© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/06 31. März 2006

Muslimische Machtsymbole
Moscheebau: Immer mehr islamische Gebetshäuser prägen das Bild deutscher Städte
Claudia Hansen

Darf's noch etwas größer sein? Ein paar Meter mehr Minarett vielleicht? Als der endgültige Entwurf für die geplante Zentralmoschee in der Münchner Innenstadt vergangene Woche von einer Jury ausgewählt und der Öffentlichkeit präsentiert wurde, staunten nicht wenige Bürger: Statt wie zuvor geplant maximal 36 Meter werden die beiden Minarette nun ganze 41 Meter in den Himmel der bayerischen Landeshauptstadt ragen.

Daß eine Bürgerversammlung mehrheitlich gegen die Moschee votiert hatte, scherte die prominent besetzte Jury nicht. Angeführt von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hat sie sich mit 10 zu 2 Stimmen für den Entwurf des Architekten Walter Höfler entschieden. Nur ein einsamer lokaler CSU-Vertreter stimmte dagegen. Die Moschee wird seiner Ansicht nach im Stadtviertel Sendling ein massiver Fremdkörper sein. Ude dagegen pries den "einladenden Charakter" des islamischen Zentrums, das neben einem Gebetsraum für rund 400 Gläubige auch genügend Platz für Koranschule und Kulturarbeit bieten soll.

Viel Glas soll in dem Gebäude am Gotzinger Platz verbaut werden. Schon dadurch wird es sich von den Altbauten ringsum ebenso wie von der neobarocken Kirche St. Korbinian direkt gegenüber abheben. Höflers Entwurf will betont modern erscheinen: Auf einem gläsernen, etwa vier Meter hohen Sockel ruht ein eher kantiger, fast fensterloser Klotz. Darüber erheben sich eine Kuppel und die beiden spitzen Minarette.

Der türkisch-islamische Bauträgerverein Ditim, der indirekt vom Religionsministerium in Ankara abhängt, hat zugesichert, auf den Gebetsruf eines Muezzin verzichten zu wollen. Nachdem aber schon bei der Höhe der Türme geschummelt wurde, sind viele Anwohner skeptisch. Für den CSU-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat bleiben die höheren Minarette eine "Zumutung". Und während die Süddeutsche Zeitung voll des Lobes für die Moschee ist, warnt der Münchner Merkur vor einer "Zwangs-Multikulturalisierung".

Wie in München sind in vielen europäischen Metropolen dominante Moscheen in Planung. Die Zeit der Hinterhofexistenz des Islam ist vorbei. Von den rund 3.000 muslimischen Gebetshäusern in Deutschland haben bislang schon knapp 200 ein weithin sichtbares Minarett.

In Köln möchte Ditib, der verlängerte Arm des türkischen Religionsministeriums, im Bezirk Ehrenfeld ein augenfälliges islamisches Machtsymbol pflanzen. 55 Meter hoch sollen dort die Minarette einer Großmoschee an der Venloer Straße sein. Obwohl starker Unmut der Bevölkerung zu spüren ist, setzt sich ein breites Bündnis von CDU bis PDS im Rat der Stadt für die Moschee ein; nur die kleine rechte Partei Pro Köln macht Stimmung dagegen.

Noch steht aber eine Änderung des Bebauungsplans des Bezirks aus, für die eine Beteiligung der Anwohner zwingend vorgeschrieben ist. Der Baudezernent der Domstadt denkt schon weiter: Mindestens zwei weitere Moscheen werde es in den nächsten Jahren in Köln geben.

Angesichts der demographischen Dynamik ist in den kommenden Jahrzehnten mit einem rasanten Wachstum der muslimischen Bevölkerung in Deutschland zu rechnen. Bis zur Mitte des Jahrhunderts werden autochthone Deutsche nach realistischen Prognosen in allen größeren und mittleren Städten in die Minderheit geraten. Je höher der Anteil von Muslimen steigt, desto stärker wird ihr Drängen auf religiöse Repräsentation. Die heutigen Moscheebaukonflikte sind erst der Anfang.


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