© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/05 07. Oktober 2005

UMWELT
Verwirrende Ergebnisse
Michael Howanietz

Von "zum Teil erschreckenden Ergebnissen" spricht die Stiftung Warentest nach einer Qualitätskontrolle von Olivenölen der Güteklasse "Nativ extra". Kein einziges der getesteten Öle aus verschiedenen Mittelmeerländern sei frei von Schadstoffen gewesen. Selbst in teuren Bio-Ölen fanden die Tester krebserregende Weichmacher. Andererseits wurden billige Supermarkt-Öle mit "Gut" bewertet. Untersuchungsergebnisse wie dieses, zu finden im Test-Oktoberheft, sind alarmierend. Gleichzeitig werfen einzelne Bestimmungen zur Lebensmittelreinhaltung die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Nulltoleranzen auf. Skeptiker des herrschenden Purismus argumentieren, die Natur lasse sich nicht in Nulltoleranzen pressen. Wenn moderne Analysemethoden bereits ein einzelnes Mäusehaar in 5.000 Tonnen Getreide nachweisen können, dürfe deshalb nicht von "Verunreinigung mit tierischem Protein" gesprochen werden.

Die konventionelle Landwirtschaft sieht sich mit unerfüllbaren Forderungen konfrontiert. Man könne schließlich kein Überflugsverbot für Vögel und ein Durchgangsverbot für Mäuse verhängen, um minimalste natürliche Verunreinigungen zu verhindern. Auch Risikoforscher orten hinter einigen industriefreundlichen - landwirtschaftliche Realitäten aber mißachtenden - EU-Richtlinien ein "Wahrnehmungsproblem". Es gehe darum, den Testergebnissen verunreinigter Lebensmittel eine seriöse Einschätzung der Risiken gegenüberzustellen. Schließlich bestehe ein beträchtlicher Unterschied zwischen natürlichen Verunreinigungen und der Belastung mit nachweislich gesundheitsgefährdenden Chemikalien. Das wäre eine Aufgabe fürs künftige Verbraucherschutzministerium.


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