© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

Brutales Gemetzel
Horrorfilm: Alexandre Ajas Remake eines Klassikers
Claus-M. Wolfschlag

Kein Geringerer als Altmeister Wes Craven ("Scream") führte 1977 Regie bei dem Horrorfilm-Klassiker "Hügel der blutigen Augen". Auch das Drehbuch stammte von ihm. Der Ex-Polizist Carter reist darin mit seiner Großfamilie nach Kalifornien. Als sie in der Wüste an einer US-Luftwaffenbasis vorbeikommen, hören sie, daß in der Gegend fünf Jahre zuvor ein Ufo gelandet sein soll. Die Besucher aus dem All werden seitdem gnadenlos von der Armee gejagt. Doch nun ist die Zeit der Rache gekommen, und die Außerirdischen verwandeln sich in reißende Bestien ...

Die allgemein als einfältig bezeichnete Geschichte wich allerdings vom Originalskript ab. Dieses hat nun der junge französische Regisseur Alexandre Aja (Jahrgang 1978) zur Grundlage seines Remakes genommen. In den fünfziger und sechziger Jahren führte die US-Regierung bis heute bestrittene Atomtests in dem Gebiet durch. Das ehemalige nukleare Testgelände wird von einigen Nachkommen damaliger Strahlenopfer bewohnt, grauenhaft mutierte Gestalten, die sich vom Kannibalismus ernähren. Ihre Opfer sind meist Reisende, die sich in die Gegend verirren. Doch diesmal haben sie nicht mit Gegenwehr gerechnet, die ihnen der rauhbeinige Ex-Polizist Big Bob (Ted Levine) und sein anfangs schwächelnder Schwiegersohn Doug (Aaron Stanford) entgegenzusetzen versuchen.

Alexandre Ajas Film ist zwar nur etwas für Freunde des harten Horror-Splatter, kann sich aber in diesem Genre durchaus sehen lassen. Bereits der Vorspann mit seinen kurzen Einblendungen von Bildern verkrüppelter Kinder läßt einem Schauer über den Rücken laufen.

Der Streifen spielt eindeutig mit Retro-Elementen. Die Angst vor den verheerenden Wirkungen atomarer Strahlung war ein beliebter Aufhänger für Horror- und Science-Fiction-Filme der 1950er Jahre, man denke beispielsweise an Arnold Lavens "Alarm für Sperrzone 7" von 1957. In "The Hills have Eyes - Hügel der blutigen Augen" werden wieder die Opfer der Atomversuche bemüht, allerlei Klischee-Figuren genüßlich dekonstruiert.

Allerdings liegt dem Film kein moralisch-pädagogisches Motiv zugrunde, statt dessen dominiert eindeutig das Gemetzel, schnell, brutal und tabulos. Opfer gleichen sich, vom Überlebenswillen getrieben, rasch den schrecklichen Mutanten an. Und das Happy End wirkt schal angesichts der vorangegangenen Morde und Grausamkeiten.

Alexandre Aja ist ein atmosphärisch dichter Schocker gelungen, der das Original weit übertrifft: sehr starker Tobak, und nur für Liebhaber des Genres zu empfehlen.

Foto: Starker Tobak


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