© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/06 07. Juli 2006

Aufgeschnappt
Backpfeifen aus Thüringen
Matthias Bäkermann

In der Disziplin "Gesicht zeigen" will die CDU in Thüringen neue Maßstäbe setzen, wenn es nach deren Generalsekretär Mike Mohring geht. So drohte der 34jährige Unions-Mann in einem Interview der Thüringischen Landeszeitung (TLZ) Sängern des Deutschlandliedes Schläge an: "Ich denke, der Anstand und die Moral gebieten, nur 'Einigkeit und Recht und Freiheit' gemeinsam zu singen. Das andere überreizt das Thema, ist nationalistisch und verbietet sich daher von selbst", weiß der Unionspolitiker aus Apolda, der gegebenenfalls demjenigen sofort "ein paar scheuern" würde. Einen "politischen Skandal" wegen dieser Gewalttat zu riskieren - auch wenn das Lied nicht verboten sei, wie ihn die TLZ-Redakteurin belehrt -, müsse man da schon wagen und sich den zu erwartenden geharnischten Protesten - etwa von Grünen oder Linkspartei.PDS - aussetzen. Eigentlich, so muß Mohring zugestehen, kenne er die beiden ersten Strophen des Hoffmannschen Originals gar nicht, sondern nur die Nationalhymne. Im Kontext der von ihm WM-euphorisch ausgerufenen thüringenweiten Patriotismuskampagne würde er zu dieser, "außer im Büro", sogar aufstehen und laut mitsingen.

Künftig muß sich also nicht nur Parteifreund Günther Oettinger in acht nehmen, falls man - wie dieser Unionspolitiker im Kreise seiner Bundesbrüder der Landsmannschaft Ulmia Tübingen (JF 26/00) - das Lied der Deutschen anstimmt und ein allzu couragierter Mike Mohring in Reichweite sitzt.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen