© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/05 02. Dezember 2005

Da kommt Farbe auf:
Pleasantville - no Sex, no Drugs, no ...
Christoph Martinkat

Es ist ein uralter Hut: Fernsehen taugt nicht als Bildungserlebnis. Aus den verwackelten Bildern unserer Vorfahren hat sich mittlerweile ein weltumspannendes Netz von Trugbildern entwickelt: eine Art medialer Rundumschlag, der auf konfektionierte Inhalte und perfektionierte Inszenierungen setzt. Nirgendwo zeigt sich diese Tendenz so deutlich wie in der guten alten Vorabendserie. Bereits im Zeitalter des Schwarzweiß-Fernsehens hieß es nach getaner Arbeit: Willkommen im Wünsch-dir-was-Land!

Zeitreise in die McCarthy-Ära

Dieses Land, "Pleasantville", eine Soap-Opera aus der Ära von Doris Day und Rock Hudson, ist der Namensgeber für eine amerikanische Kinosatire, die am 4. Dezember um 20.15 Uhr bei Vox über den Bildschirm flimmert. Erzählt wird darin die Geschichte des Teenagers, Scheidungskinds und eingefleischten Serienfans David (Tobey Maguire), der sich gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Jennifer (Reese Witherspoon) plötzlich inmitten der prüden Fünfziger-Jahre-Filmwelt wiederfindet. Für David geht mit der Zwangsversetzung nach Pleasantville ein Traum in Erfüllung, mit dessen Hilfe er der Realität entkommt.

Jennifer hingegen bricht das sich unentwegt selbstreproduzierende Gesetz der Serie, indem sie dessen Einerlei aus prüder Harmonie mit der sexuellen Offenheit der Clinton-Ära begegnet. Getragen wird der Film von dem Einfall, daß die Schwarzweiß-Bilder der Serienwelt durch Jennifers ansteckenden Sündenfall konfliktreich wie unaufhaltsam Farbtupfer um Farbtupfer bekommen. Nun ja, "Vox macht an!"


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