© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/05 11. November 2005

Blick in die Medien
Die Schraube
Ronald Gläser

Es soll Leute geben, die ihn als SPD-Boß vermissen. Sie haben nach seinem Rücktritt eine Seite geschaltet ( www.wir-wollen-Franz.de ). Für uns war Franz Müntefering weder ein Sympathie- noch ein Hoffnungsträger. Im politischen Ränkespiel nicht unbegabt, versprühte er jedoch nur den Charme einer Spax-Schraube (einer gebrauchten). In Interviews verstand er es immer, mit vielen Worten so gut wie nichts zu sagen. An diesem Tag meldete sich auch Andrea Nahles im ZDF zu Wort, die in Interviews zunächst noch weniger als "Münte" gesagt hatte - nämlich gar nichts. Die breite Unterstützung, die sie im Vorstand erhalten habe, sei Beweis, daß es ihr um mehr als nur eine "Individualkarriere" gegangen sei, so die Bundestagsabgeordnete. Hm. Was ist wohl das Gegenteil einer Individualkarriere? Eine Kollektivkarriere etwa wie die der beiden polnischen Zwillingsbrüder, die die Wahlen zu den beiden höchsten Staatsämtern gewonnen haben? Oder Marx und Engels, die nur zusammen wirken konnten? Wir befürchten, daß Frau Nahles keine Antwort auf diese spannende Frage weiß. Darin ist sie "dem Franz" vermutlich ähnlicher, als ihr lieb ist.


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