© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/06 23. Juni 2006

Nationale Schande
von Hugo Diederich

Wie jedes Jahr zum 17. Juni gab es zuvor Bekenntnisse der Parteien für eine bessere finanzielle Anerkennung der Opfer der SBZ/DDR-Diktatur. Nun soll sie endlich kommen: eine Rente. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) betrachtet die Initiative "auch als einen Beitrag gegen die derzeit versuchte Geschichtsklitterung der Stasi-Pensionäre" und klagt: "Müssen erst die einstigen Peiniger sich öffentlich zu Wort melden, damit wir an die Widerständler denken?"

Ihre Biographien zerstört, leben heute viele von ihnen am Existenzminimum. Es muß Aufgabe einer funktionierenden Demokratie sein, die Menschen zu ehren, die gegen die Diktatur gekämpft haben. Jeder Tag in Haft war ein Mosaikstein im Puzzle des Zusammenbrechens des Kommunismus.

Man schätzt die Zahl der SED-Opfer auf noch 70.000, insgesamt saßen aber 300.000 in den Gefängnissen. Rentenstaffelungen von 150 bis 500 Euro, beginnend ab einem Jahr Haft, werden den Bund und die Länder jährlich 70 Millionen Euro kosten. Die Rentennachzahlungen an SED-staatsnahe Funktionäre belasten den Steuerzahler dagegen jährlich mit drei Milliarden Euro. Allein dieses Mißverhältnis ist ein Armutszeugnis!

 

Hugo Diederich ist stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS). Internet: www.vos-fg.de


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