© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/05 16. September 2005

UMWELT
Eingeschränkte Wahl für Tierschützer
Volker Kempf

Tierschützer regen sich derzeit vor allem über die CDU auf. Anlaß gab dazu Schleswig-Holsteins Umweltminister Christian von Boetticher, der in der neuen Landesjagdverordnung Wildtiere ohne Schonzeit zum Abschuß freigegeben hat und auch die Regeln für die Pelztierzucht lockern will. Die Bundesregierung indes hat eine Pelztierverordnung auf den Weg zum Bundesrat gebracht, doch der 34jährige Ex-EU-Parlamentarier und sein niedersächsischer Amtskollege Hans-Heinrich Ehlen (CDU) wollen, daß erst einmal ein Bericht über die Haltung von Pelztieren in anderen EU-Staaten sowie der Stand der wissenschaftlichen Forschung bei der Strukturierung von Haltungseinrichtungen für Nerze vorgelegt wird. Tierschützer sehen darin eine Verzögerungstaktik, die Zustände in der Pelztierzucht hätten nichts mit artgerechter Tierhaltung zu tun.

Viele Tiere werden in Deutschland verhätschelt, andere vegetieren - auch unter Rot-Grün - dahin. Ob sich daran alle 20 Millionen Heimtierbesitzer stören, darf bezweifelt werden - aber einige tausend davon werden es schon sein, sonst hätte die Tierschutzpartei keine Achtungserfolge einfahren können. Doch durch die vorgezogene Neuwahl blieb den Kleinparteien kaum Zeit, ihre notwendigen Unterstützungsunterschriften zu sammeln. Auch die auf der Familienpartei-Liste kandidierende ÖDP kann diesmal nur in einigen Bundesländern antreten, was ihre Wahlchancen von vorneherein senkt. Die Wahlkampfkostenerstattung werden die etablierten Parteien unter sich verteilen. Daß das vom Bundesverfassungsgericht nicht als rechtswidrig verworfen wurde, ist erstaunlich. Am 18. September gibt es für Tierfreunde nur eine eingeschränkte Wahl.


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