© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/06 24. März 2006

Deutsche Interessen
von Detlef Kühn

Der Fragebogen Hessens zur Vorbereitung der Einbürgerung ausländischer Mitbürger sei interessanter als Kreuzworträtsel, sagt man. Es werde nicht nur Wissen abgefragt. Man könne auch lernen, was in Deutschland als tolerabel gilt. Bei diesem Teil des Rätsels würden allerdings auch gestandene deutsche Staatsangehörige ins Schwitzen kommen, etwa wenn sie anhand entsprechender Fragen das Spannungsverhältnis zwischen der Verharmlosung nationalsozialistischer Verbrechen und der Meinungsfreiheit nicht nur ehrlich, sondern auch politisch korrekt auflösen müßten.

Das ist dann die Stunde der Politpädagogen. Fahrlehrern gleich, die auf die Führerscheinprüfung vorbereiten, werden sie schon dafür sorgen, daß jeder Bewerber, der nicht völlig verblödet ist, die erwünschten Antworten auswendig hersagen kann. Es ist eine nicht unwillkommene Nebenwirkung, daß sich Gutmenschen damit auch eine hübsche Verdienstmöglichkeit bietet. Die Bundesrepublik und ihre führende Klasse werden ihren Ruf als "weltoffen" nicht gefährden.

Damit ist gewährleistet, daß auch weiterhin ein Gesichtspunkt bei der Verleihung unserer Staatsangehörigkeit keine Rolle spielt: das deutsche Interesse. Es kann uns aber gleichgültig sein, ob ein Bewerber, den wir nicht benötigen, weiß, was der Bundesrat ist und zu tun hat. Wenn er unsere öffentlichen Kassen belastet und in Deutschland bleiben will, weil es ihm hier besser gefällt als in seiner Heimat, sollte man ihn abschieben und nicht auch noch einbürgern.


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