© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/06 31. März 2006

Meldungen

Arabische Liga setzt auf Hamas-Regierung

KHARTUM. Die Arabische Liga will die neue radikal-islamistische palästinensische Hamas-Regierung unterstützen. "Es gibt keinen Grund, das Volk zu bestrafen", erklärte der amtierende Ligavorsitzende, der algerische Präsident Abdelaziz Bouteflika, letzten Dienstag in seiner Eröffnungsrede zur Liga-Konferenz in Sudans Hauptstadt Khartum. Auch Ägypten und Saudi-Arabien haben die Forderung der USA zurückgewiesen, eine Hamas-Regierung international zu isolieren. Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas erklärte, er hoffe, daß die arabischen Länder ihre Zahlungen an die Palästinenser erhöhen. Ihre Regierung benötige mindestens 130 Millionen Dollar monatlich, sollte der Westen seine Hilfen einfrieren. Kurz zuvor hatte das palästinensische Parlament die von der Hamas gestellte neue Regierung mit 71 zu 36 Stimmen bestätigt. Der künftige Premier Ismail Haniyeh bekräftigte, daß sich seine Regierung ihre Politik nicht durch Wirtschaftssanktionen der westlichen Welt aufzwingen lassen werde.

 

Satirefreiheit auch bei religiösen Themen

BERN. Der Schweizer Presserat hat in der letzten Woche Stellung zu den umstrittenen dänischen Mohammed-Karikaturen genommen. Der Abdruck von verletzenden Karikaturen zu religiösen Themen sei in der Schweiz zulässig, er müsse aber eine laufende öffentliche Auseinandersetzung dokumentieren, journalistisch präsentiert werden und verhältnismäßig erfolgen. "Die Freiheit von Satire und Karikatur erstreckt sich auch auf religiöse Themen. Sie ist weder an religiöse Bildverbote gebunden, noch hat sie auf besondere Empfindlichkeiten von orthodoxen Gläubigen abzustellen", heißt es in der Stellungnahme des Presserats. Der Rat hatte im Februar angesichts der weltweiten Proteste viele Anfragen aus Redaktionen erhalten. Die Weltwoche hatte als erste drei der zwölf Karikaturen abgedruckt. Auch der Blick, Le Temps, 24Heures, Tribune de Genève, La Liberté und die NZZ am Sonntag druckten einzelne Karikaturen als Belege ab.

 

Gesetz gegen Christen und Missionierung

ALGIER. Algerien hat in der vergangenen Woche ein verschärftes Gesetz gegen Apostasie verabschiedet. Jedem, der "einen Moslem zu einer anderen Religion zu bekehren versucht", droht nun eine zwei- bis fünfjährige Gefängnisstrafe. Das Gesetz zielt insbesondere gegen Christen und antwortet damit auf aktuelle Christianisierungs-Kampagnen. Zusätzlich zu einer Gefängnisstrafe müssen missionierende Christen fünf- bis zehntausend Euro Bußgeld zahlen. Betroffen sind nicht nur Privatpersonen, sondern auch Firmen sowie Schrift- und Funkmedien. Das Gesetz soll darüber hinaus das Praktizieren von anderen Religionen als dem Islam in der Öffentlichkeit erschweren. Mit knapp elftausend Mitgliedern stellt die christliche Kirche die größte religiöse Minderheit Algeriens dar. Vor der Unabhängigkeit 1962 waren es noch mehrere Hunderttausende.

 

Afghanischer Christ bittet nun um Asyl

KABUL. Der zum Christentum übergetretene Abdul Rahman ist Montagabend aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Klage gegen ihn sei "wegen Problemen mit den Beweisen der Anklage" abgewiesen, erklärte ein Sprecher des Obersten Gerichts in Kabul. Laut dem Vize-Generalstaatsanwaltschaft Mohammed Eschak Aloko gelte Rahman zunächst als unzurechnungsfähig. Er rechne damit, daß er das Land verlassen werde. Die Uno bestätigte indessen, daß Rahman tatsächlich um Asyl im Ausland nachgesucht habe. Die italienische Regierung will ihm dies nun gewähren. Bei einer Verurteilung hätte Rahman wegen Abtrünnigkeit vom Islam die Todesstrafe gedroht.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen