© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/06 12. Mai 2006

Mehr Rechte für Menschenaffen
Tierschutz: Spanische Sozialisten in europäischer Vorreiterrolle / Kritik von Katholiken
Volker Kempf

In Spanien will der sozialistische Premier José Luis Rodríguez Zapatero dem Beispiel Neuseelands folgen, wo es eine Implementierung eigener Rechte für Menschenaffen in Analogie zu den Grundrechten für Menschen gibt.

Damit wird anerkannt, daß Leidensfähigkeit, Erlebnisfähigkeit, das Vorhandensein von Gefühlen, von eigenem Willen, irgendeinem Grad von Bewußtsein und Selbstbewußtsein sowie Kommunikationsfähigkeit Menschen und seinen nächsten Artverwandten gemeinsam sind. Die Folgerung lautet, daß an diesen Kriterien für "natürliche Personen" gemessen - angeborene Eigenschaften, die nicht an der Gattung Mensch plötzlich aufhören - auch ein rechtlicher Raum für die Wahrung entsprechender Interessen geschaffen werden muß.

Konkret geht es um das Recht auf Leben von Menschenaffen (Schutz ihrer Lebensräume, Tötung nur zur Selbstverteidigung), das Recht auf Freiheit (keine Haltung im Zoo oder Zirkus) und das Recht auf körperliche Unversehrtheit (kein Einsatz in Labortests). Bei letzterem werden Affen mit fixiertem Kopf auf einen Stuhl geschnallt und bleiben völlig bewegungslos einem Experimentator ausgeliefert: eines der dunkelsten Kapiteln in der Geschichte und Gegenwart der Mensch-Tier-Beziehung.

Die Initiative stößt aber nicht nur auf Zustimmung. Der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastián Aguilar, macht in spanischen Medien darauf aufmerksam, daß das Lebensrecht von Affen höher gestellt werde als das ungeborener Menschen. Dieser Widerspruch ist für sozialistische Tier- und Umweltschützer in ganz Europa charakteristisch. Auf konservativer Seite könnte dieser Widerspruch aufgelöst werden, nur daß dort an Tierrechte so gut wie gar nicht gedacht wird.

Andere Einwände gehen auf Mißverständnisse etwa von Amnesty International zurück, weil dort die Initiative auf die Einführung von Menschenrechten für Menschenaffen verkürzt wird, wo es doch nur um gewisse Grundrechte geht. Manchen ist die Abschaffung der Stierkämpfe wichtiger. Dagegen hat die spanische Umweltministerin Cristina Narbona Ruiz viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Ein Unrecht legitimiert schließlich nicht die Fortsetzung eines anderen.

Und so bleibt für die spanischer Regierung das Leid von Schimpansen oder Gorillas ein ernstes Anliegen, das sie in Europa in eine Vorreiterrolle bringt.

Foto: Affe aus ZDF-Serie "Unser Charly": Kein Einsatz bei Labortests


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