© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/05 14. Oktober 2005

Straßenkampf im Netz
Extremismus: Computer-Spezialisten kapern Internetseiten
Peter Möller

Die im vergangenen Wahlkampf verstärkt zu beobachtenden gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Extremisten (JF 35/05) greifen jetzt offensichtlich auch auf das Internet über. Sowohl rechte als auch linke Internetseiten sind in den vergangenen Tagen von sogenannten "Hackern" angegriffen worden. Dabei gelang es den Computer-Spezialisten teilweise, in Datenbanken einzudringen und an sensible Daten zu gelangen: In einigen Fällen sind daraufhin Adressen von Nutzern der entsprechenden Seiten im Internet veröffentlicht worden.

Betroffen ist unter anderem die rechtsextreme Seite "Freier Widerstand". Zahlreiche sonst nur registrierten Nutzern zugängliche Diskussionsbeiträge aus dem Forum der Seite sowie rund 16.000 Privatnachrichten und Adressen wurden veröffentlicht. Seit dem Angriff in der Nacht zum 1. Oktober ist die Seite nicht mehr verfügbar.

Erwischt hat es auch den Antifa-Versand "Red Stuff". Ende September verschafften sich Unbekannte Zugang zur Datenbank des Versandhandels, der die linke Szene mit Propagandamaterial und szenetypischen Kapuzenpullovern und Che-Guevara-T-Shirts versorgt. Über 500 Namen und Adressen von Nutzern des Versands tauchten daraufhin im Internet auf.

"Deshalb bleibt der Online-Shop geschlossen, bis wir alle möglichen Sicherheitslücken gefunden und beseitigt haben", heißt es jetzt auf der Seite. Den Betreibern tue der Vorfall "unendlich leid". Gleichzeitig wird darauf verwiesen, daß die veröffentlichten Adressen "nichts über die Leute und ihre Aktivitäten" aussagten. Damit weisen sie auf einen wichtigen Punkt hin: Für die veröffentlichten Adressen von den Datenbanken des "Freien Widerstandes" und "Red Stuff" dürften sich neben dem politischen Gegner auch Polizei und Verfassungsschutz interessieren.

Kurz nachdem die Adressen von der "Red Stuff"-Datenbank im Internet entdeckt worden sind, folgte der Gegenschlag. Die "Datenantifa" setzte die Seiten, auf denen die Adressen veröffentlicht worden waren, außer Gefecht.


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