© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/05 18. November 2005

Leserbriefe

Zu: "Anschluß an die Wirklichkeit" von Eberhard Straub, JF 46/05

Auf der falschen Seite

Ihre Seite ist mit "Kultur" überschrieben - sie handelt aber von Politik! Sollte deshalb nicht besser diese Seite auch so benannt werden, denn von politischer Kultur kann ja wohl in diesem Lande keine Rede mehr sein - oder?

Wilfried Schöppner, Nottuln

 

 

Zu: "Gleichgewicht des Schreckens" von Peter Scholl-Latour, JF 45/05

Erinnerung an Lech Walesa

Die Drohung des iranischen Präsidenten, Israel von der Landkarte zu streichen, ist nicht die erste ihrer Art. Der polnische Friedensnobelpreisträger und nachmalige Staatspräsident ließ sich in einem Interview mit dem niederländischen Wochenmagazin Elsevier vom 3. April 1990 zu einer ähnlichen hinreißen. "Ich schrecke selbst nicht vor einer Erklärung zurück, die mich in Deutschland unpopulär macht. Wenn die Deutschen erneut Europa in der einen oder anderen Weise destabilisieren, sollte man nicht mehr zu einer Aufteilung Zuflucht nehmen, sondern dieses Land einfach von der Landkarte ausradieren", tönte Lech Walesa. Auch seine Drohung löste damals Empörung aus, doch keine sonstigen Reaktionen. Polen wurde sogar in die EU aufgenommen und das deutsch-polnische Verhältnis ist angeblich so gut wie nie zuvor, sagen die führenden Politiker in Berlin. Hoffentlich ist die Vernichtungsdrohung aus Teheran gegen Israel auch nur ein "Ausrutscher".

Dr. med. Reinhard Gnauck, Mainz

 

 

Zu: "Suizid muß möglich sein", Interview mit Ludwig Minelli, JF 45/05

Auch Selbstmord eine Straftat

Mord bleibt Mord, ob ich einen Fremden töte oder mich selbst. Hierzu aufzumuntern, bleibt eine Straftat genau so wie die Mordtat selbst. Vor Gericht wie vor allem auch "vor Gott", der uns schließlich das Leben schenkte. Und da können wir nicht selbst bestimmen. Das wäre ein Anmaßung. Wie oft spielte ich selber mit dem Gedanken an einen Suizid, wo das Schicksal mir manches Schwere bescherte. Heute bin ich heilfroh, es nicht getan zu haben. Wieviel durfte ich an Erkenntnissen gewinnen, die mein Leben reicher und glücklicher gestaltet haben. - Verstehen kann ich nicht, warum der Dignitas überhaupt gestattet wurde, sich in Deutschland einzunisten beziehungsweise ihre Geschäftstätigkeit auszuüben.

Karin Margarete Hill, Würzburg

 

 

Zu: "Das Zentrum wankt" von Josef Hämmerling, JF 45/05

Weltweite Vertreibung begraben

Geben Sie den Spendern das Geld zurück, wie Sie es bei mir gemacht haben, Erika Steinbach! Begraben Sie Ihre Idee von den "weltweiten Vertreibungen", damit es mit dem gigantischen Zentrum ein Ende hat. Wäre der BdV nur bei der Anfangsidee geblieben: "Gedenkstätte für die Vertreibung von 15 Millionen Deutschen". Dafür werden nicht zig Millionen benötigt und auch keine Fußballfelder. Nur wer klein beginnt, wird groß enden! Außerdem waren die ersten Opfer nicht Polen, sondern Deutsche und Juden, über zwei Millionen, zwischen 1919 und 1939 in der Provinz Posen und Umgebung.

Max Richard Hoffmann, Bad Reichenhall

 

 

Zu: "Das Phänomen Schröder" von Fritz Schenk, JF 45/05

Geschickter Machtaufbau

Mit einer realistischen und vollständigen Darstellung der Entwicklung Schröders wurde dessen geschickter Machtaufbau offenbar. Mit "Schönrederei" hat er es dann verstanden, die noch 25 Prozent unentschlossenen Wähler, davon viele Erstwähler, für sich einzunehmen. Damit ist dokumentiert, daß es in Deutschland eine große Masse von Bürgern gibt, die selbst noch keine eigenständige Persönlichkeit entwickelt haben - der Erfolg einer Jugendarbeit, die keine persönliche Verpflichtung verlangt. Wer bis zum 18. Lebensjahr keine charakterliche Stärke entwickelt hat, der schafft es kaum noch in seinem weiteren Leben.

Martin Haverkamp, Bielefeld

 

 

Zu: "Geschmacklose Bananenrepublik" von Bernd Thomas Ramb, JF 45/05

Sachverhalt nicht erkennbar

Aus den Ausführungen von Ramb wird der Sachverhalt nicht ausreichend erkennbar. Die Vorzugsbehandlung der sogenannten AKP (Afrika, Karibik, Pazifik)-Bananen gegenüber den sogenannten Dollar-Bananen beruht auf den von den EG-Mitgliedstaaten beschlossenen Verträgen der EG mit den AKP-Staaten, nach denen Einfuhren aus diesen Staaten in die EG als Entwicklungshilfe frei von Zöllen sind. Wegen der Verpflichtungen der EG gegenüber der WTO (World Trade Organisation) muß diese Regelung angepaßt werden. Strittig sind zur Zeit die Höhe des Außenzolls der EG für Dollar-Bananen und die Höhe eines zollfreien Kontingents für AKP-Bananen. Der Marktanteil für AKP-Bananen in Deutschland liegt unter 10 Prozent. Deutschland wird vom Ausgang des gegenwärtigen Streits also nur in sehr geringem Umfange betroffen. Der von Ramb verwendete Ausdruck "Geschmacklose Bananenrepublik" kann sich daher - für die Leser kaum erkennbar - nicht auf Deutschland, sondern nur auf die EG als Ganzes beziehen, der Ausdruck "EU-heimische Bananenmafia" nur auf die EG-Kommission oder die im Rat entscheidenden Mitgliedstaaten, "die Lizenz zum Abkassieren" nur auf die EG, der die Zölle als Einnahme zufließen, oder auf die AKP-Staaten.

Prof. Dr. Folkmar Koenigs, Berlin

 

 

Zu: "Ausnahmezustand" von Christian Vollradt, JF 45/05

Ungehinderter Linksfaschismus

Man mag über die Ziele der NPD geteilter Meinung sein, ihre Kundgebungen aber sind jeweils ein Test dafür, wes Geistes Kind der "Kampf gegen Rechts" ist. Nicht nur in Göttingen ist es - neben den üblichen Mitläufern der PC aus Gewerkschaften, evangelischer Kirche und "Friedensgruppen" - vor allem der gewalttätige Antifa-Linksfaschismus, der seinen Terror nahezu ungehindert ausüben kann. Die willigen Helfer in den linken Medien - die auch jetzt wieder nur von den "Autonomen" sprachen - wirken mit solcherart Tarnung an diesem linksideologischen Kampf gegen Pluralismus und Meinungsfreiheit ebenso tatkräftig mit. Beider Ziel ist eindeutig: Die Probleme in unserem Land, die sie selber mit herbeigeführt haben, müssen weiterhin tabuisiert werden. 

Dr. Werner Fricke, Bremen

 

 

Zu: "Ewiges Höllenfeuer" von Claudia Hansen, JF 45/05

Irreführende Gleichsetzung

Eine bewußte Irreführung wird meines Erachtens immer wieder mit der Gleichsetzung von "Islam" und "Frieden" betrieben! Es gibt nämlich zwei Übersetzungen von "Frieden" im Arabischen, die sehr wohl auseinanderzuhalten sind: "Sulh" und "Salam"! Sulh bezeichnet den Frieden als Gegensatz von Krieg (z. B. im Sinne von "Friedensschluß"), "Salam" hingegen das "Heil", den "Frieden", den der Gläubige in Gott, in der Unterwerfung unter Gottes Gebot findet. Deshalb gilt auch der Gruß "Salam alaik" (Der Friede sei mit dir) - wie in guten alten Reise-Sprachführern ausdrücklich erwähnt - nur als Grußformel zwischen Moslems! Leider sind unsere sogenannten Orientalisten oder Arabisten offenbar zu feige, um darauf hinzuweisen.

Walter Scharnagl, Bonn-Bad Godesberg

 

 

Zu: "Politische Unreife" von Bernd-Thomas Ramb, JF 45/05

Aus für die Große Koalition

Münteferings Sturz zeigt deutlich, daß die SPD immer mehr nach links abdriftet. Dies ist das Aus für die Große Koalition. Und das ist gut so. Die derzeitige Situation: Jamaika wäre glatter Unsinn. Die Große Koalition wäre unter den gegebenen Umständen Gift für die Genesung Deutschlands. Und Rot-Rot-Grün wäre der Untergang Deutschlands. In einigen Jahrzehnten hätten wir dann in Gesamtdeutschland den gleichen Schrotthaufen, wie ihn die DDR hinterlassen hat, allerdings würde uns dann niemand mehr helfen. Nur sofortige Neuwahlen können das verhängnisvolle Chaos in Berlin, das

inzwischen zu einem primitiven und profillosen Gemauschel bei den Koalitionsverhandlungen verkommen ist und Deutschland immer weiter in den Ruin führen wird, noch stoppen. Die SPD wird in diesem Fall zur linken Splitterpartei absinken, und es könnte endlich die überlebensnotwendige Wende kommen. Allerdings müßte sich die CDU auch von Frau Merkel trennen, die das Wahldebakel für die CDU überwiegend zu vertreten hat und keineswegs Kanzlerformat besitzt. Unter der Kanzlerkandidatur von zum Beispiel Wulff oder Koch ist dann ein Wahlsieg von CDU/CSU wieder möglich. 

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Zusammenrücken gegen China" von Günther Gillessen, JF 45/05

Unkritischer Journalismus

Ich muß doch leider den ersten Leserbrief meines Lebens schreiben. - So erfreulich es ist, daß die JF inzwischen auch so prominente Autoren wie den vormaligen außenpolitischen Leiter der FAZ für sich gewinnen konnte, für so ärgerlich halte ich die damit verbundenen politischen Inhalte. Gillessen berichtet über die deutsch-kanadische Jahrestagung der "Atlantik-Brücke", bei der es sich, was natürlich nicht erwähnt wird, um die deutsche Außenstelle des US-amerikanischen Think-Tanks "Council on Foreign Relations" handelt. Dieser vertritt seit seiner Gründung im Jahr 1919/20 eine dezidiert interventionistische US-Außenpolitik. Seine Dependancen, wie die deutsche "Atlantik-Brücke", sind nicht erst seit ihrer Leitung durch Walter Leisler Kiep als unkritische Zuarbeiter amerikanischer Außenpolitik konzipiert. Nicht, daß man nicht über solche Tagungen berichten sollte (man sollte das viel öfter tun!), aber unkritischen transatlantischen Journalismus kann ich in der Mainstream-Presse lesen, wo er zum täglichen Brot gehört.

Hans B. von Sothen, Graz

 

 

Zu: "Auferstanden aus Ruinen" von Doris Neujahr, JF 44/05

Mutige und dankenswerte Worte

Wesentliches zu diesem in der Tat phönixhaften Vorgang um den Aufbau dieses Symbols deutscher Kultur, wie auch eines apokalyptischen Unterganges, ist hier in ebenso mutigen wie dankenswerten Worten zum Ausdruck gebracht worden. Aber um den Sinneswandel der derzeitigen Verursachernationen zu dokumentieren, waren die drei Abgesandten die Siegermächte von 1945 dann wohl nicht gekommen. Und die Deutschen?

Sie, die Nachfahren, begehen, wie es für Zombies wohl nicht anders zu erwarten ist, den Akt "Auferstanden aus Ruinen" mit Rummelplatzmilieu. Dieses Zugeständnis an die Freude über den Neubau hätte sicher noch einen Tag warten können. Zeigt sich doch daran, wie ernsthaft man sich mit dem Verlust von einer Viertelmillion grausam zugrunde gerichteter Mitmenschen auseinandersetzt. Der Oberbomber des (damals!) britischen Weltreiches befand zu diesem Thema, daß es ihm nicht um den strategisch/militärischen Vorgang ging, sondern sein Zynismus ließ ihn vor seinen Offizieren äußern, er wollte nur wissen, wie viele Deutsche man bei diese Aktion in der Lage wäre, "braten zu können". Woraufhin ihm dennoch in Aachen der Karlspreis verliehen wurde, bezeichnenderweise "für seine Verdienste um Europa" (welches er in Schutt und Asche bomben ließ). In Bonn wurde postum eine Churchill-Straße benannt, und deutsche Regierungsmitglieder mühen sich redlich, alle diese Gleichgesinnten in den Stand als "ihre Freunde" zu heben. O Tempora! O Mores! 

Klaus Getzin, Sankt Augustin

 

 

Zu: "Wir wollen stolz machen", Interview mit Andreas Fritzenkötter, JF 42/05

Es fehlen die Voraussetzungen

Die derzeitige Medienkampagne "Du bist Deutschland" mag zwar gut gemeint sein, doch es fehlen leider viele Voraussetzungen für die angestrebte Identifikation des Einzelnen mit diesem Staat. Einer traditionsarmen, umerzogenen und Partikularinteressen verhafteten Nation, die eher dem Individualismus und Hedonismus frönt, als dem Gemeinwohl verpflichtet zu sein, wird man eine Art Patriotismus-Kampagne kaum überstülpen können, weil dies ein rein künstliches und damit wirklichkeitsfremdes Unterfangen wäre. Werbekampagnen wie "Du bist Deutschland", die Stolz und Optimismus fördern sollen, sprechen Menschen außerdem nur als simple Konsumenten an; Stolz und Optimismus sind jedoch keine Konsumartikel, sind nicht das Resultat von Marketing-Entscheidungen, sondern müssen gewachsen oder mindestens latent vorhanden sein.

Man kann durch eine solche seichte Kampagne nicht 55 Jahre falscher deutscher Gesellschaftspolitik einfach rückgängig oder sogar ungeschehen machen. Wenn beim Großen Zapfenstreich zum 50. Bestehen der Bundeswehr vor der großartigen Kulisse des Reichstages 2000 Polizisten und Soldaten eingesetzt werden mußten, um die Ehrenformationen unserer Armee von Anarchisten, Randalierern und Chaoten zu schützen, dann zeigt dies in grotesker Weise und einmal mehr, wie meilenweit viele (nicht nur) Jugendliche aufgrund von Umerziehung, Schuldkomplexen und supranationaler Ideologie von einem wie auch immer gearteten Patriotismus entfernt sind. Patriotismus läßt sich nun einmal nicht einfach herbeireden oder wie ein Karnickel aus dem Hut zaubern.

Henning Burgwald, Kappeln

 

 

Zu: "Der Skandal um die Rußlanddeutschen" von Wolfgang Seiffert, JF 42/05

Um eine halbe Million "gesäubert"

Rußlanddeutsche kämpften nicht nur gegen die Wehrmacht als Partisanen im Zweiten Weltkrieg, sondern dienten auch im Russischen Bürgerkrieg als Rote Partisanen. Seit Alexander III. waren sie in der Zarenzeit der Russifizierungspolitik und Pogromen ausgeliefert, daher gab es unter ihnen auch Sozialrevolutionäre, die am Umsturzversuch 1905 teilnahmen. Unter Lenin und Stalin waren sie aber bald nicht nur "Repressionen" ausgesetzt, sondern Massenexekutionen. Im Vergleich zu anderen Ethnien war die Zahl der Erschossenen prozentual die höchste. Eine halbe Million wurde in Säuberungen vernichtet.

Friedrich Karl Pohl, Lüneburg

 

 

Zur JF-Aktion "Du bist das Universum", JF 42/05

Deutschland, wo liegt es?

Ich möchte aus meiner Sicht etwas Ergänzendes zu Ihrer Aktion "Machen wir uns nichts vor" anmerken: Schon Goethe beschäftigte sich eingehend und sorgenvoll mit der Thematik unserer nationalen Identität, äußerte er doch Riemer gegenüber sinngemäß: "Deutschland, wo liegt es? Ich weiß es (...) nicht zu finden!" Und weiter: "sie wollen aber nicht sein (also erkennen), was sie sind - daß sie es nicht wissen, ändert nichts daran. Was gilts, man wird sie schlagen!"

Gotmar-Michael Wolf, Stuttgart

 

 

Zu: "In der eisigen Ostsee versunken" von Fritjof Berg, Vertreibungsbeilage, JF 42/05

Ich war der Kommandant

Der Autor berichtet aus der Sicht eines Augenzeugen und Flüchtlings auf dem schleppenden Schiff "M 801". Ein Zufall will es, daß ich gerade jetzt auf Ihre Schilderung der dramatischen Ereignisse gestoßen bin. Denn ich war der Kommandant der geschleppten und gestrandeten "Nettelbeck", habe am Anfang des Monats Oktober die Danziger Bucht besucht und konnte bei Filmaufnahmen eines polnischen Teams unsere Geschichte erzählen und in Zusammenarbeit mit Tauchern das bis dahin anonyme Wrack identifizieren.

In Ihrem Artikel wird der Name einer Frau genannt, die als Kind zu den Flüchtlingen gehörte, die mit Hilfe der Hosenboje gerettet wurden, danach an Bord der "Memel" vor Swinemünde auf eine Mine liefen und erneut schiffbrüchig wurden. Ihr Name ist Hildegard Anton. Sollte sich die Betreffende noch ausfindig machen lassen, so wäre ich dankbar für einen Hinweis. 

Danielo Devaux, Oberleutnant z. See d.R., Bad Homburg

 

In keinem Schulgeschichtsbuch

Vielmals Dank für die ausführliche Behandlung des Themas "Vertreibung". Ein Thema, das in Deutschland ja immer noch politisch unkorrekt ist: "Die Deutschen haben ja den Krieg angefangen!", worauf ich stets erwidere: "Meine Großmutter, 1945 in Hinterpommern von den sowjetischen Soldaten ermordet, hat nicht den Krieg angefangen, auch nicht die Kinder, die ich auf dem großen Treck tot habe im Schnee liegen sehen". - Hier in Frankreich ist dieses Thema völlig unbekannt, wird in keinem Schulgeschichtsbuch auch nur erwähnt. Die Deutschen, Kriegsopfer weder erster noch zweiter Klasse. Nullklasse. 

Dr. Dagmar Galin, Saint Bonnet de Bellac, Frankreich


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