© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/06 17. März 2006

Leserbriefe

Zu: "Vergessene Märtyrer" von Peter Freitag, JF 11/06

Antichristliche Meinungsdiktatur

Im Beitrag heißt es: "die Verfolgung von Christen in vielen Weltreligionen trifft hierzulande auf Ignoranz". Das nimmt nicht wunder - findet hierzulande doch selbst bereits teilweise eine Christenverfolgung statt. Freilich nicht immer auf den ersten Blick offen wahrnehmbar, sondern so, wie es Papst Benedikt XVI. - damals noch Kardinal Ratzinger - in seinem Buch "Gott und die Welt" voraussagte. Dort diagnostizierte er die Gefahr einer "antichristlichen Meinungsdiktatur". Er beschrieb die Möglichkeit einer Situation, "in der sich Widerstand bilden muß, und zwar gegenüber einer Diktatur scheinbarer Toleranz, die den Anstoß des Glaubens dadurch ausschaltet, daß sie ihn als intolerant erklärt. Hier nämlich kommt dann wirklich die Intoleranz der 'Toleranten' zum Vorschein. Der Glaube sucht nicht den Konflikt, er sucht den Raum der Freiheit und des gegenseitigen Sichertragens."

Regina Wilden, Köln

 

 

Zum Brennpunkt: "Gewalt und Terror gegen Gläubige", JF 11/06

Auch im Nahen Osten verfolgt

Nicht erwähnt wurde die sogenannte Westbank. Im ehemals christlichem Bethlehem sollen sich die verbliebenen Christen alles andere als wohlfühlen, Frauen trauen sich nur mit Kopftuch heraus, seit die Hamas die Wahlen gewonnen hat. Die früher im Nahen Osten prozentual zahlreicher vertretenen Christen sind vielfach nach Europa oder Amerika ausgewandert, um dem Druck der islamischen Umgebung zu entgehen. Etwas zu sagen haben sie nur noch im Libanon, wo sie über Gebiete verfügen, in denen sie unter sich wohnen.

Jens-Kristian Geißler, Berlin

 

 

Zu: "Die janusköpfigen Genossen" von Josef Hämmerling, JF 11/06

Flächenbombardements von Lafo

Nach den "Fremdarbeitern" nun also die "Flächenbombardements". Bis zur nächsten Landtagswahl im Saarland wird Lafontaine wohl auch den letzten der 4 Prozent NPD-Wähler der vergangenen Wahl für sich vereinnahmt haben. Peter Müller jedenfalls versuchte es auf die Weise, daß er preisgab, wie sehr er sich bei den Olympischen Spielen von Turin über den Medaillenspiegel gefreut habe, den er schon immer gerne gelesen habe. Und er habe sich jedesmal gefreut, wenn die Nationalhymne erklang, das habe aber nichts mit Nationalismus zu tun, sondern mit Patriotismus ... Eben das ist allerdings das Dilemma der CDU: Ihr Patriotismus beschränkt sich auf das Abspielen der Nationalhymne bei Sporveranstaltungen.

Hans-Peter Riotte, Wallerfangen

 

 

Zu: "Siegfried aus dem Westen" von Thorsten Hinz, JF 11/06

Historische Wahrheit verbogen

Beklemmend ist, wie sehr die historische Wahrheit zur Lüge verbogen wird, nur damit den heute Lebenden ein politisch korrektes Bild des Dritten Reiches geboten wird. Herr Hinz hat es anschaulich gemacht an den eingangs im Film - aus dem Zusammenhang gerissenen - zu hörenden Worten Hitlers. Minuten später sehen einige Filmhelden (im Februar 1945) im Kino eine Wochenschau, die offensichtlich aus dem Sommer 1944 stammt (O-Ton des Wochenschausprechers: "An der Invasionsfront"). Und das nur aus dem einen Grund, weil dort ein Beitrag über V1-Beschuß von London gezeigt wird. Dadurch wird filmisch die Drohung Hitlers vom "Ausradieren englischer Städte" veranschaulicht und vor die Bombardierung Dresdens gesetzt, so als ob die Schäden und Verluste in England durch V-Waffen nur im Entferntesten mit dem zu vergleichen wären, was Dresden erleiden mußte. Nach der Wochenschau läuft der Hauptfilm: "Die große Liebe" aus dem Jahre 1941, Uraufführung 1942. Ein im Frühjahr 1945 drei Jahre alter Schinken, der mit seinem Pathos und der Verniedlichung des Luftkrieges so gar nicht in die Handlungszeit paßt. Propagandistisch zu diesem Zeitpunkt kontraproduktiv, müßte das Verdikt von Goebbels lauten.

Aber der Streifen scheint den Drehbuchautoren wichtig, singt doch darin Zarah Leander das bekannte Lied "Davon geht die Welt nicht unter" - im Hinblick auf die (im Jahre 1941) spärlichen englischen Luftangriffe und minimalen Schäden. 1945 hätte für die Deutschen so eine Verklärung des Bombenkrieges wie Hohn geklungen.

Olaf Haselhorst, Hamburg

 

 

Zu: "Eine Armee löscht ihr Gedächtnis" von Dieter Stein, JF 10/06

Kulturkampf immer krasser

Der "geschichtspolitische Kulturkampf", der in unserem Lande schon seit Jahren tobt, nimmt immer krassere Formen an, bringt immer groteskere Sumpfblüten hervor. Der Patient Deutschland schleppt sich dahin, und kein Arzt in Sicht, der diesen Irrsinn stoppt. Den Ehrabschneidern unserer Soldaten sei gesagt: "Sie haben ihr Leben und Sterben dem Vaterland geweiht und wußten nicht welchen Erben und welcher Erbärmlichkeit."

Helga Ost, Regensburg

 

Den "Kleinen Prinzen" lesen

Nun ändert sogar der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck innerhalb seiner Mauern alle Straßennamen früherer Flieger-Asse. Sogar Antoine de Saint-Exupery muß dran glauben. Vielleicht setzen sich Spitzenpolitiker und höchste Generalität mal zusammen und lesen den "Kleinen Prinzen" mit verteilten Rollen. Möglicherweise dämmert ihnen dann, daß der gute Antoine so schlimm gar nicht war, daß man seinen Namen tilgen müßte. Aber was macht es schon! Wenn sogar Offiziere des Fliegerhorstes den Flieger Marseille für einen Mittelmeer-Anrainer halten, dann können sie ihren Soldaten auch Boelcke als Schreihals und Immelmann als Bienenzüchter verkaufen.

Herbert Kailuweit, Bielefeld

 

Wehrpflichtigen besser abraten

Ich für meinen Teil, der seine Offiziersausbildung in Fürstenfeldbruck zu einer Zeit erhalten hat, als dort noch Stabsfeldwebel mit EK I dienten, werde daraus Konsequenzen ziehen. Bisher habe ich noch immer denjenigen meiner Abiturienten, von deren menschlicher Substanz ich überzeugt war, geraten, sich dem Wehrdienst zu unterziehen, um da etwas zu lernen, was großen Teilen dieser Gesellschaft zunehmend abhanden kommt und was man einmal mit dem Begriff "Haltung" bezeichnet hat. Wenn man auch bei der Bundeswehr nur noch lernen kann, wie man rechtzeitig und geschmeidig sein Rückgrat verbiegt, werde ich davon künftig absehen.

Günter Gottschlich, Tübingen

 

 

Zu: "Praktische Lösung für ein Problem", Interview mit Thomas Gericke, JF 10/06

Weißer Adler auf weißem Grund

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch das Eiserne Kreuz auf den Gefechtsfahrzeugen der Bundeswehr verschwindet. Als Ersatz würde ich einen weißen Bundesadler auf weißem Grund vorschlagen. Ferner erwarte ich die baldige Umbenennung der von der Wehrmacht übernommenen Bezeichnung "Luftwaffe" in "Luftwehr" - um nicht zu sagen "Luftnummer".

Harry Winterholler, Würzburg

 

Schon seit Dante fluchwürdig

Die vom Generalmajor Gericke initiierte Tilgung von Traditionsnamen verteidigt dieser geschickt, ohne sich die Frage zu stellen: Was ist denn überhaupt noch eine Armee, die geschaffen wurde, die Heimat zu verteidigen, ohne Tradition? Ohne die gemeinsame Wurzel in die Vergangenheit mit dem Volk, das sie schützen soll? Diese Mißachtung des Andenkens tapferer, selbstloser, um ihr Vaterland verdienter Soldaten hat schon Dante vor 700 Jahren für so fluchwürdig gehalten, daß er diese Frevler in den hintersten Winkel der Hölle verbannte, weil er es dem Teufel nicht zumuten wollte, sie dauernd in seiner Nähe zu haben.

Richard Helm, München

 

Ohne geschichtliches Bewußtsein

Es kann einem schlecht werden, wenn man so was liest! Entweder ist Generalmajor Gericke aus berufstaktischen Gründen so angepaßt harmlos oder ein Paradebeispiel eines Führungsoffiziers von "erlesener Einseitigkeit" seines Denkens. Vorgelebte Einbindung in die Kulturtradition und Geschichte Deutschlands scheinen bei ihm wohl eher unterentwickelt oder ausgeblendet. Vorbild für den militärischen Nachwuchs? - Mit solchen technokratischen Funktionsträgern läßt sich erschreckenderweise wohl alles mögliche machen, zum Beispiel ein - vom Generalinspekteur und der Politik wohl gewolltes - künftiges "Deutsches Militärisch-Technisches Hilfswerk für weltweite Einsätze" (DeMiTHWWE), bislang "Bundeswehr" geheißen. Seine Straßennamenstürmerei in vorauseilendem Gehorsam ist übrigens politisch nicht korrekt, weil die Umbenennung in "Straße der Luftwaffe" noch viel zu martialisch und "traditionsbelastet" ist.

Wilfried Tröder, Bonn

 

 

Zu: "Täuschungsmanöver I" von Karl Feldmeyer, JF 10/06

Deutsche Außenpolitik aus USA

Eines macht der Irakkrieg, machen die inzwischen bekanntgewordenen CIA-Flüge und -Entführungen sowie die Geheimdienstoperationen deutlich: Deutsche (Außen-)Politik wird eben nicht in Berlin gemacht, wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder populistisch weismachte. Denn eine souveräne Regierung, die erklärte, daß sich Deutschland nicht am Irakkrieg beteiligen werde, hätte es auch nicht zugelassen, einem - einen völkerrechtswidrigen Krieg führenden - Staat Überflugrechte und andere Unterstützung einzuräumen, unabhängig davon, ob man sonst Bündnispartner ist oder nicht. Der Untersuchungsausschuß des deutschen Parlaments und die Aufklärungsarbeit, die er zu leisten vermag, sowie deren politische und gegebenenfalls auch juristische Konsequenzen sind die Nagelprobe, an der sich ablesen lassen wird, wo deutsche Politik gemacht wird.

Josef Müller, Calw

 

 

Zu: Pro&Contra, "Ist die Lehrerpolemik gerechtfertigt?", JF 10/06

Polemik ist nicht gerechtfertigt

Lehrerpolemik kann niemals gerechtfertigt sein. Sie nützt niemandem, schert über einen Kamm und verletzt. Es geht um die Bedingungen von Schule und Unterreicht, wozu auch die Eignung von Lehrkräften, ihre Ausbildung und ihre Unterstützung durch Schulaufsicht und Politik gehören. Wir müssen endlich alle Karten auf den Tisch legen und Lehrern wie Schulleitern Mut machen, damit sie uns sagen, was sie täglich erleben, womit sie zu kämpfen haben und was sie in einem unzulänglichen System herunterschlucken müssen, was an ihrer Lebenskraft zehrt. Die Öffentlichkeit muß wissen, was sich in Schulen tut, ungeschminkt, unfrisiert und auch mit dem Mut von Lehrern, zu gestehen, was über ihre Kräfte geht und ging und wo sie Mißerfolge zu verkraften haben. Aus meiner 17jährigen Tätigkeit als Rektor einer Berliner Grundschule und 8jähriger Leitung einer Beobachtungsklasse für verhaltensgestörte und erziehungsschwierige Kinder weiß ich, daß wir die Lernbedingungen der Schüler nur verbessern können, wenn dies auch mit den Arbeitsbedingungen der Lehrer geschieht.

Dieter Pfeiffer, Berlin

 

Entstaatlichung der Schule nötig

Frau Naomi Braun-Ferenczci hat mit ihrem Plädoyer für eine Entstaatlichung der Schule das eigentliche Problem benannt. Was in jedem Bekleidungsladen die Regel ist, daß jeder seine ihm passende Kleidung nach Geschmack und Geldbeutel finden kann, ist den Kindern vorenthalten. In der Schule heißt es: Allen der gleiche Sack, Hauptsache er bedeckt die Blöße. Man wandle die öffentlichen Schulen nicht in Privatschulen um, sondern in solche der freien Unternehmer- oder Trägerschaft (das klingt besser!). Man schaffe für den Übergang einen Bildungsgutschein für jedes Kind, der an der Schule der Wahl eingelöst werden kann und überlasse die Schulen den Lehrern (und Eltern). Der Staat übt gemäß Grundgesetz seine Aufsicht aus, was er jetzt als Selbstveranstalter nicht kann. Diese Aufsicht hat sich auf wenige allgemeine Regeln, wie Schulpflicht und Mindeststandard zu beschränken. Berechtigende Abschlüsse werden mitsamt der Kultusbürokratie wegen Sinnlosigkeit und Unfähigkeit abgeschafft und durch Zeugnisse ersetzt. Sollen doch Universitäten und wer sonst jemanden brauchen kann, Zugangsprüfungen nach eigenem Ermessen einführen.

Dr. Gerhardus Lang, Boll

 

 

Zu: "Vorwärts in die Anarchie" von Doris Neujahr, JF 10/06

Ein Ausmaß an Arroganz

Daß ein Vorgang, wie die zehntägige Inspektion im deutschen Schulwesen durch jemanden aus Costa Rica, der in dieser Zeit ein paar Schultüren aufgemacht hat, einfach hingenommen werden soll, ist nicht einzusehen. Da kommt jemand zu einer Stippvisite nach Deutschland und weiß nun offensichtlich besser darüber Bescheid, was hier zu tun ist, als deutsche Bildungsfachleute, die sich seit Jahren damit beschäftigen. Ein solches Ausmaß an Arroganz ist unerträglich.

Wulfried Heidrich, Hofgeismar

 

 

Zu: "Pankraz, Siger von Brabant und die Affäre Irving", JF 10/06

Irving ist leicht zu widerlegen

Eine These ist eine beweispflichtige Behauptung. Auch wenn man geneigt ist, die Irvingsche Holocaustleugnerei eher als geschmacklose Torheit zu bezeichnen, kann seine hanebüchene Behauptung nicht nur nicht bewiesen, sondern sogar mit wenig Mühe ebenso leicht widerlegt werden, wie ein geozentrisches Weltbild. Irving ist auf dem Felde der Wissenschaft unzweifelhaft zu schlagen. Damit, daß sich "der Staat" jedoch anmaßt, solche Äußerungen a priori unter Strafe zu stellen, erreicht er allerdings keine wie auch immer geartete persönliche oder gesellschaftliche "Läuterung". Sollte es die Absicht der Gesetzgebung gewesen sein, die Wiedergänger des Nationalsozialismus als Feindbild aufzubauen, mit dessen Bekämpfung vermittels emotionaler, mithin publikumswirksamer Aufwallung sich Politiker zu profilieren vermögen, so ist dies wohl gelungen, zumal gleichzeitig die Alimentierung der ebenso niveau- wie perspektivlosen Antifa-Klientel gerechtfertigt werden kann. Einen lebhaften Diskurs und vor allem die wirkliche Wehrhaftigkeit der Demokratie fördert dieses Meinungsverbot jedoch nicht.

Gernot Schmidt, Delitzsch

 

 

Zum Lesebrief: "Inakzeptabler Vergleich zu 1945" von Hanna Schulze, JF 10/06

Nicht jeder ein Rußlanddeutscher

Nicht jeder, der russisch spricht, ist ein Rußlanddeutscher. In den vergangenen12 Jahren habe ich schon mehrere Einwanderer getroffen, die aus der ehemaligen UdSSR kamen, aus jeder brennenden Ecke. Das waren Armenier aus Karabach, Georgier, Tschetschenen, Leute aus baltischen Ländern, Russen, die nach Abzug ihrer Armee in Deutschland blieben. Die größte Gruppe nach den Rußlanddeutschen jedoch bilden die jüdischen Emigranten aus den GUS-Ländern. Nach einem Artikel im Informationsblatt des Zentralrats der Juden in Deutschland, Zukunft (Nr.1 von 27. Januar 2006), sind von 1991 bis 2005 von dieser Gruppe rund 200.000 Personen nach Deutschland gekommen. Und ab dem 1. Juli 2006 treten neue Regelungen in Kraft, die eine loyale Aufnahme aller jüdischen Emigranten in Deutschland problemlos ermöglichen sollen. Auch die Visa-Affäre darf man nicht vergessen - wie viele Ukrainer sind dadurch eingereist? Vor diesem Hintergrund darf es nicht sein, daß jegliche Kriminalität immer nur in die Schuhe der Rußlanddeutschen geschoben wird.

Lydia Walz, Karlsruhe

 

 

Zur Meldung: "Fast jeder Dritte ist konfessionslos", JF 8/06

Fragliche Zahl der Freireligiösen

Es wird vermeldet, daß 62 Prozent der Deutschen zur evangelischen oder katho- lischen Kirche gehören, 32 Prozent seien

konfessionslos. Ähnliche Meldungen kann man immer wieder lesen; es ist bedauerlich, daß nicht wenigstens die JUNGE FREIHEIT hier genauer fragt, wie die 32 Prozent sich zusammensetzen. Die Statistik unterscheidet hier offenbar nicht zwischen

"Freireligiösen" einerseits und denen, die sich von einer der großen Kirchen verabschieden, um sich einer kleineren - evangelischen oder katholischen - Gemeinschaft anzuschließen. Letzteres kommt heute leider sehr viel häufiger vor als früher. "Konfessionslos" sind diese Leute aber keineswegs. Den abschließend erwähnten Hochrechnungen gegenüber muß man vorsichtiger sein.

Dr. Friedrich Kuntz, Haßloch / Pfalz


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