© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/05 02. Dezember 2005

Weihnachtszeit mit Handybyte: Vom Sendungsbewußtsein animierter Heiligenbildchen
Du sollst dir ein Bildnis machen
Christian Dorn

Wenn am 6. Dezember der Nikolaus wiederkommt, wird sich kaum jemand an seinen Vorgänger erinnern, den Heiligen Martin, der als erster Heiliger Europas die Kinder beschenkt hatte. Als animiertes Heiligenbildchen samt Botschaft ("Teilen macht froh!") kehrt er nun zurück. Zum Preis von 1,99 Euro kann man sein Bildnis auf das eigene Mobiltelefon laden und ihn als Hin-tergrundbild oder Bildschirmschoner abspeichern. Er gehört damit zu einer kleinen Schar von insgesamt zehn Heiligen, die unter dem Motto "Heilige aufs Handy" angeboten werden.

Hinter diesem Projekt stehen die Salesianer Don Boscos, der zweitgrößte Männerorden der katholischen Kirche. Ein Stück weit symbolisiert die Geschichte des Sankt Martin von Tours (4. Jahrhundert) das Ziel dieser Aktion, die auch durch einen Internet-Auftritt vertreten ist ( www.heiligenbildchen.de ). So wie der Heilige Martin in einer kalten Winternacht einen Bettler vor dem Erfrieren rettete, indem er mit dem Schwert seinen großen warmen Mantel teilte, sollen - in erster Linie wohl jugendliche - Nutzer von Mobiltelefonen dazu bewegt werden, durch den kostenpflichtigen Empfang der animierten Heiligenbildchen die Projekte des Salesianer-ordens zu unterstützen. Dieser kümmert sich mit insgesamt 160.000 Ordensmännern weltweit in etwa 130 Ländern um Kinder und Jugendliche in Notsituationen.

Lieblingsheiliger kommt über Kurzwahlnummer

Der Weg vom Lieblingsheiligen auf das WAP-fähige Handy mit Farbbilddisplay ist denkbar einfach: Man wählt aus dem Angebot seinen Wunsch-Heiligen und schickt diesen per SMS (für den Heiligen Michael beispielsweise ist das "Wunsch2") an die Nummer 82008 (Deutschland) oder 0900788788 (Österreich). Während der Prototyp des Schutzengels, der Heilige Michael, den Empfänger mit einem geflügelten "Gott schütze Dich!" segnet, wünscht der Heilige Christophorus: "Komm gut heim!" Der Heilige Benedict, von dem die asketische Losung "Ora et labora" (Bete und arbeite) stammt, erscheint mit dem weniger verbindlichen Motto: "Zusammen schaffen wir es!"

Bereits auf den 14. Februar verweist bezeichnenderweise "Wunsch6", der Heilige Valentin, der sich mit einem geradezu keuschen "Ich mag dich!" zu Wort meldet. Die Mutter Gottes, Maria aus Nazareth ("Wunsch3"), sucht einen derweil mit der Losung "Sei nicht mehr traurig!" heim. Diese Aufforderung könnte - ketzerisch kommentiert - auch als vorweggenommene Tröstung angesichts der anstehenden Mobilfunkrechnung verstanden werden. Und in der Tat, gerade sie wird bislang am häufigsten heruntergeladen!

Von den 1,99 Euro pro Heiligenbildchen entfallen 27 Cent auf die Mehrwertsteuer und weitere 1,12 Euro auf die Kosten für die Bereitstellung durch den Telekommunikationsanbieter. 20 Cent pro Download - ein Drittel der verbleibenden Summe - kommen den Hilfsprojekten der Salesianer zugute. Diese fördern unter anderem die Berufsausbildung für Mädchen in Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras. Der einzige Reichtum dieses viertärmsten Landes auf dem amerikanischen Kontinent sind die Kinder: Die Hälfte der Bevölkerung ist keine 19 Jahre alt! Ein anderes aktuelles Projekt unterstützt und beschützt die Straßenkinder in Haiti, unter denen Mädchen und junge Frauen es besonders schwer haben.

Ihre Aktion haben die Salesianer unter die Losung "Gute Wünsche für Dein Leben" gestellt. Denn, so der Salesianerpater Alfons Friedrich, Geschäftsführer der Don Bosco Medien GmbH und Mitinitiator der Heiligenbildchen für das Handy: Es sei "einfach schön", wenn man mit der Erfüllung eines eigenen Wunsches dazu beitrage, "daß die Wünsche der Kinder und Jugendlichen in Notsituationen nach Bildung und Qualifikation erfüllt werden". Diese Haltung geht zurück auf den italienischen Ordensgründer Giovanni Bosco (1815-1888), der sich als Priester in Turin für vernachlässigte Kinder und Jugendliche einsetzte. Dessen weiser Wahlspruch lautete: "Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen".

Statt pfeifender Spatzen piependes Mobiltelefon

Nun, heute - zumal zu dieser Jahreszeit - pfeifen allerdings kaum Spatzen, eher piept das Mobiltelefon, und im gleichen Augenblick wird einem notleidenden Kind auf der Welt geholfen. Das klingt, gerade zur Weihnachtszeit, fast ein wenig zu schön, um wahr zu sein. Aber - warum sollte es nicht? Es scheint keine schlechte Idee, das Wunder der Weihnacht in der Adventszeit via "Download" ein kleines Stück mit vorzubereiten.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen