© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/05 08. Juli 2005

Meldungen

Auf dem Weltmarkt Nischen suchen

CHAM. Für den bayerischen Schriftsteller und Unternehmer Ernst-Wilhelm Händler ist die Globalisierung nicht der Grund für die Wirtschaftskrise. "Wir verzeichnen einen Wohlstandsverlust in Verbindung mit einer hohen Zahl von Arbeitslosen", erklärte der 51jährige Philosoph letzte Woche in der Zeit. "Bislang hatte Deutschland immer einen Vorsprung auf dem Gebiet der Technik, niemals auf dem Gebiet der rationellen Massenproduktion. Hier sind Produkte in einer Qualität gefertigt worden, die woanders nicht zustande gebracht wurde", so Händler. "Wir haben kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Das ist der Grund für den Wohlstandsverlust, nicht der 'Heuschrecken'-Kapitalismus." Die Deutschen müßten auf dem Weltmarkt Nischen suchen und "versuchen, Geist zu produzieren, Intelligenz jeglicher Art. Egal, ob das Sinologie ist oder Halbleitertechnik". Nötig seien Investitionen in Bildung, Wissenschaft und Kultur, wie in Skandinavien: "Nicht mehr ein Lehrer auf 30 Schüler, sondern ein Lehrer auf 15 Schüler", forderte Händler. "Wir dagegen subventionieren Windenergie, fördern Filme."

 

Steigende Preise für fossile Energieträger

KIEL. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hält eine Verdopplung der Erdölpreise für möglich. "Unter ungünstigen Bedingungen kann auch die 100-Dollar-Marke überschritten werden. Wir müssen uns nur vorstellen, daß die Weltwirtschaft um drei oder vier Prozent pro Jahr wächst, die Gewalt im Irak auf den wichtigsten Ölförderer Saudi-Arabien übergreift und sich die politische Lage in Rußland verschlechtert", erläuterte der Chef der IfW-Abteilung für Umweltökonomie, Gernot Klepper, in der Berliner Zeitung. "Die Nachfrage nach fossilen Energieträgern nimmt zu, weil die Einkommen in der Welt steigen und Alternativen für Öl, Gas und Kohle im großen Umfang nicht in Sicht sind." Die Konsumenten reagierten, indem sie ihren Verbrauch reduzierten. Die Politik sollte diese Anpassungsprozesse aktiv unterstützen, etwa durch Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder Ökostromförderung. Deutschland könne seinen Energiebedarf aber niemals nur aus Bioenergie, Wind- oder Sonnenkraft decken. Die hohen Preise für fossile Energieträger seien "kein Ergebnis anonymer Spekulation, sondern Ergebnis langfristiger weltwirtschaftlicher Wachstumsprozesse", meinte Klepper.


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