© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/05 19. August 2005

UMWELT
Weder Öko noch logisch
Volker Kempf

Naturschutz ist keine luxuriöse Kapriole", warnt der Naturschutzbund (Nabu), "die man sich leisten kann, wenn die ökonomische Ernte eingefahren ist." Dies sei eine "zentrale Aufgabe zur Sicherung unserer aller Lebensgrundlagen". Damit wirbt auch Rot-Grün. Doch was haben die sieben Regierungsjahre gebracht? Gewiß, heißt es da im Nabu-Magazin Naturschutz heute: Rot-Grün ist gescheitert. Eine Mischung aus "Selbstüberschätzung, rhetorischer Reformüberhitzung und handwerklicher Beschränktheit" wird dafür verantwortlich gemacht. Aber "Umwelt- und Agrarpolitik" lägen "insgesamt auf der Habenseite von Rot-Grün". Der Atomausstieg, der eher ein Atomauslauf ist, wird gelobt, weil er den gesellschaftlichen Konsens markiere, welchen eine Nachfolgeregierung nicht einfach auflösen könne. Andererseits wird bemerkt, daß ausgerechnet die CDU-FDP-Koalition in NRW "endlich mit dem ernsthaften Abbau der ebenso klima- wie innovationsfeindlichen Kohlesubvention beginnen will".

Nicht immer ist Naturschutz schematisch in politische Lager einzuordnen. Aber Rot-Grün hat zur Windkraft gestanden, was keineswegs auf Landschaftsverschandelung reduziert werden könne, sondern eine "notwendige Förderung wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts" sei. Hier spielt ein Naturschutzverband die Landschaft gegen energetische Ressourcen aus, ohne nach der Verhältnismäßigkeit zu fragen.

Bevölkerungsfragen werden erst gar nicht thematisiert. Einerseits liefe das auf Zuzugsbegrenzung hin, andererseits auch auf einen Abschied von der Forcierung der Geburtenrate. Das würde weder Rot-Grün noch den Bürgerlichen schmecken, wäre aber Öko und logisch.


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