© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/05 01/06 23./30. Dezember 2005

Bloß ein Schimpanse
Kino: Peter Jacksons "King Kong" bricht keine Rekorde
Richard Stoltz

Enttäuschung bei den Kinobesitzern. Die Bescherung ist ausgeblieben. Der Start des "King Kong"-Remake von Peter Jackson, mit dem sie ihre Weihnachtskassen zu füllen hofften, war mickrig, fast ein Flop, in Amerika wie in Europa und speziell in Deutschland. Viele rätseln nun über die Ursachen.

Sollte es etwa an der Reklame gelegen haben? Aber der mediale Vorauslärm war ja gewaltig, so gewaltig, daß man fast glauben mußte, sämtliche Filmkritiker seien von Hollywood und Umgebung bestochen worden, und zwar nicht nur mit Freikarten für die Vorbesichtigung.

Das US-Branchenorgan Variety hat denn auch diffizilere, gewissermaßen ästhetische Gründe ausgemacht. Jacksons King Kong, schreibt es, sei viel zu klein geraten, "kein Riesenaffe, höchstens ein Schimpanse". Außerdem machten ihm viel zu viele Zusatzmonster, die den neuen Film ebenfalls bevölkern, ungute Konkurrenz. Zuviel "Jurassic Park", zu wenig "Herr der Ringe". Die hübsche Grundidee des Originals, "Die Schöne und das Biest", weiches, liebessehnsüchtiges Männerherz unter grausigem Zottelkleid, komme zu kurz.

Da ist zweifellos etwas dran. Entscheidend für den Quasi-Flop war aber wohl der falsche Zeitpunkt dieses neuesten Blockbuster-Starts. "King Kong", ob nun Original oder Remake, ausgerechnet zur Weihnachtszeit - damit ist nicht einmal der kaltblütigste Religionsverächter ins Kino zu locken. Auch wer von den Fernseh-Krippenspielen höherer oder niederer Ordnung die Nase gründlich voll hat, will es in diesen Tagen doch wenigstens einigermaßen besinnlich und wohlgestaltig. Es sollen nicht unbedingt Affen sein, die ankommen.

Wie konnte man diese psychologische Hemmschwelle übersehen? Es hat eben doch an der Reklame gelegen. Die sich ausbreitende Blockbuster-Mentalität verdirbt jedes Marketing. Das sollte auch ein Peter Jackson bedenken.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen