© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

Meldungen

Neues zu Stalins Angriff auf Europa

BERLIN. Stalin bereitete in den dreißiger und vierziger Jahren den Angriffskrieg auf Europa vor, der sich zunächst als "Revanche" für das "Wunder an der Weichsel" im polnisch-sowjetischen Krieg 1920 zentral gegen Polen, dann gegen das Deutsche Reich richten sollte. Belege über diese Planungen finden sich in den noch für lange Zeit historiographische Überraschungen bietenden Moskauer Archiven. Zutage gefördert hat sie Bogdan Musial, der mit ihrer Publikation zugleich eine dringliche Warnung verbindet, mit diesen Quellen nicht der umstrittenen "Präventivkriegsthese" neues Leben einzuhauchen (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 1/2006). Denn einerseits hätten Hitler und die Wehrmachtführung von den sowjetischen Planungen nichts gewußt, der deutsche Angriff im Juni 1941 wollte also nicht in den Aufmarsch der Roten Armee hineinstoßen. Zum anderen sei die "massive Aufrüstung" der Sowjetarmee und ihre Formation in den 1921 an Polen abgetretenen Gebieten im Frühjahr 1941 nicht abgeschlossen gewesen. Und die unbestreitbaren "Vorbereitungen zum Angriffskrieg" gegen Europa - die letzten bekannten Generalstabsplanungen stammen aus dem Mai 1941 - wären vermutlich nicht vor 1943 realisiert worden. Für das Frühjahr 1941 jedenfalls "konnte kein Angriffskrieg gegen Deutschland geplant werden, denn die Rote Armee war für einen militärischen Konflikt mit einem starken Gegner wie der Wehrmacht nicht ausreichend vorbereitet".

 

USA: Herrschaft des Herrenvolkes

HAMBURG. USA-Kritik ist auf der Linken seit langem aus der Mode gekommen. Die "Antideutschen", die USA- und Israelfahnen schwingend ein zweites Bombardement Dresdens herbeisehnen, artikulieren lediglich die pathologische Variante dieser weltanschaulichen Wende. Darum wohl überläßt das neomarxistische Argument (Heft 263/2005) es lieber dem Angelsachsen Frank Unger, scharfen anti-amerikanischen Branntwein auszuschenken. Unger präsentiert die USA als heute noch zutiefst vom "Rassismus" geprägte "Herrenvolkdemokratie". Ausgangspunkt seiner Analyse ist die Kriminalstatistik. Während die Zahl der Gewaltdelikte in den USA hinter denen von Neuseeland oder Kanada zurückbleibt, übertrifft die "Mordrate" doch die Zahlen "aller vergleichbaren Länder dieser Erde". 40.000 Menschen kommen in den USA alljährlich "durch eine Schußwunde" ums Leben. Unter Verweis auf die "gewaltbesessene" US-Filmkultur und die "strukturelle Gewalt" in Wirtschaft und Gesellschaft (die Säuglingssterblichkeit sei in den USA um fünfzig Prozent höher als in Westeuropa und Japan) glaubt Unger die Konturen eines "sozialen Psychogramms" einer von "Mord und Totschlag geplagten" Gesellschaft zu entdecken. Das "kulturelle Erbe der Gewalt" stamme aus den Zeiten des Völkermords an den Indianern und des erst um 1965 beendeten Apartheids-Regimes. Denn das immer noch dominierende "weiße Herrenvolk" werde von "Ängsten vor der Revanche" der "rassisch Diskriminierten" geschüttelt und in konstanter Agressionsbereitschaft gehalten.


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