© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/05 22. Juli 2005

UMWELT
Im Rhein kann man wieder baden
Volker Kempf

Kurz nach dem letzten Krieg war der Rhein so sauber, daß ich in der Nähe von Koblenz ein Bad im Fluß nehmen konnte. Wer heute den Rhein sieht, wird bei dieser Feststellung nur ungläubig den Kopf schütteln", schrieb der Chemiker Hans-Heinrich Vogt 1974 in seinem Buch Umweltforschung. Damals brauchte man nicht mal den Sachverstand eines Chemikers, um besser nicht im Rhein zu baden - Augen und Nase reichten aus. Noch in den achtziger Jahren konnte man Fische mit Pilzen an der Wasseroberfläche dahinvegetieren sehen.

Man konnte im Rhein baden - solange man das Wasser nicht verschluckte und sich hinterher duschte. In den neunziger Jahren, nach Investitionen in technische Maßnahmen, wurde es deutlich besser - was der damalige Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) mit seinem Durchschwimmen des Rheins (im Neoprenanzug) symbolisch beweisen wollte. Inzwischen ist es noch besser geworden - und so fand am 17. Juli der europäische Flußbadetag (www.bigjump.org) statt. Damit wurde auch am Rhein mancherorts offiziell zum Baden eingeladen, mit Festen und Kinderprogrammen. Die Geschichte des Rheins ist ein Beispiel dafür, was mit etwas gutem Willen erreicht werden kann.

Leider ist es in anderen Bereichen nicht mit einigen technischen Maßnahmen getan, um den Verzehr unserer Lebensgrundlagen zu stoppen. Man denke allein an die Folgen der weiterhin hohen materiellen Ansprüche in der EU, Japan und den USA sowie an die Entwicklung in China und Indien, die den Verbrauch an Ressourcen und Energie zusätzlich in die Höhe treiben. Hier ein böses Erwachen abzusehen - dazu braucht man nur ein nüchterner Rechner zu sein.


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