© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/05 17. Juni 2005

Schlagabtausch zwischen zwei Unversöhnlichen
Streitkultur: Götz Kubitschek, Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik, widerspricht Hans-Hermann Hoppe
Wiggo Mann

Wenn Sabine Christiansen zum Schlagabtausch lädt, kommt es nie zum Duell: Die Positionen derjenigen, die mitdiskutieren dürfen, liegen stets zu dicht beieinander. Dennoch werden solche Fernseh-Scheingefechte als Reifeprüfung für die demokratische Kultur in Deutschland gewertet. Wie sehr allerdings die Herabwürdigung politisch unliebsamer Themen und Referenten zu einem rein formalen Akt geworden ist, zeigte sich am vergangenen Wochenende in Greifswald: Die Burschenschaft Markomannia hatte zu einer Diskussionsveranstaltung ins Audimax der Ernst-Moritz-Arndt-Universität geladen.

Nach Mobilmachung durch die örtliche Antifa schaltete sich die Ostsee-Zeitung (OZ) ein und wies den Universitätskanzler Thomas Behrens auf den "heiklen" Hintergrund eines der beiden Referenten hin: Götz Kubitschek, Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik und vormals Redakteur der JUNGEN FREIHEIT, habe als "rechter Intellektueller" zu gelten, da der Verfassungsschutzbericht NRW die JF "beobachte". Die Uni-Leitung suchte und fand rasch eine von der OZ spitzbübisch "elegant" genannte Lösung: Bei der Raumzuteilung an die Burschenschaft sei übersehen worden, daß das Audimax für ein Studentenfestival benötigt werde. Die Veranstalter hatten in die Räume der Burschenschaft auszuweichen.

Ob es nun an jener Kampagne lag oder an dem doch recht speziell klingenden Titel des Rededuells ("Die konservativ-libertäre Sezession") - neben Kamerateams, die außen vor bleiben mußten, fanden sich nur rund zwei Dutzend Zuhörer zum fünfstündigen Schlagabtausch zwischen Marktfetischist Hans-Hermann Hoppe und Etatist Kubitschek ein.

Dabei hätte die Auseinandersetzung ein größeres Publikum verdient gehabt: Nachdem zunächst Hoppe sein libertäres System und Kubitschek die Unverzichtbarkeit des Staates in Vorträgen ausgebreitet hatten, drang man in der Diskussion rasch zum unversöhnlichen Kern zwischen beiden Auffassungen vor.

Wenn Hoppe die Erklärbarkeit und die Machbarkeit der Welt durch seinen Anarchokapitalismus behauptete, setzte Kubitschek die Geschichte als Beweis für das Scheitern jedes widerspruchsfreien Systems dagegen und zog sich unter Verweis auf Arnold Gehlen gegen die Konzeption des "Neuen Menschen" libertären Zuschnitts auf den "Menschen als problematisches Mängelwesen" zurück.

Wo Hoppe über die Konstruktion libertärer Gesellschaften und über die Außenverteidigung durch Versicherungsfirmen theoretisierte, stellte Kubitschek die Frage nach dem ganz konkreten Ernstfall und der Fähigkeit, diesen im Sinne Carl Schmitts machtvoll zu meistern. Dabei betonte er immer wieder, daß sich der Mensch in existentieller Situation nicht auf einen vernünftigen, den Profit verschiedener Möglichkeiten abwägenden Krämer reduzieren lasse.

Leider wich Hoppe an solchen Punkten oft aus, vielleicht auch - um im Gegensatz zu Kubitschek - eher das Gemeinsame zu betonen: die Kritik am quasisozialistischen Gebilde BRD mit seiner Regelungswut, seiner Überversorgung und seiner ausbeuterischen Aufblähung aller Verwaltungsorgane. Von einer möglichen gemeinsamen Wegstrecke sprach deshalb auch Kubitschek.

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