© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/05 18. November 2005

Meldungen

Ökoindustrie bringt EU Standortvorteile

BONN. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas setzt in Sachen klimafreundliche Energiepolitik in den USA auf den kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger: Der werde die Wende bringen. Einschätzungen dieser Art tragen dazu bei, daß deutsche Naturschützer den Griechen mit Skepsis betrachten (Naturschutz heute, 3/05). Trotzdem wolle man ihm noch eine "Bewährungsfrist" einräumen. Angesichts ehrgeiziger Wachstumsziele der neuen EU-Kommission setzt Dimas darauf, beim Umweltschutz ökonomisch zu argumentieren: Umwelttechnologie sei der mit jährlich fünf Prozent Wachstum produktivste Wirtschaftszweig der EU. Die Ökoindustrie stehe daher der Pharmabranche oder der Raumfahrttechnik nicht nach. Ob Dimas das aus Naturschutzsicht wichtigste Projekt seiner Amtszeit, alle in Umlauf befindlichen chemischen Stoffe auf ihre Gefährlichkeit zu testen, mit solchen Begründungen umsetzen kann, bleibt jedoch fraglich. Denn Dimas lockt nur mit vagen Standortvorteilen, während die chemische Industrie warnt, dieses EU-Projekt würde Tausende von Arbeitsplätze kosten.

 

NS-Wirtschaftspolitik: Sinnvolle Maßnahmen

GÖTTINGEN. Weitgehend unbeachtet von den bundesdeutschen "Leitmedien" hat sich, wenn auch gegen gut begründete Kritik, Ende der neunziger Jahre in der NS-Forschung die Ansicht behauptet, daß Hitlers Wirtschaftspolitik "sinnvolle Maßnahmen" eingeleitet, Deutschland aus der tiefen Krise von 1932 herausgeführt, ein erstaunliches Wachstum erzielt und mit keynianischer Konsequenz des deficit spending letztlich die Weichen für eine "moderne Nachkriegsgesellschaft" gestellt habe. Werner Abelshauser, so führt Mark Spoerer aus (Geschichte und Gesellschaft, 3/2005), habe diese Interpretation gegen "falsch verstandene political correctness" vertreten, da die schnelle Wiedereingliederung von Millionen von Arbeitslosen sich einfach nicht "wegdiskutieren" lasse. Zudem habe das NS-Regime "quantitativ kaum faßbare immaterielle Kollektivgüter" ("Sicherheit, Gemeinschaftsgefühl, Nationalstolz") produziert, was seine Überlegenheit gegenüber dem kapitalistischen Wirtschaftssystem begründe. Allerdings macht Spoerer gegen Abelshauser geltend, daß der "Pro-Kopf-Konsum" bis 1939 nie das Niveau von 1929 erreichte. Der NS-Staat bescherte den Deutschen also nie das Wohlstandsniveau der Weimarer Zeit - auch nicht, wie Götz Aly behaupte, per "Umverteilung" durch "Raub" an jüdischem und ausländischem Vermögen.

 

Erste Sätze

Der Mensch hat Bedürfnisse der verschiedensten Art, die er befriedigen muß, um zu leben, um zu gedeihen.

Johannes Conrad: Leitfaden zum Studium der Nationalökonomie, Jena1900


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