© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/06 23. Juni 2006

Unter den Teppich kehren
von Curd-Torsten Weick

Keine Schlagzeilen. Keine Solidaritätsadressen. Keine Blumengebinde. Keine spontane Demonstration gegen Haß und Gewalt. Keine besorgten Politikermienen. Verkehrte Welt? Man möchte es nicht glauben. Eine schwangere Frau wird in Dessau von zwei Schwarzafrikanern angegriffen, und der Pressesprecher des zuständigen Polizeireviers erklärt lapidar, daß bei einer "Ausländerbeteiligung" an Gewalttaten eine Nachrichtensperre bestehe.

So eine Nachrichtensperre hat es in sich. Ihr folgt die Schweigespirale in den Medien. Zurück bleibt der un- und desinformierte Bürger. Für ihn gibt es dann eben nur noch Schwarz und Weiß. Heißt im schlimmsten Fall: Es gibt nur noch deutsche Täter und ausländische Opfer. An Aufklärung besteht kein Interesse.

Halten sich die zuständigen Stellen, wenn es um Ausländerkriminalität geht, nun schon seit langem vornehm bedeckt, so machen sie im Kampf gegen Rechts keinen Hehl aus ihrem Ansinnen. Man wolle nichts "unter den Teppich" kehren, erklärt die zuständige Polizeipräsidentin, wenn es um die Aufklärung eines fremdenfeindlichen Anschlages geht. Recht so. Warum dann aber in anderen Fällen immer wieder den Teppich anheben und verstohlen mit dem Kehren beginnen?

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, bleibt eins der vielen - deutschen - Opfer zurück und fällt der Nichtbeachtung anheim. Ist man eben doch nur ein Opfer zweiter Klasse?


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