© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/05 29. Juli / 05. August 2005

Komödie zum Heulen
Debil und spracharm: "Siegfried" mit Tom Gerhardt
Clemens Walter

Der Nibelungenmythos taugt im deutschen Gegenwartskino augenscheinlich nur als Comedyvorlage. Im vorliegenden Fall trifft die Speerspitze aber nicht in den Rücken von "Siegfried" (so der Filmtitel), sondern in das Herz jedes halbwegs intelligenten Kinogängers. Gespielt wird "Siggi" vom Komiker Tom Gerhardt, der allwöchentlich in der Serie "Hausmeister Krause" sein Revier verteidigt. Dessen Grenzen hat er nun auch im Reich der Nibelungen markiert unter der Regie von Sven Unterwaldt ("7 Zwerge").

Einzig Drachen, Blatt und Schatz sind als Rudimente der Nibelungensaga für das Drehbuch übriggeblieben. Urszene des Films, deren Symbolcharakter sich im Verlauf der 89 Minuten entfaltet, ist die einen Weidenkorb durchstoßende Babyfaust Siegfrieds. Dieses Bild, gepaart mit dem zwischen Naivität und Debilität schwankenden Blick Gerhardts und seiner Spracharmut, erinnert unwillkürlich mehr an den jungen Boris Becker als einen heldenhaften Drachentöter. Der Rest sind Kalauer, die an den Fingern einer Hand abgezählt werden können. So soll Alberich das Schlußwort haben: "Da haben wir Scheiße gebaut, und da müssen wir zu stehen."


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