© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/06 07. Juli 2006

Zeitschriftenkritik: Espero
Scharfe Abrechnung
Werner Olles

Espero, das im 13. Jahrgang fünfmal jährlich in einem Umfang von ca. 34 Seiten und im DIN-5-Format erscheinende "Forum für libertäre Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung", befaßt sich in seiner aktuellen Ausgabe sowohl im Editorial als auch im Leitartikel mit der Widersprüchlichkeit zwischen politischem Reden und Handeln in Sachen Arbeitslosigkeit. Während man im Gesundheits- und Schulwesen fast von einem "Staatssozialismus" sprechen und von Liberalität da überhaupt keine Rede sein könne, verschleuderten die fest im Griff der diversen Lobbyisten und Interessenvertreter von Wirtschaft und Gewerkschaften steckenden Regierenden das Geld der Bürger. Nicht bezahlt gemacht hätten sich auch beträchtliche Zahlungen an Staaten wie Guinea, Mosambik, Angola, Syrien, Tansania und Sambia. Espero fragt sich daher, warum die deutschen Regierungen das Geld ihrer Bürger nicht gleich zum Fenster rausgeworfen haben.

Als reine Augenwischerei seien auch die demonstrativen Auftritte führender Politiker - vor allem in Wahlkampfzeiten - bei Firmenschließungen zu werten, schreibt Helmut Creutz. Der Autor beziffert allein die im Gleichschritt mit den Schulden gestiegenen öffentlichen Zinslasten auf inzwischen rund 66 Milliarden Euro. Diese Summe würde ausreichen, um rund zwei Millionen Arbeitnehmer einzustellen. Die Verantwortung für diese Entwicklung sei jedoch nicht den Unternehmern anzulasten, sondern den Politikern, die letztlich für die Fehlstrukturen in unserem Geldsystem zuständig sind, das uns heute zu solchen immer höheren Verschuldungen führt.

Ein besonderer Leckerbissen ist Hans-Jürgen Degens Beitrag über die "Überflüssigkeit der Grünen". Sie hätten der Sozialdemokratie als "rückgratlosestem und widerlichstem Parteiengebilde" längst den Rang abgelaufen, da diese rund 150 Jahre brauchte, "um sich ideologisch bis zur Unkenntlichkeit zu demontieren", während die Grünen das "im Opportunistengalopp in nur rund 25 Jahren schafften". Habe dieses "Politsammelsurium von meist politischen Laienspielern in einigen ihrer Gründungsgruppen auffallen totalitäre Züge gehabt", landeten sie später "in der oligarchischen Ecke, wo sich permanent das ganze BRD-Parteienspektrum gegenseitig als systemtreu und staatstragend beweihräuchert". Noch im deutschen Wendejahr 1989 wollte der "unsägliche, angeblich charismabeladene Weltpolitiker Joschka Fischer" die deutsche Karte ein für allemal verbrennen, kaum in Amt und Würden trat der ehemalige "Antiimperialist" seine Canossagänge nach Washington an, wo ihm US-Außenminister Colin Powell "haufenweise gemeinsame Werte" bescheinigte.

Was wäre die "schillernde Grünen-Personage mit ihrem hohen Prozentsatz an ausgewiesen egozentrischen Charakteren" ohne Claudia Roth, den Prototyp des ausgelutschten Moralismus, die "geplagt von einem permanent schlechten Gewissen unter dem Zwang steht, die ganze Gesellschaft auf dieses niedrige Niveau herabziehen zu müssen". Von Kamera zu Kamera hechelnd, "um ihre Platitüden loszuwerden", repräsentiert sie sichtlich wohlgefällig die "überflüssigste unter den überflüssigen Parteien".

Anschrift: Uwe Timm, Wulmstorfer Moor 34 b, 21629 Neu Wulmstorf. Der Einzelpreis beträgt 3 Euro, fünf Ausgaben kosten 12 Euro.


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