© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/06 17. Februar 2006

Meldungen

Entgrenzte Herrschaft Empire Europa

MÜNCHEN. Ein Großdeuterich wie der Münchener Soziologe Ulrich Beck kann das Modethema "Kosmopolitismus" schwerlich unbeachtet lassen. Gemeinsam mit dem Politologen Edgar Grande richtet er daher sein weltbürgerliches Auge auf den Zustand der EU, die unter diesem Aspekt Anlaß zur Sorge bietet (Zeitschrift für Politik, 4/05). In Brüssel wisse man weder, was Europa sei, noch, was es sein solle. Das liegt für Beck und Grande daran, daß man sich immer noch nicht von der nationalstaatlichen Fixierung gelöst habe. Nationalismus und Staatsfixierung verenge die europäische Zukunft auf die falsche Alternative: Staatenbund oder Bundesstaat. Vor allem vom Staatsbegriff müsse aber endlich Abschied nehmen. Statt dessen müsse der modernisierte Begriff des "Empire" zur Bezeichnung jener Herrschaftsformen verwendet werden, wie sie sich in Europa tatsächlich herausbilden. Dieses "Empire" sei natürlich "post-imperial" und beruhe keinesfalls auf nationaler Abgrenzung und Eroberung, "sondern auf nationaler Entgrenzung, Freiwilligkeit, Konsens, Recht und transnationalen Verflechtungen", die den Alteuropäer aus seinen traditionalen Bindungen entließen.

 

Schlaglichter auf Finnlands Geschichte

STUTTGART. Finnland bleibt, obwohl seit langem in der EU, für Mitteleuropäer weiter ein klassischer Randstaat. Allein die Sprachbarriere hält das Land der Mitternachtssonne auf Distanz. Die Festschrift zum 70. Geburtstag des Münchner Osteuropa-Historikers Edgar Hösch verringert daher diesen Abstand kaum um einige Millimeter (Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, 3/05). Immerhin decken die dem Jubilar gewidmeten Beiträge auch einige Aspekte der jüngeren deutschen Geschichte ab, etwa wenn Seppo Hentila über die leicht bizarren "deutschlandpolitischen Aktivitäten" eines sozialdemokratischen finnischen Politologen, seines akademischen Lehrers Lauri Adolf Puntila, referiert oder Dörte Putensen "Finnlands Hinwendung zur Europäischen Union" beleuchtet. Zeithistorisch von Belang sind die Aufsätze zur "Diskussion über die Rolle Deutschlands im sowjetisch-finnischen Winterkrieg" (Kalervo Hovi, Turku) und über die ganz vom Berliner Großmachtkalkül beherrschte "Wahrnehmung Finnlands in der Zeit der Weimarer Republik" (Hannes Saarinen, Helsinki).

 

EU-Studie warnt vor Mobilfunkstrahlen

WIEN. Der Referent für Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, Erik Huber, kommentiert die Ergebnisse einer von der EU an verschiedene Forschungszentren vergebenen und mit zwei Millionen Euro geförderten "Reflex-Studie" mit Besorgnis, bei welcher die Beeinflussung elektromagnetischer Felder auf die Erbsubstanz menschlicher Zellstrukturen untersucht werden sollte. Dabei sollte die Mutagenität bei menschlichen Promyelozyten nachgewiesen werden. Bei dieser für die Blutbildung wichtige Zellstruktur läßt sich eine Mutation, die in weiterer Folge auch zu Leukämie führen kann, leichter feststellen. "Würden Medikamente dieselben Prüfergebnisse wie Handystrahlen liefern, müßte man sie vom Markt nehmen", faßt Huber die Ergebnisse der Studie zusammen. So wurde der schon vorher bei Tierversuchen nachgewiesene gentoxische Effekt der Mobilfunkstrahlen eines GSM-fähigen Gerätes bestätigt. Huber rät, Telefone beim Gesprächsaufbau oder beim Versenden von Kurznachrichten nicht direkt an den Kopf zu halten. Ebenso führten Handy-Spiele oder die Benutzung des Internet über UMTS und WLAN zu besonders hohen Strahlenbelastungen. In ihrem Aufruf warnen die Wiener Ärzte auch vor dem Transport von Mobiltelefonen in der Hosentasche - damit könnte die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden.


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