© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/05 08. Juli 2005

Frisch gepresst

Bundeswehr. Unsere Streitkräfte haben runden Geburtstag - eigentlich erst am 12. November. Dieses Datum wurde 1955 bewußt gewählt, denn an diesem Tag wäre der große preußische Heeresreformer Gerhard Johann von Scharnhorst 200 Jahre alt geworden. Traditionsvergessen, wie die heutige Bundeswehr ist, wird statt dessen 2005 der fünfzigste Jahrestag der Umbenennung des "Amtes Blank" in Verteidigungsministerium als Geburtstag gewürdigt. Die Rundfunkjournalisten Rolf Clement und Paul Elmar Jöris haben im Kanon der Veröffentlichungen eine wahrhaft farbenprächtige Heerschau erstellt, die aber mehr einer Bestandsanalyse ähnelt als einer historischen Reflexion. Geschichtlich dominiert die militärisch-politische Rolle der Bundeswehr innerhalb der Nato , was natürlich richtig ist, dem Leser allerdings eine Reflexion der Armee innerhalb seiner Gesellschaft vorenthält. So erlaubt der durchweg in Dur gestimmte Rückblick kaum Einblicke in interne Spannungen, die in der Armee im Wandel seit 1955 stets latent waren - um von offenen Skandalen gar nicht erst zu sprechen (50 Jahre Bundeswehr 1955-2005. Verlag Mittler & Sohn, Hamburg 2005, 288 Seiten, Abbildungen, gebunden, 29,80 Euro).

 

Sonderwege. Die Kritik an den heute mehrheitlich angewandten Methoden der Geschichtsaufarbeitung ist nicht neu. Hellmut Diwald und Ernst Nolte, um nur zwei Namen zu nennen, haben wiederholt auf die Gefahren hingewiesen, die sich aus einer politischen und moralischen Instrumentalisierung dieser Wissenschaft ergeben. Der 1933 in Halberstadt geborene Historiker Wolf Kalz versucht zu belegen, daß die primäre Ursache dieser Fehlentwicklungen in der "Ideologie des deutschen Sonderwegs" (Lindenblatt Media Verlag Künzell 2004, 321 Seiten) liegt. Da jedoch der Verehrer des Historikers Leopold von Ranke nur im ersten Teil seines Werkes Herkunft und Auswirkungen der "Sonderwegs"-Theorie analysiert, sich ansonsten jedoch nur sehr allgemein über "Modalitäten zu Fälschungen, zu Lügen und Legenden" ergeht, gelingt der Nachweis bruchstückhaft.


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