© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/05 08. Juli 2005

Neuer Kolonialismus
von Peter Lattas

Entwicklungshilfe" ist eine andere Form von Kolonialismus. Sie entwickelt nicht die Länder, in die sie fließt, sondern die Korruption der lokalen Eliten oder die Apparate der "Nichtregierungsorganisationen", die sich dort breitmachen. Die alten Kolonialmächte sichern sich mit diesem Instrument politischen und wirtschaftlichen Einfluß in ihren Ex-Kolonien. Nicht anders verhält es sich mit dem großzügigen Gewähren und Erlassen von Schulden: Beides hilft nicht den notleidenden Völkern, sondern ihren korrupten Machthabern und ihren Partnern in den Industriestaaten. Besonders wenn Bedingungen daran geknüpft sind wie die vorbehaltlose Öffnung der eigenen Märkte. Der einzige nachhaltige Effekt des Almosenverteilens ist die Vernichtung der existierenden lokalen Wirtschaftsstrukturen.

Wollte man den Entwicklungsländern wirklich helfen, sollte man ihnen gleichen Zugang zu den westlichen Märkten geben und die Zollfestungen um Europa und Nordamerika aufbrechen, fordern die Weitblickenderen unter den Vertretern dieser Länder. Die Großen der Welt, die derzeit auf dem G8-Gipfel über "Entwicklungshilfe" und Schuldenerlaß beraten, haben daran kein Interesse. Briten und Amerikanern geht es darum, das Terrain für ihren neuen westlichen Wirtschaftsimperialismus zu bereiten. Deutsche und andere Gutgläubige sollen mit dem Verzicht auf erhebliche Außenstände dafür bezahlen. Das nützt weder dem heimischen Steuerzahler noch dem hungrigen Afrikaner. Das sollten deutsche Politiker bedenken, bevor sie irgendwelche Zusagen machen.


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