© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/05 22. Juli 2005

Aufgeschnappt
Odeur du socialisme
Matthias Bäkermann

Während ganz Deutschland über die schlechte Wirtschaftssituation, die mangelnde Binnennachfrage, hohe Arbeitslosigkeit etc. jammert, packt ausgerechnet im strukturschwachen Brandenburg einen 33jährigen der Unternehmergeist. Ohne große Investitionen für Produktionsmittel aufzuwenden, begnügt sich der Eisenhüttenstädter Thorsten Jahn mit den in seinem Umfeld zur Verfügung stehenden Mitteln - alten DDR-Konservendosen, Wattebäuschen, Zweitaktgemisch und dem im Hinterhof parkenden Trabant. Der Wattebausch wird nur kurze Zeit vor den Auspuff des knatternden Trabbis gehalten und duftgeschwängert in der Konserve verschweißt. Damit beglückt der Jungunternehmer aus der früheren sozialistischen Vorzeigesiedlung "Stalinstadt" alle Ostalgiker.

Diese können sich nämlich bei Jahn mit dem seit Jahren vermißten typischen DDR-Geruch eindecken, der bis 1990 in Städten zwischen Zittau und Saßnitz allgegenwärtig war - für den allerdings eher unsozialistischen Preis von 3,98 Euro pro Dose. Über seinen eigenen Internet-Versandhandel "osthits.de" hat Jahn bereits Kunden in Italien und Kanada gewonnen. Allerdings steht zu befürchten, daß der findige Firmengründer durch den Verstoß gegen irgendeine Emissionsschutzverordnung in seinem Engagement gebremst werden könnte, die Umwelt mit dem "Odeur du socialisme" zu beglücken.


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