© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/05 28. Oktober 2005

Meldungen

Königsberg: Bilanz für die Zukunft

LÜBECK. Die Academia Baltica hat sich in diesem Herbst vorgenommen, eine "Bilanz für die Zukunft" aus den Erfahrungen der 750. Jahrfeier in Königsberg im Juli dieses Jahres zu ziehen: in einem deutsch-russischen Seminar, das vom 25. bis zum 27. November in der Akademie Sankelmark bei Flensburg stattfindet. Neugierig sind die Tagungsmacher darauf, ob sich Kaliningrad überhaupt noch mit Königsberg verbinden lasse, ob es eine gemeinsame Basis für die Zusammenarbeit im russischen Nordostpreußen gibt. Besonders gespannt darf man dabei auf die Einschätzung der Moskauer Professorin und scharfen Putin-Kritikerin Swetlana Czerwonnaja sein, die über "Kaliningrad im Pentagramm der Perspektiven" referiert, sowie auf den Vortrag des Mitarbeiters im Dommuseum Waldemar Biss über "Junge Kaliningrader auf der Suche nach ihrer Stadt" (Informationen: office@academiabaltica.de ).

 

Die Tücken der Universalgeschichte

SEELZE. Ein Bedürfnis nach "Geschichtsschreibung der fernen Beziehungen und großen Zusammenhänge" meint Jürgen Osterhammel im heute zusammengeschrumpften Deutschland ausmachen zu können (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 9/05). Diese Nachfrage nach Orientierungswissen sei nicht verwunderlich angesichts täglicher Warnungen vor asiatischen Infekten und schmelzenden Polkappen. Osterhammel macht sich daher anheischig, seine Leser, vorwiegend Geschichtslehrer, in eine "Vorschule weltgeschichtlichen Denkens" mitzunehmen. Tatsächlich aber bietet er einen Abriß zur Entstehung des "Welt-Bewußtseins" seit dem 19. Jahrhundert, das im Zuge der "Kommunikationsrevolution durch das Internet" auch den geschichtswissenschaftlichen Alltag dominiere, wie nicht zuletzt das 1990 gegründete Journal of World History zeige. Überhaupt habe das "Schreiben von Weltgeschichte" in den USA inzwischen schon die "Phase lehrbuchartiger Synthesen" erreicht. Ein besonderes Problem erkennt Osterhammel darin, daß die Geschichte der "Beziehungen" zwischen Kulturen auf "übersetzende Interpretation" angewiesen sei. Ob dann der westliche "Begriffskosmos" universale Anwendbarkeit zuläßt, sei sehr fraglich. Eine allgemeine Lösung für diese Schwierigkeit gebe es nicht, doch dürfe dies nicht dazu führen, Edward Said zu folgen, der behaupte, nur Muslime verstünden den Islam. Das wäre ein Wiederaufleben der alten Spenglerschen Vorstellung von den gegeneinander abgeschotteten Kulturen.

 

Erste Sätze

Die Wissenschaft der internationalen Beziehungen befaßt sich mit der internationalen Gesellschaft.

Georg Schwarzenberger: Machtpolitik. Eine Studie über die internationale Gesellschaft, Tübingen 1955


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