Aufgeschnappt
Wahre Gründe der Misere
Matthias Bäkermann

Bundestagsabgeordnete und ihre Kollegen im Abgeordnetenhaus von Berlin können jetzt aufatmen. Weder das Hickhack um die unverschämt kniffelige Wahlentscheidung des Souveräns noch das unendlich tiefe Loch im Haushalt der Hauptstadt ist ihrer schlechten Politik anzulasten. Alles hat sehr viel banalere Gründe.

"Regierungsgebäude, die einen falschen Eingang haben, sind der unsichtbare Grund für den Großteil der Probleme, der Konflikte und des Versagens der Regierung", weiß Horst-Rainer Witt, "Regionaldirektor Berlin-Zentrum" der "Global Reconstruction". So ist nach Ansicht dieser Maharishi-Mahesh-Yogi-Anhänger das Abgeordnetenhaus mit seinem Südeingang derart auf "Zwietracht und Probleme" gepolt, daß dies die besten Politiker nicht ausgleichen könnten. Auch der Westeingang des Reichstages führe geradewegs zu "endlosen Sorgen und Armut". Helfen könne nur noch: "Sofort das Gebäude verlassen, abreißen und nach Vedischen Gesetzen neu bauen!" Wer dies für Schwachsinn hält, muß spätestens bei anderen Grundsätzen "Vedischer Architektur" ins Grübeln kommen: "Gewässer im Nordosten verheißen Reichtum" - womit bei den Spreeanrainern im Bundestag die Diäten gemeint sein müßten. Und wer mag bestreiten, daß Gerhard Schröder bis zur Berliner Runde am Wahltag "erfüllt und mit gutem Ansehen" aus dem Osteingang des Kanzleramtes trat?