© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/06 26. Mai 2006

Links an der Kamera vorbei
Ganz großes Kino: Impressionen von den Dreharbeiten zum Film "20 Jahre JF"
Karin Erichsen

Laaangsam gehen! Nicht in die Linse schau'n! Und dicht links an der Kamera vorbei! Super! Ham' wir!" ruft Chrissi. Mit schnellen, behenden Griffen klappt der junge Kameramann, der soeben noch konzentriert durch sein Objektiv gesehen hat, das Stativ zusammen und hebt sich die schwere Kamera auf die Schulter. "Weiter geht's, am besten darüber", ruft er - die Darsteller folgen gehorsam.

Wer nun glaubt, hier am Münchner Odeonsplatz werde ein Fernseh-Zweiteiler gedreht, irrt gründlich. Die jungen Leute, die hier mit einer Zeitung in der Hand bald auf einer Parkbank sitzen, bald durch Arkaden schlendern oder im Café Tambosi ein Erfrischungsgetränk genießen, sind keine Schauspieler im eigentlichen Sinne. Es handelt sich vielmehr um junge JF-Leser, die Gesicht zeigen. Denn zum 20. Geburtstag der JUNGEN FREIHEIT erscheint ein Film, der Gesichter und Geschichte der Zeitung kurzweilig darstellen wird. Und da dürfen natürlich die treuen Leser, Freunde und Förderer der Zeitung nicht fehlen.

Auf die Natürlichkeit kommt es an, alles muß sehr locker und ungestellt wirken, und so werden etliche kleine Szenen immer und immer wieder wiederholt. Die Leser sind froh, als endlich alles im Kasten ist und sie in Ruhe und Gemütlichkeit einen wohlverdienten Kaffee genießen können.

Die Kameraleute allerdings sind schon weiter zum nächsten Termin. Bei einem Kommanditisten zu Hause soll ein Interview geführt werden. Die erste Hürde besteht darin, einen Parkplatz in der Nähe der Wohnung zu finden, um die schweren technischen Gerätschaften nicht allzuweit ins Haus tragen zu müssen. Nachdem sich alles an Ort und Stelle befindet, beginnt der Aufbau von Licht und Ton. Nach 20 Minuten kann es endlich losgehen. Fritz Zwicknagl sitzt im Rampenlicht, die Kamera läuft. Zunächst beantwortet er einige Fragen zu seiner Biographie, dann die entscheidende Frage: "Warum sind Sie Kommanditist der JUNGEN FREIHEIT geworden?" Er habe ein wichtiges Projekt in unserem Land unterstützen wollen und da die JF, seit er sie kenne, sein Leib- und Magenblatt sei, auf das er sich jede Woche freue, habe es für ihn nahegelegen, dieser Zeitung auch finanziell unter die Arme zu greifen.

Einer der treuen Weggefährten und Förderer der JF ist auch Herbert Fleissner. Der Müncher Verleger muß deshalb ebenfalls vor die Kamera. Er wird in seinem Büro gefilmt. Spannende Aufzeichnungen entstehen: Nachdem er als mittelloser Flüchtling aus dem Sudetenland nach Deutschland gekommen war, hatte er nach und nach ein Verlagsimperium aufgebaut, zu dem heute sechzehn Verlage gehören. Immer wieder nahm er streitbare Autoren ins Programm auf und sah sich deshalb nicht selten harschen Angriffen der politischen Korrektheit ausgesetzt. Dies sei ihm immer gleichgültig gewesen, nicht zuletzt deshalb, weil er sich auf seiten der schweigenden Mehrheit gewußt hätte. Und das wünschte er auch der JF, daß sie sich die Freiheit und Kraft bewahre, weiter gegen den Strom zu schwimmen. Im übrigen sehe er der Zukunft der Zeitung optimistisch entgegen.

Ausgefüllte Drehtage wie dieser waren keine Seltenheit in den vergangenen Wochen. Zahlreiche prominente Unterstützer zwischen Berlin, Frankfurt, München, Hamburg, London, Tel Aviv und Istanbul kamen zu Wort, alte Mitstreiter aus vergangenen Zeiten, als die JUNGE FREIHEIT noch eine Freiburger Schüler- /Studentenzeitung war, wurden aufgesucht, Archivaufnahmen vom Brandanschlag auf die Druckerei und gewalttätigen Demonstrationen vor den JF-Redaktionsräumen wurden aus verstaubten Kisten hervorgekramt.

Was dabei herauskam, ist ein mitreißender Film, der die Entwicklung der JUNGEN FREIHEIT vom Ein-Mann-Betrieb bis zur überregionalen, meinungsbildenden Wochenzeitung packend dokumentiert. Und auch wer glaubt, er sei mit der Geschichte der Zeitung schon bestens vertraut, wird noch viel Neues erfahren, zum Beispiel, was die JUNGE FREIHEIT mit einer Gartenlaube im Grünen, Grillwürstchen und langen Sommerabenden zu tun hat, außer daß man sie in so angenehmer Atmosphäre besonders gern liest. Chrissi, der Kameramann, würde sagen: "Na dann los! Film ab!"

 

Karin Erichsen ist seit März 2006 für die Pressearbeit der JF zuständig. Die organisatorische Leitung der JF-Filmproduktion zählt zu ihren ersten großen Aufgaben bei der Zeitung. 1979 in Schwerin geboren, studierte sie Betriebswirtschaft und arbeitete als freie Journalistin.

Weitere Informationen, mit Fotos, Grafiken u.ä. finden Sie in der PDF-Datei "20 Jahre JUNGE FREIHEIT".


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