© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/06 17. März 2006

Meldungen

Preisträger für mehr Grundlagenforschung

FRANKFURT/MAIN. Die diesjährigen Paul-Ehrlich-und-Ludwig-DarmstaedterPreisträger, die US-Wissenschaftler Craig C. Mello und Andrew Z. Fire, drängen auf mehr Förderung der Grundlagenforschung. "Wir brauchen mehr Gelder für die Wissenschaft", mahnte Mello am Montag in Frankfurt am Main. "Wir haben die Werkzeuge, viele Krankheiten zu heilen, tun es aber nicht, weil unsere Politiker andere Prioritäten setzen", sagte der 44jährige Biochemiker an der University of Massachusetts in Worcester. Mit der am Dienstag in der Frankfurter Paulskirche verliehenen Auszeichnung würdigte die Jury die Erkenntnisse Mellos und des Biologen Fire (46) zum Regulieren der Genaktivität. Bei ihren Forschungen zur sogenannten RNA-Interferenz entdeckten die Forscher, wie sich bestimmte Gene gezielt vorübergehend ausschalten lassen, um deren Funktion zu untersuchen. Die Wissenschaftler versprechen sich von ihrer Arbeit neue Aufschlüsse etwa bei Viruskrankheiten oder in der Krebsforschung. Dotiert ist der international angesehene Paul-Ehrlich- und-Ludwig-Darmstaedter-Preis mit insgesamt 100.000 Euro. Erstmals vergeben wurde die Auszeichnung auch als Nachwuchspreis, der mit 60.000 Euro dotiert ist und die Bedeutung junger Wissenschaftler in Deutschland betonen will. Die Auszeichnung richtet sich an bis zu 40 Jahren alte Forscher, die im deutschen Raum tätig sind. Die Ehrung erhielt die Nervenforscherin Ana Martin-Villalba (34) vom Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. Benannt sind die Auszeichnungen nach Paul Ehrlich (1854-1915), der das erste Mittel gegen die Geschlechtskrankheit Syphilis entwickelte und als Entdecker der modernen Therapie von Infektionskrankheiten gilt. Der Historiker Ludwig Darmstaedter (1846-1927) wurde vor allem mit seiner Sammlung von Manuskripten bedeutender Forscher bekannt.

 

Lehmann: Dem Westen mangelt es an Sensibilität

HAMBURG. Ein "etwas herablassendes Überlegenheitsgefühl von westlicher Seite" ist nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, mitverantwortlich für die Aggression in der islamischen Welt. Dabei könne der Islam in seiner Geschichte große kulturelle, architektonische und technische Errungenschaften aufweisen, erklärte der Mainzer Kardinal in einem Spiegel-Interview. Vor dem Hintergrund des Streits um die Mohammed-Karikaturen sagte Lehmann, ihn erschrecke, daß relativ kleine Gruppierungen noch ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung der Karikaturen diesen Gewaltausbruch anzetteln können. Das Grundproblem jedoch liege tiefer. Zu Recht habe Botho Strauß darauf hingewiesen, so Lehmann weiter, daß es "vor allem durch den Zerfall des Sakralen eine gewisse Rücksichtslosigkeit und Unsensibilität im Hinblick auf Religionen gibt". Der Westen treffe auf einen Islam, der in der sich globalisierenden Moderne "noch nicht angekommen" sei. Dies erzeuge "heftige Spannungen", die aber nicht - "noch nicht", wie Lehmann betont - zum Zusammenprall der Kulturen führen müßten.


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