© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/05 28. Oktober 2005

Leserbriefe

Zu: "Unterschätzt wie Helmut Kohl" von Dieter Stein, JF 42/05

Sozialdemokratisch verwaschen

Ich teile nicht die Befürchtung Dieter Steins, daß Frau Merkel länger Kanzlerin bleiben wird, als manche ahnen. Die sozialdemokratisch verwaschene Erscheinung der Union dürfte bei der nächsten Bundestagswahl nicht wenige dazu veranlassen, entweder doch das Original zu wählen oder - mangels einer seriösen rechten Alternative - eine schärfer profilierte liberale Opposition. Die kommenden Landtagswahlen könnten das künftige Desaster der Union verdeutlichen.

DR. MARTIN KÜHNAU, BERLIN

 

 

Zu: "Der Mut zu Großem fehlt" von Klaus-Peter Krause, JF 42/05

Claudia Roth nach Afghanistan

Wir, das Volk, freuen uns, daß Ihr den Bund zum Regieren gefunden habt. Ohne Regierung wären wir wie ein Rumpf ohne Kopf, wie ein Körper ohne Geist gewesen.

Noch eine Bitte: Nehmt doch auch die beiden Kleinen (FDP und Grüne) in Euer warmes Nest auf, damit sie über den Winter nicht erfrieren. Claudia Roth könntet Ihr als Verteidigungsministerin optimal einsetzen. Bei deren Erscheinen in Afghanistan würden selbst die hartgesottenen Taliban ihre Flinte ins Korn - pardon: Mohn - werfen und sich heulend und zähneklappernd in die hintersten Winkel ihrer Höhlen verkriechen. Damit wäre der lange deutsche Verteidigungskrieg am Hindukusch für uns gewonnen!

WERNER B. WEGMANN, LUDWIGSHAFEN

 

 

Zu: "Nationalhymne sorgt für schräge Töne" von Marcus Schmidt, JF 42/05

Widerstand linker Genossen

Das Deutschlandlied, 1841 auf Helgoland von Hoffmann von Fallersleben gedichtet, wurde erst 1922 durch Verfügung des sozialdemokratischen Reichspräsidenten und Patrioten Ebert gegen den Widerstand linker Genossen zur Nationalhymne erklärt. Die Nationalsozialisten hängten das Horst-Wessel-Lied 1933 an. Im Jahre 1952 einigten sich Adenauer und Heuss, das Deutschlandlied als Nationalhymne anzuerkennen, allerdings bei staatlichen Veranstaltungen (!) nur die dritte Strophe zu singen.

KARL-HEINZ GRIEGER, BIELEFELD

 

 

Zu: "Nicht nur die Liebe zählt" von Kurt Zach, JF 42/05

Fehlleistung der Deutschen Welle

Auch Anstalten des öffentlichen Rechts wie die Deutsche Welle (DW) in Köln geben Hinweise zur Einreise und Aufenthaltssicherung, zumBeispiel für AIDS-Kranke aus Entwicklungsländern. Am "Weltaidstag" im Dezember 2003 brachte die DW ein Feature über eine afrikanische Aids-Kranke namens "Miriam". Inhalt der Sendung war letztlich eine genaue Anleitung über die rechtssichere Vorgehensweise bei Einreise und das weitere Procedere bei der Aufenthaltssicherung unter Berücksichtigung der Vermeidung von Fehlern. Ausgestrahlt über weltweit empfangbare Kurzwelle. Kein Wunder, daß im Jahr 2004 ca. 50 Prozent der Aids-Neuerkrankungen in Deutschland auf das Konto von Migranten gingen. Eine E-Mail an die DW hatte lediglich zur Folge, daß auf der Internetseite der DW die Spuren der "Miriam"-Sendung verwischt wurden, die Suchmaschine findet seither "Miriam" nicht mehr. Die Folgen dieser unsäglichen Fehlleistung der DW-Verantwortlichen jedoch bleiben.

Peter Knoll, Germering

 

 

Zur Meldung "NPD entmachtet Günter Deckert", JF 42/05

Aus dem Verkehr gezogen

Herr Deckert war nicht nur NPD-Landesvorsitzender, sondern auch Direktkandidat im BT-Wahlkreis Heidelberg. Wie steht es um die Seriösität einer Partei, die kaum zwei Wochen nach den Wahlen einen maßgeblichen politischen Willensträger aus dem Verkehr zieht - wegen demokratischer Unzuverlässigkeit?

WERNER SCHICK, ED.-NECKARHAUSEN

 

 

Zu: "Gemächlich vom hohen Roß" von Bernd-Thomas Ramb, JF 42/05

Was machen die Dänen besser?

Herr Prof. Ramb unterschlägt, daß, obwohl in Dänemark "der Anteil der Lohnkosten an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung" noch höher ist als bei uns, dennoch die Arbeitslosigkeit dort um mehr als die Hälfte niedriger ist. Was machen die Dänen besser?

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zur JF-Aktion "Du bist das Universum", JF 42/05

Bis heute wird Preußen verdammt

Meinen Glückwunsch zu dieser gelungenen Satire, bei der einem das Lachen im Hals steckenbleibt. Sie sollten diese Plakate auf Ihrer Internetseite veröffentlichen, damit man diese weiterverbreiten kann. Vielleicht nicht ganz unerheblich für weitere Werbezwecke.

Hoffentlich fallen Ihnen weitere Themen ein, zum Beispiel "Du bist nichts, Dein Land ist alles. Noch heute wird Preußen verdammt, dabei war diese Idee die fortschrittlichste ..."

Paul-Ernst Huppert, Linz

 

Wert- und substanzlose Aussagen

Die "Du bist Deutschland"-Kampagne ist ein Muster ohne Wert. Das beweisen Herrn Fritzenkötters substanzlose Aussagen in dem Interview auf Seite 3. Nun reagiert die JF sehr sarkastisch auf diese dämliche Initiative. Doch wen soll das erreichen? Ich denke, daß jeder JF-Leser abends mit Bauchschmerzen ins Bett geht, wenn er an den zunehmenden Verfall in der BRD denkt. Zu nennen wären Geburtendefizit, Geschichtsverengung auf die zwölf dunklen Jahre, zunehmender Egoismus, globale Fantasien statt nationalem Selbstbewußtsein, wirtschaftlicher Bankrott auf Raten, Trägheit, falsch verstandene Toleranz (political correctness), zunehmende Verdummung und Proletarisierung des Volkes.

Was wäre der Gegenentwurf? Eine Darstellung, woher wir unser deutsches Selbstbewußtsein nehmen können. Zum Beispiel aus der deutschen Vergangenheit vor 1933, dem moralischen (WM 1954), wirtschaftlichen (Wirtschaftswunder) und geschichtlichen (17. Juni, Mauerfall) Wiederaufbau des Landes. Daher würde ich die Gegenkampagne zweiteilen: Analog zu Ihren negativen Entwürfen sollten Sie diese durch einen positiven Teil mit den deutschen Glanzstunden ergänzen - damit würde man die Gefühlslage am besten beschreiben. Eine derartige Initiative könnte das Volk besser motivieren, die bestehenden Probleme mit Optimismus anzupacken. Bedenken Sie: Ein Patriot, der bereit ist, eigene Kinder in eine ungewisse Zukunft zu setzen und sich dem moralischen Verfall entgegenzustellen, ist immer auch ein Optimist!

Bernd Schmidt, Berlin

 

 

Zu: "Die Schere im Kopf des Historikers" von Franz Uhle-Wetter, JF 42/05

Gerechte Aufarbeitung verhindert

Wiederholung sei möglich? Ich fasse es nicht! Neonazis könnten etwas ausbeuten und Fehldeutungen verursachen! Soll es tatsächlich Personen in der Welt geben, die glauben, es könne eine neue "Gestapo-Diktatur" in Deutschland geben? Ein neuer Adolf Hitler könne mit raffiniertem Trick eine neue diktatorische Gewalt schaffen, bei deren Anordnungen und Strafverfügungen die normale Verwaltungsgerichtsbarkeit ausgeschaltet wäre?

Irgendwie scheint mir die heutige PC auf dem falschen Dampfer. Und damit verhindert sie nur eine richtige und gerechte Aufarbeitung der neueren deutschen Geschichte. 

Martin Haverkamp, Bielefeld

 

 

Zur Sonderbeilage "60 Jahre Vertreibung", JF 42/05

Kein Eingang ins Geschichtsbild

Ihre Sonderbeilage zur Vertreibung sollte in Schulen Pflichtlektüre sein. Es bedrückt, daß die beschriebenen Ereignisse keinen allgemeinen Eingang in das Geschichtsbild der Deutschen finden. Denn diese Nichtbeachtung bedingt jene von der JF zu Recht beklagte "Selbstbezichtigungskultur" dadurch, daß es keine Balance zwischen Scham und Trauer, oder anders: "Gesichtswahrung", gibt. Selbstverständlich müssen die Deutschen in Scham und Schuldbewußtsein der zwölf Jahre Nationalsozialismus, des angefachten Krieges und der Massenmorde gedenken. Gleichzeitig sollte es uns aber auch erlaubt sein, die Opfer der Vertreibung zu betrauern sowie die Täter zu verurteilen. Das hat nichts mit "Aufrechnen", "Relativieren von Schuld" oder gar "Revisionismus" zu tun, sondern mit der naturnotwendigen Tatsache, daß es einer "gleichen Augenhöhe" bedarf, um das Zusammenleben im europäischen Kontext künftig friedlich gestalten zu können.

Gernot Schmidt, Delitzsch

 

Sprachrohr gegen die Medien

Die Ausgabe sollte alle Vertreibungszeugen und ihre Kinder dazu ermuntern, die Erzählungen zu dieser Katastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg aufzuschreiben oder auf Kassette/Video zu sprechen, damit den Kindeskindern noch eine glaubwürdige Erinnerung verbleibt, die das Lügengespinst von der "Befreiung nach dem Kriege" in seine Schranken verweist. Man könnte davon auch Taschenbücher wie der Volksbund für Kriegsgräberfürsorge gestalten, die dem einfachen Menschen ein Sprachrohr gegen die übermächtigen, verzeichnenden Medien geben.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

 

Zu: "Sturm auf Europa" von Peter Lattas, JF 41/05

"Badische Zeitung" für Atlantis

Ach ja, schönes neues Europa: Land, wo Milch und Honig fließen ... und Sozialleistungen für scheinbar jedermann, der hierher kommt und sie beantragt. Es sieht zumindest so aus. Warum sonst erleben wir dieser Tage einen derartigen Ansturm auf die beiden spanischen Exklaven Ceuta und Melilla?

Natürlich ist dieses Ereignis auch der bei uns weitverbreiteten linksgerichteten Badischen Zeitung nicht entgangen, und die "Genossen" ließen es sich natürlich nicht nehmen, ihren Senf dazuzugeben. So schreiben sie: "Spanien und der EU gehen scheinbar nie die Tricks aus, unsere Wohlstandsinsel zu schützen." Dabei scheinen sie offensichtlich zu vergessen, daß, wenn es diese "Tricks" nicht gäbe, unsere Wohlstandsinsel sich wohl bald in ein zweites Atlantis verwandeln würde und unterzugehen drohte. - Ich finde es schade, daß bei uns keine regionale Zeitung existiert, die ein rechtes Meinungsspektrum vermittelt. 

Stephan Strauch, Neuenburg am Rhein

 

 

Zu: "Der konservative Rebell" von Dieter Stein, JF 41/05

General vor Hinrichtung errettet

Das Charakterbild des August Graf von Galen kann durch folgende Tatsache ergänzt werden. Die Kanadier hatten 1945 den Waffen-SS-General Kurt Meyer ("Panzermeyer") als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt. In ihrer Verzweiflung wandte sich dessen Ehefrau an den evangelischen Landesbischof Maharens in Hannover, damit dieser ein Gnadengesuch für den unschuldig verurteilten Offizier einreichte. Jedoch bedauerte der Bischof, er sei leider nicht in der Lage, sich für einen ehemaligen SS-Offizier zu verwenden. Maharens hatte nach dem Attentat vom 20. Juli den Aufruf "Dank für die gnädige Errettung des Führers" veröffentlicht. Daraufhin begab sich Frau Meyer zu Bischof von Galen, der nach kurzem Studium des Falls das Gnadengesuch unterzeichnete und damit "PZ-Meyer" vor der Hinrichtung rettete.

FRIEDRICH KARL POHL, LÜNEBURG

 

 

Zu: "Nationalsozialisten und Alliierten ein Dorn im Auge" von Hans-Joachim von Leesen, JF 41/05

Musterbeispiel an Geradlinigkeit

Ihre Berichte zur Seligsprechung des "Löwen von Münster" führt zur Nachdenklichkeit. Von Galen war ein Musterbeispiel an Geradlinigkeit in einer die Orientierung verlierenden Zeit. Auch heute herrscht Verwirrung, auch wenn das Aussprechen der Wahrheit nicht so gefährlich ist wie zu Zeiten des Nationalsozialismus. Für Kardinal Galen war Unrecht Unrecht, und er nannte es so. Das bekamen die Nazis genauso zu spüren wie Vertreter siegreicher Mächte nach dem Zweiten Weltkrieg, denen er das Recht absprach, die Deutschen aus dem Osten zu vertreiben. 

PFARRER HELMUT GEHRMANN, KLOTTEN

 

 

Zu: "Pseudo-Patriotismus aus der Retorte" von Dieter Stein, JF 40/05

Gespiegelte Minderwertigkeit

Die Formulierung "Du bist Deutschland" beinhaltet einen Sprecher (Ich/Wir) und einen Angesprochenen (Du). Ich/Wir steht für Vater/Eltern, Du für Kind. Oder das eine für groß und das andere für klein. Da will also der Große dem Kleinen eintrichtern, was er zu sein hat. Eigentlich wissen wir(?) doch, daß das nichts wird. Aber, und jetzt kommt das, weshalb er es nicht lassen kann, das Weil: weil er, der (scheinbar) Große, die Mickrigkeit seiner Kinder nicht ertragen kann, denn sie spiegeln seine eigenen in Schach gehaltenen - kompensierten - Minderwertigkeitsgefühle. Außerdem sind es keine Kinder, die sich zum Vorzeigen eignen, um sich selbst aufzuwerten. Das geht mit mickrigen Kindern nicht. Aber wer möchte Vater von solch einer Familie sein?

RAIMAR OCKEN, BERLIN

 

 

Einfallslos und unverfroren

Die "Du bist Deutschland"-Kampagne ist der Gipfel der Geldverschwendung. Diese Kampagne strotzt vor Einfallslosigkeit und Unverfrorenheit. Die deutschen Farben - Schwarz-Rot-Gold - erscheinen kaum wahrnehmbar, in Form eines Kothaufens, als umgekehrtes Ausrufungszeichen nach der Behauptung "Du bist Deutschland". - In den Stuttgarter Nachrichten (12. Oktober 2005) erscheint ein Grüner (ein Frosch, eine Ente oder ähnliches), über dem geschrieben steht "Du bist Günther Jauch" - danach wird erklärt, daß Jauch von sich selbst sagt: "Ich bin voller Komplexe". Diese Seite wirbt mehr für die Grünen und für Günther Jauch oder für Komplexe, nicht jedoch für Deutschland. 

WOLFGANG PFEIFFER, STUTTGART-MÖHRINGEN

 

 

Zu: "Schlecht kopierte Vergebungsgeste" von Alfred Schickel, JF 40/05

Der Beichtstuhl von Karol Wojtila

Im Oktober vergangenen Jahres war ich als Zuhörer an einer Podiumsdiskussion in Bielefeld, die unter dem Motto "EU-Osterweiterung, Chancen und Risiken" stand. Während der Veranstaltung wurden, vielleicht deswegen, ca. zehn Autos, die an einer stark befahrenen Ausfallstraße abgestellt waren, die Reifen zerstochen. Obwohl zu der Zeit noch reger Verkehr herrschte und es Augenzeugen gegeben haben muß, ist es der Polizei bis heute nicht gelungen, der Täter habhaft zu werden.Diskussionsteilnehmer war unter anderm Herr Pawelka, Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien und Vorstandsmitglied der Preußischen Treuhand.

In der Diskussion wurde das Thema deutsch-polnische Beziehungen angeschnitten, und ein polnischer Gast wies auf angebliche polnische Vorleistungen hin, unter anderem auf die im obigen Artikel erwähnte "Versöhnungsbotschaft" aus dem Jahre 1965, auf die die erwartete Resonanz ausgeblieben sei. Herr Pawelka konterte mit der Behauptung, diese Botschaft sei längst widerrufen und entbehre deshalb jeglicher Grundlage.

Ich habe später in einem Anschreiben Herrn Pawelka gebeten, falls vorhanden, mir Belege über den Widerruf zukommen zu lassen. Er schickte mir daraufhin eine Liste mit Äußerungen polnischer Kirchenfürsten zu diesem Thema, aus der ich eine Äußerung zitiere. Sie stammt von dem damaligen Erzbischof von Krakau und späterem Papst Karol Wojtila, erfolgte am 1. Februar 1966 und hat folgenden Inhalt: "Die deutschen Bischöfe wurden (durch den Brief der polnischen Bischöfe) gezwungen, sich zur Schuld zu bekennen. Dies ist ein Ausdruck dessen, daß sich die Deutschen überhaupt zu den an der polnischen Nation begangenen Verbrechen bekannten. Dies hat niemand im Laufe der ganzen 20 Jahre geschafft. Wir spielten die Rolle des Beichtvaters, so wie wir das im Beichtstuhl mit dem Sünder tun ... Ich kann mich mit der falschverstandenen Interpretation des Wortes 'Wir gewähren Vergebung' nicht einverstanden erklären ... Die Botschaft hat in ihrem Kontext das Ziel, die Deutschen zum Eingeständnis von Schuld zu zwingen, wie der Beichtvater im Beichtstuhl. Das ist die Plattform, von der man die Botschaft betrachten muß." 

Bernhard Kaiser, Halle/Westfalen


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