© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/05 15. Juli 2005

UMWELT
"Ministerin nicht gut zu Vögeln"
Volker Kempf

Die People for the Ethical Treatment of Animals (Peta) sind immer für originelle Aktionen gut - etwa Anti-Pelzkampagnen mit nackten Aktivisten auf Straßen und in Kaufhäusern. Man schreckt vor nichts zurück, um Aufmerksamkeit zu erregen. Nun fordert Peta den Rücktritt der österreichischen Ministerin Maria Rauch-Kallat, weil sie "nicht gut zu Vögeln" sei. Gemeint ist der Umstand, daß die ÖVP-Politikerin für eine Verordnung verantwortlich zeichnet, die den Singvogelfang in Oberösterreich für zulässig erklärt. Diese Verordnung verstößt Peta zufolge gegen EU-Richtlinien. Die Einspruchsfrist endet am 22. Juli.

Also muß rechtzeitig auf das Problem aufmerksam gemacht werden. Peta-Aktivisten haben dazu als bunte Vögel verkleidet mit dem genannten Spruch vor ihrem Ministerium demonstriert. Beim Vogelfang werden Gimpel, Zeisig, Kreuzschnabel und Stieglitz zunächst mit Netzen und Fallen gefangen, um sie dann in winzigen Käfigen in der Adventszeit öffentlich auszustellen und sie im Frühjahr, sofern sie noch am Leben sind, wieder freizulassen. Der Vogelfang diene ausschließlich der Traditionspflege und der Freude am Fangen wilder Tiere. Nach Auffassung von Sachverständigen kämen die Vögel wie folgt zu Schaden: Durch den Fang in Netzen und Fallen verletzen die Tiere sich häufig an Flügeln und Kopf und erleiden einen Schock; durch das Einsperren in die Käfige und die jahrmarktähnlichen Ausstellungen erleiden die scheuen Wildtiere ebenfalls Panikzustände. Wenn sie nach den monatelangen Qualen wieder freigelassen werden, würden sie ihre Fähigkeit zur natürlichen Nahrungssuche verlernen und meist Tage später sterben. Und das muß wirklich nicht sein.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen