsten Hinz, JF 17/06

Beschädigte Rechtskultur

Wenngleich es einige Ergänzungen zu dem Beitrag zu machen gäbe: Es wurde in der JUNGEN FREIHEIT endlich einmal darauf hingewiesen, daß der größte Schaden als Folge der Enteignungen nicht in dem weiteren Schicksal der enteigneten Personen, sondern vielmehr in der Beschädigung, wenn nicht sogar der Zerstörung der Rechtskultur besteht.

Friedrich Wilhlem Dettmann, Lübeck


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