© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/05 22. Juli 2005

Frisch gepresst

Zukunft Asien. Vor etwa zwanzig Jahren machte sich eine Gruppe von asiatischen Staaten auf, wirtschaftlich von ihrem Dritte-Welt-Status zu Industrienationen aufzusteigen. Tatsächlich war dieser Aufbruch der sogenannten Tiger-Staaten beeindruckend, bis ihr Gründerkrach diese Entwicklung bremste - mit spürbaren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Der fiktive Gründerkrach im Reich der Mitte, den Karl Pilny seiner Betrachtung der kommenden Supermächte China und Japan voranstellt, dürfte neben schwerwiegenden politischen Verwerfungen wegen der ungeheuren finanzpolitischen Verquickung mit der weltwichtigsten Volkswirtschaft in den USA auch ungleich größere Auswirkungen für die globale Konjunktur haben. Daß dieser Krach wahrscheinlich ist, darauf deutet sowohl das steigende Ungleichgewicht an Lebensstandard und Vermögen innerhalb des Riesenreiches wie auch die kommunistischen Machtstrukturen hin, die sich auch den Einflüssen der Globalisierung stellen müssen. Langfristig - im Ausblick auf 2030 - werden Kilnys entwickelten Szenarien aber nichts an der Tatsache ändern, daß die bevölkerungsreichste Region der Erde auch wirtschaftlich bestimmend sein wird. Interessant ist die dominante Rolle Japans, einer ähnlich stagnierenden Gesellschaft wie jene in Europa, die Kilny auch in einigen Jahrzehnten erkennen will (Das asiatische Jahrhundert. China und Japan auf dem Weg zur neuen Weltmacht. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2005, 340 Seiten, gebunden, 24,90 Euro).

Freiheit als Wert. Der Demoskop Thomas Petersen und der Bonner Politikwissenschaftler Tilman Meyer gehen der Frage nach, inwieweit die Deutschen "frei-heitsorientiert" seien. Als Indikatoren für ihre Analyse beziehen sich Petersen und Meyer auf Erhebungen, in denen Deutsche ihre Anforderungen an staatliche Institutionen artikulierten, sei es im Anspruch auf Rechtsstaatlichkeit, Sicherheit oder Freiheit von sozialer Not. Die Grundlage ihrer Definition von Freiheit ist also eher libertär als antiautoritär. Und tatsächlich scheint hierzulande nach diesen libertären Maßstäben die Sehnsucht nach Freiheit eher unterentwickelt zu sein (Der Wert der Freiheit. Deutschland vor einem neuen Wertewandel? Herder Verlag, Freiburg 2005, 152 Seiten, broschiert, 15 Euro).

Rechtsextremismus. Der Anspruch der Bertelsmann Stiftung auf zivilgesellschaftliches Engagement und ihre politische Arbeit in diese Richtung wurde nicht zuletzt im Buch von Frank Böckelmann und Hersch Fischler kritisch porträtiert (JF 26/05). Zu diesem Kampf für Demokratie und Toleranz gehörten natürlich auch "Programme gegen Rechts", wie Heribert Meffert, Vorsitzender der Bertelsmann Stiftung, im Vorwort der jüngsten Untersuchung anführt. So krankt auch diese Arbeit daran, daß man schon bei der Analyse des Faktums über Definitionfragen stolpert (Strategien gegen Rechtsextremismus. Band 1: Ergebnisse der Recherche. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2005, 208 Seiten, broschiert, 25 Euro).


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