© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/05 29. Juli / 05. August 2005

Perpetuum horribile
Die x-te USA-Anklage
Werner Olles

Bücher über die teils geheimen, teils offenen politischen, militärischen, geostrategischen und ökonomischen Ziele des US-amerikanischen Imperialismus sind inzwischen Legion. Dennoch kommen in schöner Regelmäßigkeit Monat für Monat neue hinzu, was dann allerdings dazu führt, daß kaum noch wirkliche Neuigkeiten mitgeteilt werden, sondern der Leser im Prinzip mit den immer wieder gleichen - zumeist gewiß berechtigten - Vorwürfen an die US-Regierung konfrontiert wird. Seit George W. Bush an die Spitze wiedergewählt wurde, ist in dieser Hinsicht nun überhaupt kein Halten mehr, und man muß bestimmt kein unkritischer Apologet des US-Präsidenten und seiner in der Tat leider oft genug kriegerischen Politik sein, um den Großteil der Literatur zu dieser ziemlich abgenudelten Thematik nur noch als langweilig zu empfinden.

So erging es dem Rezensenten dann auch bei Michael Mandels "Pax Pentagon". Der Autor, ein kanadischer Rechtswissenschaftler von der York Universität in Toronto, analysiert in seinem Buch die internationale Debatte um die ethischen und völkerrechtlichen Aspekte der Kriege im Kosovo, in Afghanistan und im Irak. Nach Völkerrecht und UN-Charta hätte jeder dieser illegalen Kriege als "größtes internationales Verbrechen" eingestuft werden müssen, doch die von den Vereinten Nationen eingesetzten Kriegsverbrechertribunale klagten indes immer nur Amerikas Feinde, aber niemals die USA und deren Verbündete wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an.

Insoweit ist Mandel zuzustimmen. Ethisch und juristisch bedenklich ist hingegen seine Kritik an den Nürnberger Prozessen, wenn er schreibt, daß "selbst die Hinrichtung von 50.000 führenden Nazis und Regimeanhängern die deutsche Schuld nicht gesühnt hätte" und der Churchill zu verdankende "Sieg der weichen Linie ein dauerhafter Frevel war". Politisch korrekt fällt ebenfalls seine Analyse des Falls Augusto Pinochet aus, während er die von den USA gedeckten völkerrechtswidrigen Aktivitäten Israels in den besetzten Gebieten seltsamerweise völlig unerwähnt läßt.

Michael Mandel: Pax Pentagon. Wie die USA der Welt den Krieg als Frieden verkaufen. Zweitausendeins, Frankfurt 2OO5. 441 Seiten, broschiert, 15 Euro


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