© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/05 02. Dezember 2005

Meldungen

Raddatz: Kaum Chancen für die Integration

STUTTGART. Der Orientalist Hans-Peter Raddatz sieht die Chancen für die Integration von Muslimen in Deutschland schwinden. "Seit die Islamisten unter der Führung der Muslimbruderschaft in Europa auf dem Vormarsch sind, rückt eine Integration im europäisch- demokratischen Sinne in immer weitere Ferne", sagte er am Montag dieser Woche den Stuttgarter Nachrichten. Raddatz stellt eine "zunehmend systematische Einflußnahme durch islamistische Organisationen auf die bei uns lebenden Muslime fest, die zu einem erheblichen Teil aus dem Ausland gelenkt und finanziert werden". Die Integration in den demokratischen Rechtsstaat sei für gläubige Muslime "grundsätzlich abzulehnen, weil sie ihrem eigenen Rechtssystem, der sogenannten Scharia, verpflichtet sind". Raddatz fordert eine "Lex Islam", einen Maßnahmenkatalog, der eine langfristige Integration nach Maßgabe der demokratischen Grundrechte sicherstellt. "Denn das entscheidende Manko des bisherigen Dialogs besteht darin, daß man den Muslimen erspart hat, die Religionsfreiheit, die sie bei uns in Anspruch nehmen, auch auf sich selbst anzuwenden." Scharf ging Raddatz auch mit dem seit Jahresanfang geltenden Zuwanderungsgesetz ins Gericht. "Nach wie vor leisten wir uns als Einwanderungsland eine krasse Bevorzugung des 'Low-Level'-Arbeitssektors, während wir als hochentwickeltes Industrieland einen ganz anderen Standard an Bildung und Ausbildung der zu uns kommenden Menschen benötigen."

 

Autor gewinnt Prozeß gegen Suhrkamp-Verlag

FRANKFURT/MAIN. Das Oberlandesgericht (OLG) in Frankfurt am Main hat entschieden, daß der Suhrkamp-Verlag das Buch "Europa ohne Frankreich?" von Markus Kerber zu veröffentlichen hat. Damit ging ein jahrelanger Rechtsstreit zu Ende. Zwar hatte Verleger Siegfried Unseld selbst 1999 den Verlagsvertrag für das Werk unterschrieben. Dennoch ignorierte der Verlag das von ihm mehrfach im Buchhandel angekündigte Manuskript fünf Jahre lang. 2004 ließ die Witwe Unseld den Autor schließlich wissen, eine Veröffentlichung komme nicht mehr in Betracht, weil das Werk veraltet sei und im übrigen das französische Volk beleidige. Bei dem Buch "Europa ohne Frankreich" handelt es sich um eine Mischung aus Essays, Vortragstexten, Beobachtungen und Skizzen zum deutsch-französischen Verhältnis der jüngeren Geschichte. Hauptthemen sind unter anderem eine kritische Analyse der Paris-zentrierten Politik und des Rechtssystems sowie das wirtschaftliche und politische Verhältnis von Frankreich zu Europa und insbesondere zu Deutschland. Der Suhrkamp-Verlag kündigte unterdessen an, sich dem Urteil fügen und das Buch 2006 auf den Markt bringen zu wollen.


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