© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/05 15. Juli 2005

Meldungen

Ralf Rothmann erhält Heinrich-Böll-Preis

KÖLN. Der Schriftsteller Ralf Rothmann bekommt für die "große humanistische Kraft seiner Bücher" den Heinrich-Böll-Preis 2005 der Stadt Köln. Der 52jährige Rothmann verbinde wie kein anderer seiner Generation Poesie und Realismus, Erinnerungen und Gegenwart, heißt es in der Begründung. Der Autor erzähle ohne vordergründige Parteinahme von den Nöten, Sorgen und Träumen arbeitender Menschen, begründete die Jury ihre Entscheidung. Damit stehe er in der Tradition des Schriftstellers Heinrich Böll. Rothmann wuchs als Sohn eines Bergarbeiters im Ruhrgebiet auf. 1984 erschien sein Gedichtband "Kratzer". In seinen Romanen "Stier" (1991), "Milch und Kohle" (2000) und "Junges Licht" (2004) bewahre er eine in Schutt und Kohlenstaub versunkene Welt vor dem Vergessen, urteilte die Jury. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert und wird am 2. Dezember im Historischen Rathaus der Stadt Köln übergeben. Rothmann wurde 2001 bereits mit dem Hermann-Lenz-Preis und im vorigen Jahr mit dem Wilhelm-Raabe-Literatur-Preis ausgezeichnet.

 

Königsberg stellt aus in Kaliningrad

DUISBURG. Im Deutsch-Russischen Haus (DRH), in der seit einigen Tagen den Namen Immanuel Kants tragenden Universität und im Museum für Kunst und Geschichte in Kaliningrad werden die Veranstaltungen stattfinden, die die Stadtgemeinschaft Königsberg zum 750jährigen Jubiläum am Pregel ausrichtet. Der neue Königsberger Bürgerbrief (Nr. 65/2005) bietet das aktuelle Programm, das wesentlich aus Gottesdiensten und Konzerten besteht. Ganz im Sinne der neuen Deutung Jürgen Mantheys, der Königsberg als "Weltbürgerrepublik" preist (JF 28/05), präsentiert das Duisburger "Museum Stadt Königsberg" eine Ausstellung im DRH "Königsberger Demokraten des 18. bis 20. Jahrhunderts: Von Immanuel Kant bis zu Carl Goerdeler". Obwohl mit dem Nimbus des Märtyrers versehen, der im Widerstand gegen die NS-Herrschaft nach dem 20. Juli 1944 sein Leben ließ, war Goerdeler als entschiedener Deutschnationaler gewiß kein Musterdemokrat. Doch diese Art vereinnahmender Traditionserfindung dokumentiert anschaulich, wie dankbar die Stadtgemeinschaft Mantheys rückwärtsgewandte kosmopolitische Utopie, die sich in diesem Heft in der Kurzfassung einer Duisburger Gedenkrede wiederfindet, inzwischen aufgenommen hat.


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