© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

Meldungen

Abtreibung I: "Selektion vorgeburtlichen Lebens"

Köln. Die katholische Lebensschutzorganisation Donum Vitae hat scharfe Kritik an der Praxis der Spätabtreibung geübt und eine Umkehr bei der "Selektion vorgeburtlichen Lebens" gefordert. Die Bundesvorsitzende der Organisation, Rita Waschbüsch, verwies darauf, daß die Zahl von Spätabtreibungen aufgrund einer medizinischen Indikation seit Jahren ansteige. Diese Indikation sei ursprünglich für Fälle eingeführt worden, in denen das Leben der Mutter unmittelbar bedroht sei. "In der Realität wird diese Regelung immer häufiger dazu mißbraucht, Kinder, bei denen durch vorgeburtliche Diagnostik eine Behinderung festgestellt wurde, abzutreiben", sagte Waschbüsch. Diese Abtreibung finde nicht selten zu einem Zeitpunkt statt, an dem das Kind außerhalb des Mutterleibes bereits lebensfähig wäre. Waschbüsch verwies darauf, daß behindertes Leben ebenso wie gesundes durch das Tötungsverbot des Grundgesetzes geschützt sei. In der Großen Koalition wird derzeit über eine mögliche Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen zur Spätabtreibung diskutiert (JF 12/06).

 

Abtreibung II: Grüne verteidigen Gesetz

Berlin. Die 124.000 gemeldeten Abtreibungen im vorigen Jahr sind nach Ansicht der Grünen-Politikerin Irmingard Schewe-Gerigk kein Anlaß, von "skandalösen Zuständen" in der Abtreibungsgesetzgebung zu sprechen. Die frauenpolitische Sprecherin und Parlamentarische Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag kritisierte den CSU-Abgeordneten Johannes Singhammer, der sich in einem Zeitungsinterview für eine Verschärfung des Abtreibungsparagraphen 218 eingesetzt hatte. Singhammer hatte unter anderem kritisiert, daß Kinder, bei denen eine schwere Behinderung im Mutterleib festgestellt wird, bis kurz vor der Geburt abgetrieben werden können. Schewe-Gerigk wies darauf hin, daß einer Spätabtreibungen eine strikte Einzelfallprüfung vorausgehen müsse. "Die Betroffenen brauchen keine Unterstellungen und Drohungen mit dem Strafrecht, sondern Unterstützung und Hilfe in einer extrem schwierigen Situation", sagte die Grünen-Politikerin. Ihre Partei wolle den Paragraphen 218 in seiner bisherigen Form belassen. Verbessert werden müsse lediglich die Beratung.

 

Abtreibung III: Politiker fordert Wandel

Berlin. Eine Stärkung des Lebensschutzes im gesellschaftlichen Bewußtsein fordert der jugendpolitische Sprecher der sächsischen CDU-Landtagsfraktion, Alexander Krauß. Die Politik allein könne die hohe Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen nicht eindämmen, sagte Krauß gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der CDU-Politiker sieht in der Regelung, daß Abtreibungen zwar rechtswidrig, jedoch straffrei sind, die Gefahr, daß der Lebensschutz am Anfang und Ende Lebens ausgedünnt wird. Wer die Tötung ungeborener Kinder gutheiße, werde bald auch kein Problem damit haben, alte und kranke Menschen von ihrem Leiden erlösen zu wollen. Krauß machte auch auf die Folgen des Geburtenrückgangs aufmerksam. Die Hauptgründe hierfür seien seiner Ansicht nach nicht materieller Art: "Sonst hätten wir in Europa doch viel mehr Kinder als die Menschen in Afrika."

 

Blick voraus

24. bis 26. März: Bundesversammlung der Organisation "Wir sind Kirche" in Trier

25. März: Landesparteitage der SPD in Bremen sowie der FDP-Landesverbände Berlin und Bayern in Würzburg

1. April: Landesparteitage der SPD Berlin und der SPD Nordrhein-Westfalen in Bochum.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen