© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/05 30. September 2005

Die Saat des Hasses
Übergriffe gegen Volksdeutsche wurden geschürt
Herbert Bath

Der polnische Minderheitenpolitik nach dem Ersten Weltkrieg richtete sich auf die Verdrängung der Deutschen aus den ehemals deutschen Gebieten, die durch den Versailler Vertrag an Polen gefallen waren. So kam es von 1920 bis 1926 zu einer ersten Vertreibungswelle der Deutschen aus Polen.

Aber auch der Rest der in Polen verbliebenen Deutschen, die häufig zum Zweck der Besitzerhaltung für den Verbleib optiert hatten, fand weder Ruhe noch Anerkennung, weil er ständigen Schikanen und dem Druck zur Polonisierung ausgesetzt war. Das betraf vor allem die deutschen Schulen - mehr als die Hälfte der deutschen Schüler mußten polnischsprachige Schulen besuchen -, die evangelische Kirche und den Gebrauch der deutschen Sprache. Die weitere Entwicklung der deutschen Volksgruppe hat Hugo Rasmus in seinem Buch "Pomerellen Westpreußen 1919 - 1939" (Herbig Verlag, München, 1989) dargestellt. Rasmus wurde 1925 in Bromberg geboren und besuchte die Schulen unter den in Polen herrschenden Bedingungen.

Das Leben der Deutschen stand unter ständigem Druck und war alles andere als normal. Als 1920 in Graudenz Plakate mit der Forderung der Rückgliederung Westpreußens an das Deutsche Reich ausgehängt wurden, gab es eine Verhaftungswelle. Von den 21 festgenommenen Verdächtigen wurden 16, alle Mitglieder der SPD, der USPD und der Gewerkschaften, nach Thorn verbracht und dort wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und erschossen. Die deutschfeindliche Stimmung verschärfte sich, was immer wieder zu Störungen deutscher Versammlungen und Feste führte.

Nach dem Tode Pilsudskis 1935 verschlechterten sich unter dem Nachfolger Marschall Rydz-Smigly die Verhältnisse für die Deutschen weiter. Im Frühjahr 1939 begann die deutsch-polnische Krise um Danzig und den Korridor. Demonstrativ ordnete die polnische Regierung eine Teilmobilmachung an, bei der drei Reservistenjahrgänge einberufen und polnische Divisionen Quartier in westpreußischen Dörfern und benachbarten Feldstellungen bezogen. Bei den Deutschen wurden Pferde und Gespanne requiriert, desgleichen Privatautos. Die polnische Propaganda steigerte sich zur Kriegspropaganda. Paramilitärische Verbände hielten in den Städten wie in Bromberg deutschfeindliche Demonstrationen ab, verbunden mit der Zertrümmerung deutscher Schaufenster und Kirchenfenster, ohne daß die Polizei einschritt.

Nach Erlaß der polnischen Gesetze über den Kriegszustand im Juni 1939 gab es keine Hemmungen mehr, Deutsche wegen Beleidigung des polnischen Staates, wegen Verbreitung falscher Nachrichten über Polen oder sogar wegen Spionage zu verhaften. Deutsche Betriebe bis hin zu Apotheken wurden beschlagnahmt. Jagdwaffen und Waffenscheine von Deutschen wurden durch die Staroste (Landräte) eingezogen. Der polnische Rundfunk übertrug gehässige Kommentare und forderte zur Wachsamkeit gegenüber den deutschen Mitbürgern als dem "Feind im Inneren" auf. Viele deutsche Bürger Polens fürchteten für Leib und Leben und flüchteten in das Reich oder nach Danzig. Am 21. August 1939 waren es etwa 70.000 Menschen, gleichzeitig in Danzig 18.000. Am 30. August 1939 rief Polen die Generalmobilmachung aus und sperrte die Grenzen.

 

Herbert Bath, ehemaliger Landesschulrat in Berlin, verstarb am 5. September 2005.


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