© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/06 17. Februar 2006

Die Rückkehr der Bourbonen
Raspails Königreich
Georg Alois Oblinger

Ein Roman regt manchmal zahlreichere und fruchtbarere Gedanken als ein rein intellektuelles Werk an, vielleicht deshalb, weil der Roman vorzugsweise ein Konkretum zeigt, während das abstrakte Werk nur eine der vielfältigen Ausrichtungen eines Konkretums bietet." Diese Worte von Nicolás Gómez Dávila treffen wohl ganz besonders auf den Roman "Sire" von Jean Raspail zu.

Der Titel und das Cover lassen keinen Zweifel aufkommen: die Königslilie der Bourbonen auf dunkelblauem Hintergrund und darüber die traditionelle Anrede des französischen Königs. Dem Leser ist von Anfang an klar, daß er hier eine Lobeshymne auf die Monarchie in Händen hält. Der Autor Jean Raspail, Jahrgang 1925, bezeichnet sich gerne als letzten Monarchisten. So hat er in den vergangenen Jahren mehrere Romane veröffentlicht, bei denen er mit seinem katholisch-monarchistischen Weltbild nicht hinter dem Berg hält. Für den vorliegenden Roman, der in Frankreich schon Kultstatus erreicht hat, erhielt er mehrere Auszeichnungen, darunter den Grand Prix du roman de la ville de Paris im Jahr 1992.

Die Handlung spielt im Jahr 1999, somit handelt es sich hier ursprünglich um einen Zukunftsroman. Hauptperson ist der junge Philippe Pharamond de Bourbon, ein direkter Nachfahre des letzten französischen Königs, der in der Schweiz aufwächst und an seinem achtzehnten Geburtstag mit seiner Zwillingsschwester Marie nach Frankreich kommt, um Anspruch auf den französischen Thron zu erheben. Unterstützt werden die beiden von drei gleichaltrigen Freunden und Gesinnungsgenossen. Gegen alle Widerstände findet er immer mehr Helfer in Kirche und Staat, um sein Ziel zu erreichen. Die Handlung kulminiert in der Liturgie, in welcher Philippe zum König gekrönt wird.

Dieser Roman verdeutlicht den Wunsch des Autors auf erkennbare Zeichen einer Herrschaft Gottes, er möchte ihn folglich auch als Parabel verstanden wissen. Philippe selbst spricht vor seiner Krönung: "Vielleicht könnte es anderswo, irgendwo existieren, das Königtum Frankreich? Ich werde es schließlich finden und wenn ich es erst bei meinem Tod entdecke."

Jean Raspail: Sire. Aus dem Französischen von Joachim Volkmann. Verlag nova et vetera, Bonn 2005, 243 Seiten, broschiert, 19 Euro


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