© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/06 05. Mai 2006

"Zeitungen wandeln sich zu Kampfblättern"
Dokumentation: Nur wenige Stimmen kritisierten die mediale Vorverurteilung im Fall Potsdam

"Gegen Fremdenfeindlichkeit muß man vorgehen, wo sie ihr Haupt erhebt und nicht erhebt ... Im Kampf gegen das Böse ist alles recht, weil es im Richtigen nichts falsches Geben kann. Das sollten sich auch die Tatverdächtigen sagen, als sie in Handschellen, mit Ohren- und Augenklappen taub und blind gemacht, kulturkampfmäßig abgeführt wurden."

Volker Zastrow in der "FAZ" vom 24. April 2006

 

 

"Zeitungen, die sonst einen betont moderat-permissiven Stil im Umgang mit gesellschaftlichen Konflikten pflegen, (wandeln sich zu) Kampfblättern, die sich in der Empörung selbst von der Beachtung journalistischer Handwerksregeln suspendieren. (Es ist) der Wille, auch die Berichterstattung zum Schauplatz eines 'Aufstand der Anständigen' zu machen ... publizistische Mobilmachung, wie im Boulevardblatt Berliner Kurier: 'Nazi-Schweine, sie kriegen euch!', 'Nazi-Prügler, freut euch schon auf lebenslänglich!', ‚kein Mitleid für die Täter!' ... Während die Süddeutsche Zeitung auf Seite 2 die Sachlage referiert, die Zweifel an der Rechtsextremismus-These nahelegt, nimmt der Leitartikler den Vorfall als Beleg für 'Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit'."

Heribert Seifert in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 28. April 2006

 

 

"(Die Äußerungen Schäubles) als unerträglich, zynisch und widerlich zu charakterisieren, wie es Claudia Roth getan hat, zeigt nur, wie weit wir vom Weg der republikanischen Tugend abgeirrt sind ... Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Neonazismus haben sich zu einem angeblichen Bedrohungspotential aufgebaut, das in keinem Verhältnis zu den von ihm ausgehenden Realen Gefahren steht. Klassische liberale Rechtsüberzeugungen geraten leicht unter die Räder eines sinnlosen, weil nachholenden Niewieder."

Alexander Gauland in "Rheinischer Merkur" vom 27. April 2006

 

 

"Wie soll man ein Land nennen, in dem die Rechtmäßigkeit staatlicher Maßnahmen (die Übernahme des Falles durch Generalbundesanwalt Nehm) davon abhängt, daß die zuständige Stelle sie ergriffen hat? Eine knifflige Frage für einen Einbürgerungstest. Auch dem bärtigsten Imam, dem blondesten Unhold käme die Antwort 'Rechtsstaat', da zu einfach, wohl falsch vor ... Wo der Staat nicht einfach die Sicherheit seiner Bürger bedroht sieht, sondern seine eigene, schafft er besondere Zuständigkeiten ... Die innere Sicherheit, die durch die Potsdamer Täter bedroht sein soll, kann nur metaphorisch verstanden sein. Es handelt sich um eine moralische Selbstsicherheit, die der Selbstsicherheit des guten Gewissens gefährlich nahe ist."

Patrick Bahners in der "FAZ" vom 26. April 2006

 

 

"Ermyas: 'Love you, you are the best. Geh doch mal ran, Schweine-Sau!' Warum er seine Frau mit diesem 'Kosenamen' anredet? Sie sagt, das sei ein Gag, eine Neckerei. Ermyas spricht weiter auf die Mailbox: 'Geh doch mal ran, Schweine-Sau!' ... Verdächtiger: 'Hey, Nigger.'"

Kommentierter Tonbandmitschnitt im "Stern" vom 26. April 2006 (Anders als der "Stern" sehen die Ermittler laut "Berliner Zeitung" mit Schweine-Sau "eindeutig die Verdächtigen gemeint".)


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