© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/05 19. August 2005

Eigentore
von Paul Rosen

Wer gut startet, muß noch lange nicht als erster durchs Ziel gehen. Diese Erfahrung macht die Union gerade. Nach der nordrhein-westfälischen Landtagswahl im Mai schien der Sieg sicher in der Tasche zu sein. Die Union lag bei 50 Prozent. Seit der offiziellen Eröffnung des Wahlkampfes Ende Juli in München häufen sich jedoch die Fehler im Wahlkampf. Zunächst brachte Kanzlerkandidatin Angela Merkel Brutto und Netto durcheinander. Da ein Unglück selten allein kommt, machte sie diesen Fehler gleich zweimal.

Die nächsten Fehler machten andere: Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm erzielte mit seinem Hinweis, einer der Gründe für den neunfachen Babymord in Brandenburg sei die "erzwungene Proletarisierung" in der DDR gewesen, ein klassisches Eigentor. Wenige Tage danach schoß auch Ex-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber in die falsche Richtung. Seine Bemerkung über die frustrierten Wähler im Osten wurde dank einer geschickten Verbreitung unvollständiger Zitate mißverstanden - und nach der Vorlage von Schönbohm auch nur zu gerne mißverstanden.

Die Union steht jetzt vor dem Problem, daß sie sich gegenüber den Wählern in den neuen Bundesländern rechtfertigen muß. Intern wird bereits damit gerechnet, daß die Aktionen von Stoiber und Schönbohm ein bis zwei Prozentpunkte in den neuen Bundesländern kosten werden. Damit könnte die Bundestagswahl tatsächlich im Osten entschieden werden. Da nutzt Merkel auch ihr zuletzt guter Fernsehauftritt bei Maybritt Illner im ZDF wenig.


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