© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/06 03. März 2006

Ende der Bereicherung
Bevölkerung: Wissenschaftler schreibt Deutschland ab
(JF)

Deutschland wird nach Ansicht des Bevölkerungswissenschaftlers Herwig Birg im Jahre 2050 "nur noch ein geographischer Begriff" sein. Als Ursache hierfür nennt Birg in einem Gespräch mit der Tageszeitung Die Welt die demographische Entwicklung in Deutschland, die der "Dreh- und Angelpunkt für unsere Zukunft" sei.

Er rät den deutschen zu "Gelassenheit angesichts des Unvermeidlichen": Die ältere deutsche Bevölkerung werde zwar in allen Städten noch in der zweiten Jahrhunderthälfte die absolute Mehrheit haben, aber die jüngere werde in wenigen Jahren in den Großstädten von der zugewanderten Population und ihren Nachfahren bestimmt werden. "Das geschieht zunächst auf Quartiersebene, dann auf Stadtteilebene, und dann nähert sich das der 50-Prozent-Marke in der Stadt insgesamt", sagte Birg, der eine Umkehrung dieser Entwicklung für ausgeschlossen hält. "Ein von 90 Prozent Moslems bewohnter Stadtteil ist nicht kulturell 'zurückzuholen'."

Angesichts einer solchen Entwicklung könne auch nicht mehr von einer kulturellen Bereicherung durch die Einwanderer gesprochen werden. "Wo sind die Galerien, die Orchester, die Chöre und Theater, die uns bereichern? Bunte Gemüseläden, Restaurants und Folklore sind schön, aber nicht genug", sagte Birg. In Deutschland gebe es nicht nur Parallelgesellschaften, sondern gleichzeitig auch Gegengesellschaften und "Surrogatgesellschaften".

Den Einwanderern gibt Birg nicht die Schuld an der demographischen Entwicklung: "Kein Moslem hat uns davon abgehalten, Kinder zu haben. Wir selbst entscheiden uns für mehr Karriere, mehr Luxus und weniger Kinder." Problematisch für die künftige Entwicklung sei zudem, daß die meisten Einwanderer eine andere Wertschätzung von Bildung hätten. "Pisa hat für die deutschstämmigen Schüler wesentlich bessere Ergebnisse erbracht. Man muß den Test nach Deutschen und Migranten untergliedern. Aber das traut sich fast niemand." Die deutsche Sprache wird nach Ansicht von Birg sehr viel schneller verschwinden als die Zahl der Deutschen abnimmt. Im Jahr 2050 werde man in deutschen Betrieben besser nicht mehr deutsch sprechen, "vielleicht ist es bis dahin nicht nur nicht chic, sondern ein Entlassungsgrund."

Dennoch habe er "keinen Zweifel", daß "auf lange Frist" die deutsche Kultur, in deren Sprache Kants "Kritik der reinen Vernunft" geschrieben wurde, überdauern werde.


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