© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/05 02. September 2005

Frisch gepresst

Demokratische Rechte. Nach der Wiedervereinigung 1990 drängen Intellektuelle an die Öffentlichkeit, die den "Ideen von 1968" den Kampf ansagen. Auch die Kritik an der Vergangenheitsbewältigung, der europäischen Integration und dem Kulturverfall waren und sind Themen einer sogenannten neuen Rechten, die präziser mit dem Etikett demokratisch-konservative Intelligenz zu charakterisieren sei, so der Autor Stefan Winckler. Höchst unterschiedliche Schriften wie den Aufsatz "Anschwellender Bocksgesang", den Sammelband "Die selbstbewußte Nation" und den "Appell zum 8. Mai 1995" diskutiert Winckler in seiner detailreichen Studie. Porträts von Botho Strauß, Rainer Zitelmann, Karlheinz Weißmann, Ulrich Schacht, Heimo Schwilk, Ernst Nolte und Klaus Rainer Röhl skizzieren manchen turbulenten Lebensweg der Hauptakteure, der so gar nicht in das Parteienschema Rechts/Links paßt. Überraschend: Alle - außer dem Literaten Botho Strauß - betrieben zeitgeschichtliche Forschung. Die Studie besticht durch ihren Faktenreichtum, der Anhang wimmelt nur so vor Zeitschriftenquellen und Netzadressen (Die demokratische Rechte. Entstehung, Positionen und Wandlungen einer neuen konservativen Intelligenz. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 2005, 188 Seiten, broschiert, 39 Euro).

 

Antisemitismus. Natürlich haben viele Kampagnen, die unter dem Vorwurf des Antisemitismus gestartet wurden, diesen allenfalls als Vorwand genutzt, um sich des Kampagnenopfers zielsicher und wirkungsvoll zu entledigen - die Fälle Möllemann, Hohmann oder Jenninger stehen dafür als Exempel. Doch unterscheidet Arne Hoffmann in seiner Untersuchung politischer Antisemitismusdebatten zwischen dem Szenario als solchem und dem Faktum judenfeindlicher Einstellungen. Bei den Scharfrichtern gegenüber den vermeintlichen Antisemiten glaubt Hoffmann weniger Philosemitismus denn politischen Opportunismus zu erkennen, der sich nur der moralischen Unangreifbarkeit für seine Diskursbeherrschung bemächtige. Gleichzeitig nähre genau diese Haltung, gepaart mit angeblichen oder tatsächlichen Tabus bei der Betrachtung der Politik Israels oder des Holocausts, einen tatsächlichen latenten Antisemitismus (Warum Hohmann geht und Friedman bleibt. Antisemitismusdebatten in Deutschland von Möllemann bis Walser. Edition Antaios. Schnellroda 2005, 302 Seiten, broschiert, 24 Euro).


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