© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/05 28. Oktober 2005

Frisch gepresst

Martin Heidegger. An Büchern über den "Meister aus Deutschland", wie ihn etwa Rüdiger Safranski in seiner Biographie plump beziehungsreich genannt hat, herrscht wahrlich kein Mangel. Wohl aber an "Einführungen", die den Anfänger nicht verschrecken. So ein Büchlein ist dem Hamburger Literaturwis-senschaftler Manfred Geier, der in der rororo-Reihe schon die Heidegger-Gegner des "Wiener Kreises" und Karl R. Popper porträtiert hat, nun immerhin gelungen (Rowohlt, Reinbek 2005, 138 Seiten, broschiert, Abbildungen, 8,50 Euro) - wenn man auch darüber klagen mag, daß nicht endlich einmal ein paar unbekannte Fotos, von denen es im Marba-cher Nachlaß und im Familienbesitz doch noch viele gibt, den Leser erfreuen.

Wilde Vertreibung. Daß die Aufarbeitung der Vertreibung der Deutschen aus dem Osten unvollständig blieb, bewies nicht zuletzt die rege Beteiligung unserer Leser an der Ausgabe zur Vertreibung (JF 42/05). Doch wo die Wissenschaft fehlt, müssen Zeitzeugen selbst aktiv werden - so wie Gotthard Schroll, der die Geschichte der tschechischen Gewaltorgien im Mai 1945 bis über die wilden Vertreibungen zur schließlich "humanen Aussiedelung" anhand einer gewissenhaften Gesamtschau aus seinem Heimatkreis Braunau im böhmisch-schlesischen Grenzgebiet schildert. Viele Augenzeugenberichte, Dokumente und zusammenfassende Darstellungen zeichnen ein beinahe vollständiges Bild des damaligen Geschehens. Die qualitativ hochwertige Arbeit sollte bisher ungefragte Vertriebene zu ähnlichen Werken anregen, bevor ihre Erinnerungen unwieder-bringlich verlorengehen (Im Schatten des Todes. Das Braunauer Ländchen 1945/46. Selbstverlag 2005, 294 Seiten, gebunden, Abbildungen, 17,50 Euro plus Versand; über Gotthard Schroll, Sper-lingstraße 15, 91056 Erlangen).

Ewig jung. Ob der Münchner Heilpraktiker Uwe Karstädt einer Beantwortung der Menschheitsfrage näher gekommen ist - nämlich jener nach der Vergänglichkeit des Seins -, mögen viele bestreiten. Zumindest läßt der von ihm präsentierte "ideale Patient" seines Gesundheits- und Ernährungskonzeptes, der Schauspieler Horst Janson, alle Theorien über die Umgehung der sich im Alter häufenden Herz- und Kreislaufkrankheiten oder gar Alzheimer nicht unglaubwürdig erscheinen. So sieht der "ewige Bastian" mit siebzig Jahren immer noch aus wie ein Dreißigjähriger, dem höchstens eine durchzechte Nacht im Gesicht steht. Den Quell des Jungbrunnens erkennt Karstädt, der als einer der meistgelesenen Naturheilkunde-Autoren gilt, im Kampf gegen die im Stoffwechsel produzierte Substanz Homocystein. Seine Rezepte gegen diese schädliche Aminosäure, welche er als Wurzel des Bösen ausmacht, sind jedoch größtenteils nachvollziehbar banal, nur manchmal verschroben, so daß man Ängste vor schädlichen Auswirkungen ruhig zurückstellen darf (Das Dreieck des Lebens. Titan Verlag, München 2005, 270 Seiten, gebunden, 24,80 Euro).


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