© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/05 02. Dezember 2005

Meldungen

Weltkrieg aus der Maulwurfsperspektive

SEELZE. Im Landser wird Heft für Heft der Zweite Weltkrieg doch noch gewonnen. Darum bezeichnen ihn die etablierten Medien samt Verfassungsschutz gern als "braune Einstiegsdroge". In der mitteldeutschen "Neonazi-Szene" stießen die Fahnder der Sonderkommission Rechtsextremismus bei Razzien daher auf das erwartete Ergebnis: Stapel von Landser-Heften, "Ecke auf Ecke säuberlich gestapelt", gleich daneben der Baseballschläger. Ganz so einfach funktioniert die "Aufrüstung" der Köpfe denn doch nicht, wie Reiner App und Bernd Lemke in ihrem Aufsatz über den "Weltkrieg im Groschenheft-Format" zeigen (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 11/05). Die Studie beruht auf "Eigenlektüre", wie die Verfasser stolz anmerken, da sie in ihrer Jugend um 1980 "mehrere hundert" Hefte "konsumierten". Dieser beinharte sozialwissenschaftliche Empirismus trägt nun Früchte. Denn "braunes" Gedankengut enthalte die "Leidensprosa" aus der "Maulwurfsperspektive" des Frontsoldaten eigentlich nicht. "Eine Nähe zu nationalsozialistischen Sichtweisen" werde "nirgends offenkundig". Natürlich stünden die Inhalte in "krassem Widerspruch" zur bundesdeutschen "Friedensgesellschaft". Den Redakteuren des Rastatter Pabelverlages, die pro Heft seit fast fünfzig Jahren eine Auflage von 60.000 Stück erzielen, sei vor allem anzulasten, daß sie den "deutschen Angriffskrieg" in einen Verteidigungskrieg umdeuten. Überdies kämen "Kriegsverbrechen" bei ihnen nie vor, geschweige denn "Konzentrationslager und Massenexekutionen".

 

Filter ist wichtiger als die Speicherkapazität

EUGENE/ OREGON. Das Kurzzeitgedächtnis für visuelle Sinneseindrücke funktioniert um so besser, je effektiver unwichtige Daten aus der ständigen Informationsflut herausgefiltert werden können. Die Größe des zur Verfügung stehenden Speicherplatzes im Gehirn spielt hingegen für die Leistung des visuellen Arbeitsgedächtnisses keine Rolle (Nature, Bd. 438). Der US-amerikanische Hirnforscher Edward Vogel an der Universität von Oregon in Eugene zeigte Probanden Bilder für einen Gedächtnistest am Computerbildschirm mit zu merkenden und zu ignorierenden Zeichen. Je besser diese unwichtige Eindrücke aus den Bildern ignorierten, um so höher war ihre Gedächtnisleistung, die anhand von Hirnströmen verfolgt werden konnte. Mit dieser Erkenntnis widerlegt Vogel die bisherige Annahme, daß für eine gute Gedächtnisleistung die Menge der abgespeicherten Informationen im Gedächtnis entscheidend sei. Vielmehr komme es darauf an, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und irrelevante Aspekte in Sinnesausdrücken auszublenden.

 

Erste Sätze

Und gingen hinunter zum Schiff. Ezra Pound: Cantos I-XXX, Deutsch von Eva Hesse Zürich 1964


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