© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/06 30. Juni 2006

Leserbriefe

Zu: "Neue deutsche Welle" von Dieter Stein, JF 26/06

Nichts als Party-Patriotismus

Die gegenwärtigen patriotischen Aufwallungen sind nichts weiter als unverbindlicher, infantiler Party-Patriotismus anläßlich einer circensischen Fußlümmelei. Wenn es in punkto panem bergab geht, darf es halt in punkto circenses a bisserl mehr sein.

Detlef Gukumus, Kelkheim

 

 

Zu: "Die Schlesier" von Richard Hausner, JF 26/06

Mit Ballack sind es drei Schlesier

Ich habe mich gefreut, daß mit dem Artikel über Klose und Podolski einmal wieder etwas über meine schlesische Heimat zu lesen war. Aber wir haben nicht nur zwei Schlesier in der deutschen Mannschaft - wir wollen doch nicht den Görlitzer Ballack vergessen! Also sind es drei! Görlitz liegt an dem Grenzfluß Neiße, ist zweigeteilt und liegt in dem kleinen Zipfel Niederschlesiens, das uns noch geblieben ist, eine wunderschöne gepflegte Stadt mit Häusern aus den verschiedensten Stilepochen, die während des Krieges kaum zerstört worden sind.

Ich habe früher in meiner Heimat Niederschlesien die Oberschlesier größtenteils als besonders zuverlässig und heimatverbunden erlebt, aber wer die jetzigen Verhältnisse dort kennt, wird verstehen, daß Podolski die Frage nach seiner Identität ausweichend beantwortet, schließlich will er die in Oberschlesien lebenden Familienangehörigen ungehindert besuchen können. Denn man weiß ja nie! - Solchen Problemen ist der Schlesier Ballack nicht ausgesetzt, dessen Situation ist auch anders. Vermutlich weiß man gar nicht, daß er ebenfalls Schlesier ist.

Sybille Bieker-Wuttke, Bovenden

 

 

Zu: "Weinen für Deutschland", Interview mit Asfa-Wossen Asserate, JF 26/06

Nicht unfallfrei über die Lippen

Liest man in diesen Tagen Ihr Blatt oder auch andere rechte Publikationen, so kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, daß so mancher national denkende Autor eine wirkliche patriotische Wende krampfhaft herbeischreiben will. Gespräche mit den fußballbegeisterten - nicht selten äußerst bierseligen - schwarzrotgülden bemalten Fähnchenschwenkern machen aber schnell deutlich, daß sich zwar tatsächlich der eine oder andere ein Ende des deutschen Schuldkomplexes wünscht, aber der sicher weitaus größte Teil das Ganze eher als eine fünf Wochen andauernde, hedonistische Sommerkarnevalsveranstaltung betrachtet, die im übrigen von Medien, Politik, Wirtschaft, Werbung und Fifa tatkräftigst mitinszeniert wurde. Unter den "Public Viewing"-Jublern befinden sich genügend Kandidaten, die nicht mal fünf Zeilen der Nationalhymne unfallfrei über die Lippen bringen und von den komischerweise genau zeitgleich durchgezogenen Maßnahmen der Berliner Politbonzen (Mehrwertsteuer, Gesundheitsreform etc.) weder etwas sehen noch hören wollen. Ich möchte Ihnen Ihren Optimismus nicht nehmen, aber diese meist politisch völlig ungebildeten WM-Patrioten sind höchstwahrscheinlich zum nicht unbedeutenden Teil dieselben Menschen, die beim nächsten Aufstand gegen rechts zu Zehntausenden mit ihrem Gutmenschenkerzchen durch Berlin marschieren ...

Frank Straub, Langenfeld

 

 

Zu: "Mit dem Ordnungsamt gegen Verfassungsfeinde" von Anni Mursula, JF 26/06

Helft euch selbst, so hilft ...

Die Deutschenfeinde sind nicht andere Völker, sondern radikale Gruppen von geistig Gespaltenen in Deutschland: Sie leben von dem, was sie bekämpfen. Darin besteht ihr Schwachsinn. Ihre Behandlung ist nicht Sache der Polizei oder gar des Geheimdienstes, sondern der Psychiatrie, wenn es zu sehr ausartet. Schon Karl Jaspers erkannte, daß man die Widersprüche Irrer nicht enträtseln kann. Wo keine Vernunft ist, hat der Rechtsstaat seine Grenzen erreicht. Rezept also: Die öffentlichen Provokationen werden kommentarlos von irgendwem mit Bürgermut - das gibt es doch hoffentlich noch? - beseitigt. Der Staat wird den Plunder nicht entfernen, aber er wird ihn auch nicht schützen!

Gottfried Lemberg-Gödel, Gaiberg

 

 

Zu: "Sängerstreit" von Anni Mursula, JF 26/06

Von Gesellschaft mißverstanden

Es zuckt der antinationale Reflex der GEW und ihrer altlinken Konsorten. Ausgelassen feiern und dabei die Nationalhymne singen - welch Sakrileg. Es scheint, als ob diese Miesepeter ständig von unserer Gesellschaft mißverstanden werden, indem man sie ernstnimmt, anstatt das Ganze als Politparodie zu erkennen, wie etwa bei der Idee, den gesetzlichen Feiertag der Deutschen Einheit zugunsten eines türkischen Feiertags abzuschaffen.

Man hat die Wahl, sie entweder als nationale Spaßbremse zu sehen oder als Verfassungsfeinde, die unsere Hymne und Nationalfarben verunglimpfen.

Oliver Keller, Berlin

 

 

Zu: "Am Rande der Wahrnehmung" von Ekkehard Schultz, JF 26/06

Auch Zittau ohne Öffentlichkeit

Nicht nur in Berlin, auch hier in Zittau hielten wir eine Kranzniederlegung und Gedenkstunde zum 17. Juni ab. Die linke Sächsische Zeitung schweigt bewußt über unsere Veranstaltung, obwohl der Landrat und der Oberbürgermeister an der Gedenkstunde teilgenommen haben.

Immer, wenn ich in Zittau zum Bahnhof gehe und über den davor liegenden Platz des 17. Juni komme, denke ich daran, daß alle Menschen das gleiche Recht auf Freiheit haben. Als im Juni 1953 in Zittau und überall in der damaligen DDR die Menschen gegen die erneut aufkommende Diktatur gestreikt und demonstriert haben, standen auf diesem Platz die Panzer. Ich bin ehemaliger politischer Häftling (Bautzen) und hatte am 17. Juni 1951 in Zittau mit Flugblättern, die ich selbst gedruckt und verteilt habe, zum Widerstand aufgerufen. Ich finde, es ist eine Schande für unsere Bundesrepublik, daß der Widerstand gegen die SED-Diktatur so gering geachtet und bewertet wird.

Ewald Kurbiuhn, Olbersdorf bei Zittau

 

 

Zu: "Historische und moralische Tragödie", Interview mit Alfred de Zayas, JF 24/06

Eine unglückliche Wortwahl

Es ist dem kompetenten Völkerrechtler und Historiker Prof. Dr. Alfred de Zayas einmal mehr zu danken, daß er die Vertreibung der Sudetendeutschen deutlich als Völkermord qualifiziert. Völkermord ist ein besonders schweres Verbrechen. Es wird vorsätzlich begangen, und die hierzu angewandten Methoden sind gewöhnlich barbarisch. Es ist daher zweifelhaft, ob de Zayas den titelstiftenden Satz, in dem er die Zerschlagung der mehr als 700jährigen Präsenz der Deutschen in Böhmen und Mähren als eine nicht nur "juristische, sondern auch historische und moralische Tragödie" bezeichnet, tatsächlich so formuliert haben wollte. Denn als "Tragödie" bezeichnet man ein nicht abwendbares unheilvolles Schicksal. Ob in der historischen und moralischen Dimension "nur" eine Tragödie vorliegt, sei dahingestellt. Jedenfalls ist es eine zumindest unglückliche Wortwahl für den Titel des Interviews.

Dr. Wilfried Anders, Manebach

 

Entscheidend ist die Absicht

"Vertreibung ist Völkermord", so lautete das Motto des Sudetendeutschen Tages 2006. Wenn die Vertriebenen - einem ehemaligen Bundespräsidenten zufolge nur zur Wanderschaft gezwungene Deutsche - fordern, endlich ein Denkmal zur Erinnerung an ihre brutale Vertreibung in Berlin zu errichten, so kann kein Normaldenkender etwas dagegen einwenden. Es läge ganz im Sinne des bayerischen Mini-sterpräsidenten und aller noch lebenden Vertriebenen, dieses Völkerrechtsverbrechens auf immer zu gedenken, auch wenn man in Prag und Warschau versucht, die Errichtung eines solchen Denkmals mit allen Mitteln zu verhindern. Deutsche Politiker sollten den Mut aufbringen, tschechischen und polnischen Politikern mit Nachdruck zu vermitteln, daß es sich hier um eine innerdeutsche Angelegenheit handelt. Was wir bräuchten, sind Politiker vom Schlage eines Gustav Stresemann, der als Reichsaußenminister der 20er Jahre Polen und Tschechen in ihre Schranken verwies.

Nach der Völkermordkonvention von 1948 ist die "Absicht" das entscheidende Moment. Völkermord bedeutet also Handlungen, die in der Absicht begangen werden, "eine nationale, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören". Wichtig dabei ist die Tatsache, daß die gesamte Volksgruppe aus rassistischen Gründen vertrieben wurde, also nur, weil sie Deutsche waren. Um als Völkermord zu gelten, ist es nicht nötig, daß alle Mitglieder der Gruppe massakriert werden. Auch nicht alle Armenier, nicht alle Juden, nicht alle Tutsis wurden ausgerottet. - Zuweilen bekommt man den Eindruck, daß die Kritiker des Mottos "Vertreibung ist Völkermord" meinen, wenn die Vertreibung nicht ganz Völkermord war, dann war es nicht so "schlimm".

Friedrich Kurreck, Offenbach am Main

 

 

Zu: "Ein Haus voller stummer Dinge" von Thorsten Hinz, JF 25/06:

Fehlender Respekt vor Speer

Albert Speer als "Möbelbauer, der ein Gaukler war, auf den wunderlicherweise Herr Fest hereingefallen ist", zu bezeichnen, greift sehr kurz. Man braucht ihn nicht zu verehren oder auch nur zu mögen, um vor seiner gewaltigen kriegswirtschaftlichen Organisationsleistung Respekt zu haben.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Subventionen für das grüne Image" von Christian Bartsch, JF 24/06

Zig Milliarden sinnlos vernichtet

Als nüchtern denkender Mensch versteht man absolut nicht, warum ausgerechnet die zuverlässigsten Kernkfraftwerke der Welt, nämlich die deutschen, in den nächsten Jahren vorzeitig verschrottet werden sollen. Andere Länder verlängern die Laufzeiten, wir verkürzen sie. Da werden zig Milliarden des schwer erarbeiteten Volksvermögens sinnlos vernichtet, Deutschland scheidet auf diesem Hightech-Gebiet freiwillig aus der Welt-Spitzenliga aus.

Dabei kann es im beginnenden Kampf um die immer knapper werdenden Ressourcen der Welt doch nur heißen: "Alles nutzen, was da ist" - unter Einschluß von Regenerativen und Atomkraft. Der preiswerte Atomstrom kann die auf Sicht noch erforderlichen Subventionen für Regenerativen per Saldo etwas ausgleichen. Ausdrücklich deshalb forderte zum Beispiel Vahrenholt, Geschäftsführer des großen deutschen Windanlagenbauers Repower, eine längere Laufzeit für die deutschen Kernkraftwerke! Der Club of Rome und andere Vertreter der internationalen Umweltbewegung, zum Beispiel Hugh Montefiori, James Lovelock und Patrick Moore - als ursprünglicher Mitbegründer von Greenpeace - sind heute für die Nutzung von Kernkraft weltweit wegen der Kohlendioxid-Freiheit.

Kord Schwarze, Hannover

 

EEG - Milliardengrab ohne Ende

Bezüglich der verschiedenen Energieerzeugungsmöglichkeiten läßt sich zur Wind- und Solarenergie - mit Blick Energie-Einspeisegesetz (EEG) - folgende Rechnung aufmachen: Ein Vier-Personen-Familienhaushalt wird mit 145 Euro pro Jahr zusätzlich belastet. Für die Volkswirtschaft kommen mit der Aufstellung der Wind- und Solaranlagen noch weitere Belastungen hinzu: Steuerliche Abschreibung, zinsgünstige Kredite bei der KfW in der Größenordung von 2,4 Mrd. Euro. Dies von der letzten Bundesregierung initiierte EEG ist ein Milliardengrab ohne Ende. Bis Ende 2007 soll über die weitere Zukunft des EEG entschieden werden - hoffentlich mit drastischen Einschränkungen.

Wenn Befürworter bei der katastrophalen Faktenlage (im Hinblick auf die Subventionen, Vergünstigungen etc.) weiterhin das hohe Lied auf Wind- und Solarenergie singen wollen, dann sollen doch diese bitteschön die Kosten dafür übernehmen, die aufgeklärte Bürger nicht mehr tragen wollen.

Prof. Dr. Helmut Keutner, Schwante

 

 

Zu: "Das Brett vor der Sonne beseitigen" von Franz Alt, JF 22/06

Das Geschäft mit der Angst

Dr. Franz Alt gibt sich gewohnt hoch wissenschaftlich, weil er scheinbar unbezweifelbare Fakten liefert. Tatsächlich betreibt er wie - darin ähnlich den meisten Gutmenschen und Pseudowissenschaftlern - nur das Geschäft mit der Angst. Vielmehr gilt es, das Brett der "political correctness" vor unseren Augen wegzunehmen, etwa in der Frage des Kohlendioxids: Das Umweltbundesamt hatte am 10. August 2005 mitgeteilt, daß nach wissenschaftlichen Schätzungen nur etwa 1,2 Prozent der Emission von Kohlendioxid durch menschliches Handeln bedingt und der Rest natürlichen Ursprungs sei. Laut Medienberichten hat ein Jahr Emissionszertifikathandel eine Senkung der technischen Kohlendioxid-Produktion um zwei Prozent bewirkt. Das bedeutet, daß die gesamte Kohlendioxid-Emission im Jahr um 0,024 Prozent zurückgegangen ist. Der Treibhaus-Hypthese zufolge macht das Kohlendioxid nur etwa ein Drittel der Treibhausgase aus. Dementsprechend bewirkt der Kohlendioxid-Zertifikathandel einen Rückgang der Treibhausgas-Produktion um nur 0,008 Prozent. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kann daher gefolgert werden, daß der Zertifikat-Handel keinerlei Einfluß auf das Klima besitzt, jedoch eine erhebliche Schädigung für die deutsche Volkswirtschaft bedeutet. - Es mag ja sein, daß wir derzeit mehr Kohle, Gas und Öl verbrauchen als jemals zuvor, die Schlußfolgerungen sind trotzdem falsch.

Alois A. Degler, Rastatt

 

 

Zu: "Falsche Verheißung" von Klaus-Peter Krause, JF 22/06

Nutznießer vor allem Juristen

Wenn man davon ausgeht, daß namhafte Politiker schon eine weitgehende Vereinfachung des gesellschaftlichen Lebens durch Straffung unserer Verwaltung, das heißt Reduzierung unnötiger Eingriffe der Verwaltung auf vielen Gebieten des täglichen Zusammenlebens fordern, dann scheint diese geplante Mißgeburt, ob sie am Ende nun Antidiskriminierungs- oder Gleichbehandlungsgesetz heißen mag, doch eher fehl am Platz zu sein; jedenfalls so, wie es unsere deutschen Politiker über die EU-Vorlagen hinaus noch weiter verbessern wollten. - Nutznießer können in erster Linie Juristen verschiedener Fachrichtungen sein. Die Probleme von Bürgern, die sich in den Maschen solcher Gesetze verfangen, mag man sich gar nicht erst ausmalen. Wenn es die Abgeordneten aller Parteien mit ihren Wählern und Steuerzahlern gut meinen, sollten sie diesem Gesetz ihre Zustimmung versagen.

Hans Demmeler, Memmingen

 

 

Zu: "Taktischer Sieg und strategische Niederlage" von Matthias Bäkermann, JF 22/06

Geographische Lage statt Schuld

Vor dem Ersten Weltkrieg besaß das Deutsche Reich eine Handelsflotte, die in ihrer Größe ungefähr der Hälfte der britischen entsprach, und auch eine entsprechend starke Hochseeflotte. Daß das Reich keinen offenen Zugang zu den Weltmeeren hatte, war nicht seine Schuld, sondern seine geographische Lage. Eine mächtige Flotte war damals so etwas wie ein Symbol von Macht bei allen Staaten. Das Deutsche Reich, obwohl es keine militärische Auseinandersetzung mit dem britischen Weltreich wollte, wurde jedoch in London damals als eine Bedrohung britischer Interessen empfunden ("Germany must perish!"). Insofern war die Skagerak-Schlacht für das Deutsche Reich keine strategische Niederlage, da sie an dem fehlenden Zugang zu den Weltmeeren nichts änderte.

Jens Freese, Frankfurt am Main

 

 

Zu: "Die Kapitulation von Santa Fé" von Günter Zehm, JF 21/06

Neue Forschungen zu Kolumbus

In bezug auf die Fragen, wer Kolumbus war und welches seine Muttersprache war, ist auf das Buch "Kolumbus" des Historikers Salvador de Madariaga hinzuweisen sowie auf neuere Forschungen der Universidad Balear (Prof. de Genética Misericordia Ramon). Durch DNA-Vergleiche mit den Überresten des Bruders Diego Kolumbus wird eine Klärung möglich sein, welches das Grab von Christoph Kolumbus ist. Vieles deutet übrigens darauf hin, daß er ein aus Spanien ausgewiesener Jude (Sefardit) war, denn seine Randnotizen in Schriften sind in spanisch-kastilischer und nicht in italienischer Sprache geschrieben. Auf den Balearen wurden seinerzeit Kinder ausgewiesener, gestrandeter Juden adoptiert und christlich erzogen.

Mechthild Brückner de Vellet, Büren


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